Der Eden Effekt
Fall Stewart mit! Das ist eine Order.«
Maureen legte auf und starrte auf das Telefon. »Die Chinesen?«
5. KAPITEL
DER DENVER INTERNATIONAL AIRPORT versetzte Mark Schott immer wieder in Erstaunen. Wer hätte gedacht, dass man einen Flughafen unter einem riesigen Zelt bauen konnte? Und dann auch noch in den Rocky Mountains, wo die Winter ausgesprochen streng waren.
Nachdem er die Sicherheitsschleuse passiert hatte, zog er die Schuhe wieder an, nahm seine Tasche sowie das Kleingeld und drehte sich um. Denise und die Jungen standen auf der oberen Ebene. Will schaute ihn verzweifelt an. Der kleine Jake hatte Tränen in den Augen. Denise sah aus, als würde sie es nicht mehr lange durchhalten, ihrem Mann ständig grimmige Blicke zuzuwerfen.
Es ist ja nicht für ewig , sagte sich Mark und winkte ein letztes Mal, ehe er mit dem Aufzug hinunter zu den Bahngleisen fuhr. Zu Marks Verwunderung erwartete Simon Gunter ihn dort. Der Mann sah in seinem grauen Seidenanzug an diesem Ort so fehl am Platz aus wie ein Maschinengewehr auf einem Kinderspielplatz.
Mark verdrängte den Gedanken an den letzten heftigen Wortwechsel mit Denise und dachte: Bald werde ich auch so einen Anzug haben. Vielleicht von Tom Ford, maßgeschneidert.
»Hallo, Simon!« Er reichte ihm die Hand. »Ich dachte, wir treffen uns erst im Flugzeug.«
»Ihre Frau und Ihre Kinder haben Sie begleitet?«, fragte Gunter, anstatt die Begrüßung zu erwidern.
»Ja. Denise hat mich zum Flughafen gefahren. Die Jungen sind total durcheinander.«
»Folgt Ihre Familie Ihnen bald nach München?«
Gunters eindringlicher Blick machte Mark nervös. Was hatte dieser Typ an sich, dass ihm ständig kalte Schauer über den Rücken liefen? »Die Jungen haben noch drei Wochen Schule. Denise hat Verpflichtungen. Ja ... doch. Wahrscheinlich Ende des Sommers.«
»Hat Denise Verständnis für Ihre Arbeit? Unterstützt sie Sie?«
»Machen Sie Scherze? Als wir uns kennengelernt haben, hat sie Englisch studiert und ein Anthropologie-Seminar als Wahlfach belegt. Ehrlich gesagt glaube ich, sie hat das College nur besucht, um sich einen erfolgreichen Ehemann zu angeln. Nach unserer Hochzeit brach sie das Studium sofort ab. Sie wollte Kinder haben. Es gefällt ihr, die Frau eines Professors zu sein. Sie engagiert sich ehrenamtlich und ist an der Schule der Jungen aktiv. Der Umzug würde ihr ganzes Leben auf den Kopf stellen.«
Gunter nickte, als sie sich zu der Menge gesellten, die in den Zug stieg. »Es gibt viele Dinge, die man berücksichtigen muss«, erwiderte er, ohne zu erläutern, was genau er damit meinte.
»Wem sagen Sie das. Freunde, Familie, der Verkauf des Hauses. Welche Schule werden die Jungen besuchen? Sprechen sie dort Englisch? Kommen sie gut mit?«
»Ihre Frau ist nicht glücklich«, meinte Gunter, als die Türen des Zuges sich schlossen.
Mark zuckte verlegen mit den Schultern. »Es kam alles sehr plötzlich.« Das war eine maßlose Untertreibung. Nachdem Mark Denise die Neuigkeit eröffnet hatte, hatten sie sich zwei Tage lang gestritten wie die Kesselflicker.
»Deutschland? Bist du verrückt geworden? Wen zum Teufel kennen wir denn in Deutschland?« Er hatte den Widerhall ihrer schrillen Stimme noch im Ohr.
Mark warf Gunter einen Seitenblick zu. Er würde ihm auf keinen Fall sagen, dass sich Denise rundweg geweigert hatte mitzukommen. Aber wer wusste schon, was die Zukunft brachte? Vielleicht würde sie nachgeben, nachdem sie ein oder zwei Monate getrennt waren. Auch Geld würde wahrscheinlich eine Rolle spielen. Demnächst konnte sie sich alles leisten, was ihr Herz begehrte.
Und wenn sie sich weigerte, nach München zu kommen? Na und! In Deutschland gab es auch hübsche Frauen.
»Dr. Schott?« Gunter riss ihn aus seinen Gedanken. »Hat Sie noch jemand wegen des Modells kontaktiert?«
»Wie meinen Sie das?«
»Vielleicht ein Konkurrent von uns? Eine Behörde?«
»Nein. Wie kommen Sie darauf?« Verdammt! Es gibt noch andere, die Interesse haben? Vielleicht hätte ich mehr Geld verlangen sollen.
»Und mit der Universität läuft alles gut?«, fragte Gunter, ohne die Gegenfrage zu beantworten.
»Wie ich es vermutet hatte. Wissenschaftliche Mitarbeiter helfen mir bei dem Projekt, und wir bekommen Unterstützung vom Fachbereich. Dem Präsidenten gefällt der Gedanke sehr, neue Seminare über prognostische Modelle in den Lehrplan aufzunehmen.«
Gunter musterte Mark mit undurchdringlichem Blick. »Sie haben ihm doch nicht zu viel
Weitere Kostenlose Bücher