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Der Effekt - Roman

Der Effekt - Roman

Titel: Der Effekt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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gemeinsam vertilgen wollen? Über was werden sie wohl diesmal diskutieren, wenn die Katastrophe über sie hereinbricht? Ob sie sie mit Zuckerguss oder Schokolade überzogen haben möchten?«
    »Keine Ahnung, General. Das müssen Sie die schon selbst fragen. Und sie müssen sich bei den nächsten Wahlen dafür verantworten …«
    »Mein Gott! Es wird kein nächstes Mal geben!«
    »Warum? Weil Sie die Wahlen verbieten wollen?«
    »Jetzt bleiben Sie mal auf dem Teppich.«
    Kipper klappte den Aktenordner zu, der vor ihm lag, und schaute die Offiziere an, die neben und hinter dem General standen. Der Einzige, den er persönlich kannte, war Major McCutcheon, Blackstones rechte Hand. Was dachten sie gerade? Irgendwann würden sie diese Uniformen ausziehen. Sie wollten doch nicht ihr ganzes Leben in einem Gefangenenlager verbringen.
    Wenigstens hatte Blackstone noch nicht den Befehl gegeben, ihn in Ketten zu legen. Kipper ließ seine Augen durch den Raum schweifen und spielte auf Zeit. Es war ein unscheinbarer unterirdischer Betonbunker. Karten von Seattle und der Umgebung hingen an den Wänden. Manche waren hastig zugehängt worden. Er hatte keine Ahnung, warum. Vielleicht sollte er jetzt alles auf eine Karte setzen.
    »Wie wäre es, wenn wir Admiral Ritchie fragen?«, sagte Kipper und schaute Blackstone wieder direkt an.
    Der General wäre kein guter Pokerspieler gewesen. Seine Lippen bogen sich nach unten, er bewegte die Schultern hin und her, als wäre er unangenehm berührt. Er machte alle möglichen Bewegungen, die Nervosität signalisierten,
fehlte nur noch, dass er zu kichern anfing. Einige seiner Offiziere rutschten ebenfalls unruhig hin und her. McCutcheon war offenbar der Einzige, der ruhig blieb.
    »Ach du Schreck«, sagte Kipper und holte zu einem weiteren Schlag aus: »Sie haben ihn überhaupt noch nicht von den Vorgängen hier unterrichtet, stimmt’s?«
    »Ich habe sämtliche Befugnisse, die Situation in dieser Region selbstständig zu regeln, und ich werde …«
    Der rechthaberische Ton in seiner Stimme sprach Bände.
    »Oh, General«, sagte Kipper süffisant. »Das tut mir aber leid. Sie sind in Schwierigkeiten, habe ich Recht? Ich bin hierhergekommen, um Sie in Ihre Schranken zu weisen, und jetzt stellt sich heraus, dass Sie erwarten, dass ich Ihnen den Weg aus dem selbst eingebrockten Schlamassel weise.«
    Ein längeres, ungemütliches Schweigen brach aus. Schließlich meldete sich Major McCutcheon zu Wort.
    »Sprechen Sie weiter, Kipper.«
    »Soll ich Ihnen ein Angebot machen? Ehrlich gesagt, habe ich keins. Diese Situation hat mich kalt erwischt. Aber wenn meine Kollegen einverstanden sind, würde ich einen spontanen Vorschlag machen …« Er warf Dave und Marv neben sich fragende Blicke zu. Die beiden nickten. Auch die Leute aus der Staatsverwaltung waren jetzt ganz offensichtlich auf seiner Seite. »Passen Sie auf. Sie lassen die Herrschaften einfach frei und entschuldigen sich für das Missverständnis. Ich könnte dann versuchen, sie zu besänftigen. Das wird schon funktionieren. Es sei denn, Sie haben sie gefoltert. Aber das haben Sie ja wohl nicht, oder?«
    Das sollte ein Scherz sein, aber Blackstone hatte keinen Sinn für Humor.
    »Sie wurden besser untergebracht als meine Leute, das kann ich Ihnen versichern.«
    »Sie hatten sogar Satellitenfernsehen!«, fügte Major McCutcheon hinzu.

    »Gut, dann werden sie sicherlich keine besonderen Klagen haben«, sagte Kipper. »Aber jetzt mal ernsthaft, ich kann ja verstehen, dass Sie diese Leute aus der Befehlskette raushaben möchten, aber Sie haben nun mal kein Recht, das zu tun. Lassen Sie sie frei. Und geben Sie ihnen wieder ihre Posten im Komitee für besondere Maßnahmen …«
    Er hob eine Hand, um jeden Widerspruch zu ersticken.
    »… aber gleichzeitig rufen wir ein Exekutivkomitee ins Leben, dem ich als Leiter vorstehe, außerdem einige Abgesandte der Staatsverwaltung und wer sonst noch wichtig ist. Dieses Exekutivkomitee soll dann die praktische Arbeit koordinieren und sicherstellen, dass die Infrastruktur funktioniert und die Menschen genug zu essen bekommen. Okay? Das Komitee für besondere Maßnahmen kann diskutieren über … was weiß ich … den Sinn des Lebens … aber das Exekutivkomitee sorgt dafür, dass alles funktioniert. Zum Beispiel die Sicherung der Nahrungsmittelausgabe«, beendete er seine Ausführungen mit einer deutlichen Anspielung.
    Blackstone atmete hörbar aus und lehnte sich über den Tisch, um sich leise mit McClutcheon

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