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Der Eden Effekt

Titel: Der Eden Effekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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auf Teilen deines Modells.«
    Er kniff die Augen zusammen. »Sicher, du hast das Grundmodell entwickelt. Mein Beitrag lag darin, zu untersuchen, wie man es so nutzen kann, dass es der realen Welt Nutzen bringt. Eine Möglichkeit, das Leben der Menschen zu verbessern.«
    »Diese ECSITE-Corporation? Was ist das genau für ein Unternehmen?«
    »ECSITE ist auf internationale Investitionen spezialisiert – auf Investoren, die in den Entwicklungsländern nach guten Anlagemöglichkeiten suchen. Sie haben festgestellt, dass Ökonomie eine Sache ist und Politik eine andere. Sie sehen einen Vorteil darin, die Menschen zu verstehen. Die meisten Investmentunternehmen haben keinen Sinn für die Kultur der Einheimischen oder die Frage, wie sich ein plötzlicher Kapitalfluss oder neue Technologien auf eine Stammes- oder Sippengesellschaft auswirken. Du erinnerst dich an die Traktor-Studie aus dem Tschad?«
    »Klar. Traktoren im Wert mehrerer Millionen Dollar wurden in ein Gebiet geliefert, wo dank neu gebohrter Brunnen Wasser für die Landwirtschaft zur Verfügung stand. Allerdings fehlte die Infrastruktur, um Kraftstoff zu transportieren, und auch die technischen Fähigkeiten, um die Traktoren zu warten. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass die in Illinois hergestellten Ersatzteile nicht in den lokalen Souks lagerten. Jetzt rosten dort Traktoren im Wert mehrerer Millionen Dollar in der Sonne, während die Felder von Rindern mit jungsteinzeitlichen Holzpflügen bearbeitet werden.«
    »Stell dir vor, dieses Modell wäre noch komplexer, und es ginge darum, ein indonesisches Dorf zu urbanisieren, Schnellstraßen, Supermärkte und dergleichen zu bauen.«
    »Der traditionelle Tauschhandel bricht zusammen. Verpflichtungen innerhalb der Familien, die früher ohne weiteres erfüllt wurden, werden nicht mehr respektiert. Handelsverbindungen brechen ab. Großfamilien zerfallen. Die Älteren werden ihrem Schicksal überlassen und verhungern; Menschen ohne Ausbildung und Arbeit rutschen in die Kriminalität, die Prostitution und den Drogenmissbrauch ab. Das ganze System ist von Grund auf gestört.«
    »Wäre es nicht fantastisch, so etwas zu wissen, ehe man Milliarden für den Bau einer Stadt dort investiert?«
    Anika musterte Mark und dachte im Stillen über die von ihm vorgeschlagene Anwendung des Modells nach. Sie konnte den potenziellen Nutzen nicht abstreiten. »Wenn das alles stimmt, warum machst du dann so ein schuldbewusstes Gesicht?«
    »Wieso schuldbewusst?«
    »Als hättest du jemanden betrogen. Diesen Blick kenne ich. Genauso hast du ausgesehen, als du Denise betrogen hast. Und mich.«
    Um ihrem Blick auszuweichen, zupfte Mark wieder an seinen Manschetten. »Ich weiß, dass ich Fehler gemacht habe, aber ich habe versucht, sie wiedergutzumachen. Ich hoffe, du bist froh, dass ich dir diesen Job besorgt habe.« Er hob die Hand, um ihren Protest zurückzuweisen. »Damit ist ein Teil des Problems gelöst.«
    »Das bin ich?«, nahm sie an.
    Er lächelte schüchtern. »Du bringst das Schlechteste in mir zum Vorschein. Nimm den Job, treibe die Forschung voran, und selbst wenn du an der Universität bleibst, kannst du nach zwei Jahren deine eigenen Bedingungen stellen.«
    »Das hört sich fast nach einem Abschied an.«
    »Vermutlich.« Mark schaute auf den Schreibtisch. »Meine Zukunft liegt in Europa.«
    »Irgendetwas stimmt da nicht, Mark.«
    »He, ich habe den Vertrag schon unterschrieben.« Er schaute sie besänftigend an. »Den Versuch ist es wert, oder? Es wäre doch gut, wenn das Modell, dein Modell, der angewandten Anthropologie ein Instrument an die Hand gibt, um die oftmals nachteiligen Auswirkungen des Fortschritts in labilen Gesellschaften zu vermeiden, oder? Sollte man es nicht wenigstens versuchen?«
    »Ich hoffe, du weißt, was du tust.«
    »Wenn es funktioniert, wird dein Modell die Welt verändern.«
    Anika verkniff sich eine bissige Erwiderung. »Sicher. Dann gib mir jetzt am besten mal deine Aufzeichnungen. In zwei Stunden muss ich dein Seminar für angewandte Anthropologie geben. Ich muss mich vorbereiten, damit ich weiß, was ich den Studenten erzählen soll.«
    Maureen beobachtete Dusty, der in ihrem Zimmer im ersten Stock des Tucson’s Hilton Garden Inn hin und her lief und die Sonnenbrille durch die Luft schwang. Ein vertrautes Stirnrunzeln verriet seine Gedanken, als er über alles nachdachte, was Zoah ihnen erzählt hatte. »Jemand kann mit mathematischen Berechnungen den Zusammenbruch einer Nation

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