Der Eden Effekt
für lange Experimente.« Sie schaute noch einmal auf die Uhr. »Auch wenn Sie Himmel und Hölle in Bewegung setzen müssen, ich brauche bis Freitag eine Antwort.«
»Bis Freitag?«
»Das wäre gut.« Mit diesen Worten drehte die Ministerin sich um und ging mit schnellen Schritten davon, gefolgt von den beiden Protokollführern.
Anika schnappte nach Luft.
Amy Randall stützte sich kampferprobt auf dem Tisch auf. »Okay, irgendwie müssen wir das schaffen. Und wie machen wir das?«
Anika starrte in die Ferne und sah aus, als bekäme sie keine Luft mehr.
»Können wir jeden anrufen, den wir brauchen?«, fragte Maureen. »Haben wir Zugang zu Daten, Computern und Programmierern?«
»Sie haben gehört, was die Außenministerin gesagt hat.«
»Anika? Möchten Sie, dass Fred Zoah kommt?«
Anika schien allmählich aus ihrer Trance zu erwachen und nickte. »Er wird das archäologische Modell sofort verstehen. Und Sie haben gesagt, dass er den Schott-Artikel bereits gelesen hat.«
Randall wandte sich Hart zu. »Schicken Sie ihm ein Flugzeug. Sofort.«
»Agent Hart, er ist ein wenig exzentrisch«, mischte Maureen sich ein. »Könnte gut sein, dass er sein ganzes Büro mitnehmen will.«
»Das kriegen wir schon hin.« Hart klappte sein Handy auf.
»Klimatologen?«, schlug Maureen vor.
Anika nickte. »Gail Wade. Sie arbeitet bei der Wetter- und Ozeanografiebehörde in Boulder.«
»Gut«, sagte Hart. »Wir holen sie her.«
»Und Phil Sinclair«, sagte Anika. »Er hat bei William Ruddiman studiert. Niemand versteht das Anthropozän besser.«
»Das was?«, fragte Randall. »Ist das nicht ein Vorfahre der Menschen? Wie Lucy?«
Maureen erklärte es ihr. »Das Anthropozän. So nennen Klimatologen die letzten elftausend Jahre, seit Menschen tatsächlich Einfluss auf das Klima nehmen.«
»Was soll das heißen, auf das Klima Einfluss nehmen?«
»Es ist kompliziert und umstritten. Ihrer Chefin wird das nicht gefallen, aber die Daten sind sehr aussagekräftig«, erwiderte Maureen und wandte sich dann Anika zu. »Statistiker?«
»Ken Foley. Er gibt das Journal of the American Statistical Association heraus.«
Hart nickte und schrieb sich die Namen auf.
»Wie sieht es mit Daten aus?«, fragte Maureen. »Welche Daten brauchen Sie?«
»Ich weiß nicht.« Anika runzelte die Stirn. »Es geht alles viel zu schnell. Bilder der Landset-Satelliten, Wirtschaftsberichte, Wasserqualität, Bevölkerungsdichte, Gesamtmenge der Weltenergieproduktion, Infrastrukturanalysen und vieles mehr. In Laramie stand mir eine ganze Bibliothek zur Verfügung.«
»Wir haben hier auch eine, ein Stück die Straße hinunter – unsere Nationalbibliothek«, meinte Randall trocken. »Das Außenministerium verfügt über Boten, die Ihnen alles holen können, was Sie brauchen. Und was die landwirtschaftliche Produktion, Anbauflächen in Hektar und Infrastrukturanalysen betrifft, so sind das Dinge, um die sich das Außenministerium kümmert. Wenn wir es nicht haben, kann Langley es besorgen.«
»Langley?«, fragte Anika. »Sie meinen die CIA?«
»So werden Ihre Steuergelder verpulvert.« Randall kniff die Augen zusammen. »Jedenfalls die Gelder, die nicht für die Tilgung der Staatsschulden verwendet werden.«
»Toll«, flüsterte Anika.
»Wie sieht es mit der Sicherheit aus?«, fragte Maureen.
Randall schaute sie fragend an. »Sicherheit?«
»Anikas Büro wurde ausgeräumt. Denise Schott und ihre beiden Kinder sind entführt worden. Die Außenministerin hat selbst gesagt, dass verschiedene Interessengruppen das Modell gerne an sich reißen würden. Sogar die Chinesen wurden erwähnt. Soll Anika jetzt etwa in einem ganz normalen, unbewachten Hotel untergebracht werden?«
»Wir sorgen für die Sicherheit«, sagte Hart.
Maureen verzog das Gesicht. »Auch ich war schon einmal in einer solchen Situation, und damals wurde ein Anschlag auf mich verübt. Ich möchte Skip Murphy.«
Hart runzelte die Stirn und hob einen Finger. Er wollte gerade etwas erwidern, doch Amy Randall kam ihm zuvor. »Sie bekommen ihn. Ende der Diskussion.«
»Wer ist Skip Murphy?«, fragte Anika, der die wachsende Spannung nicht entging.
»Jemand, der dafür sorgt, dass Sie am Leben bleiben, wenn alle anderen versagen.«
Anika riss die Augen auf, und dann hallte ihr trockenes Lachen durch den Raum.
11. KAPITEL
DIE SANFTEN KLÄNGE von Nanci Griffith, die die Nöte auf einer sechzehn Hektar großen Farm besang, hallten aus der alten Stereoanlage, die auf der mit
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