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Der Effekt - Roman

Der Effekt - Roman

Titel: Der Effekt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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aufgezogen, Kleidungsstücke hingen heraus. Auch ihre riesige
Spielzeugkiste war offen und bis oben hin gefüllt mit Krempel, darunter Barney, der aufblasbare Dinosaurier.
    »Tut mir leid, dass es so ein Durcheinander ist«, sagte Kipper. »Sie wissen ja, wie Kinder sind.«
    »Wem sagen Sie das«, erwiderte Banks. »Ich hab drei davon.«
    Er durchsuchte die anderen Räume, das Badezimmer, ohne Erfolg. Schließlich knipsten Sie ihre Lampen aus, und Kipper spürte, wie eine tonnenschwere Last von ihm wich.
    »Meinen Sie, Ihre Frau hat noch ein bisschen Kakao übrig?«
    »Sie kann bestimmt noch mehr machen, wenn es sein muss«, sagte Kipper.
     
    Sie blieben nicht mehr lange. Nur fünf Minuten, die ausreichten, um eine Tasse heißen Kakao zu trinken. Dann verschwanden sie wieder in der dunklen kalten Nacht. Barbara winkte ihnen lächelnd hinterher, bis sie vom Grundstück verschwunden waren. Dann schloss sie die Tür, rannte zum Ausguss und übergab sich.
    Kipper löschte das Licht, damit niemand sie von draußen beobachten konnte.
    »Heilige Scheiße«, stöhnte er. »Wo, zum Teufel, ist Barney denn abgeblieben?«
    »In der Spielzeugkiste in Suzies Zimmer. Ich hab ihn da reingepackt und Puppen und Spielzeug draufgelegt. Er ist so verdammt groß, er hätte beinahe nicht reingepasst. Oh, Mann, ich war noch nie so froh, dass wir diese blöde Kiste da rumstehen haben«, stöhnte sie, bevor sie sich erneut übergab.
    Barbara brauchte einige Zeit, um sich zu erholen.
    »Ich hab Suzie gesagt, es sei ein Spiel. Sie sollte so tun, als würde sie schlafen. O Gott, Kip, um was ging es denn hier eben?«

    »Vielleicht lassen wir Barney erst mal aus der Kiste, dann kann er uns das selbst erzählen«, schlug er vor.
    »Warte lieber noch einen Moment«, sagte sie und wischte sich mit einem Handtuch über das Gesicht. »Vielleicht kommen Sie nochmal zurück.«
    Sie kamen nicht. Kipper spähte durchs Fenster und sah, wie sie bei Mrs. Heinemann im Haus gegenüber anklopften. Offenbar hatten sie vor, die ganze Straße zu durchsuchen. Das war ein gutes Zeichen, denn es bedeutete, dass sie ihn nicht extra ausgesucht hatten. Er ließ fünfzehn bange Minuten verstreichen, bevor er nach oben ging, um Barney zu befreien. Suzie war jetzt wirklich eingeschlafen. Barney hatte in seiner unbequemen Position ausgeharrt. Ihm waren die Beine eingeschlafen, und er hatte Probleme gehabt, Luft zu bekommen. Nun richtete er sich auf, krebsrot im Gesicht, auf dem Kopf eine kleine Plastikkrone.
    »Jetzt hast du ja wohl verstanden, was ich meine«, sagte er.
    Kipper legte einen Finger an die Lippen.
    »Komm mit. Bitte weck Suzie nicht auf. Wir müssen dich hier rausschmuggeln.«
    »Es tut mir leid, Kip, wirklich. Ich hätte nicht kommen sollen. Du kriegst nur Schwierigkeiten wegen mir.«
    »Halt den Mund, Barney, und komm erst mal aus dem Kinderzimmer raus.«
    Barbara wartete im Flur. Sie war verängstigt, aber auch wütend.
    »Kann mir mal jemand sagen, um was es hier eben ging?«, fragte sie.
    »Sie suchen nach mir«, erklärte Barney verschämt.
    »Ach, wirklich? Was, zum Teufel, ist denn eigentlich los?«
    »Es ist genau das passiert, wovon ich gesprochen habe«, sagte Barney.

    Er packte Kipper am Ellbogen.
    »Ich bin … ich weiß gar nicht, wie ich dir danken soll, Kip. Aber es geht ja nicht nur um mich. Es muss noch viel mehr Leuten geholfen werden. Du musst ihnen helfen. Was meinst du denn nun dazu?«
    Kipper antwortete nicht.
    Er schaute seine Frau an und blickte in angsterfüllte Augen.

46
    Paris, 16. Arrondissement
    Seine Mutter bringt ihn ins Bett. Sie streicht die Bettdecke glatt und sieht nach, ob sein Plüschkänguru gut zugedeckt ist. Im Ofen prasselt das Feuer. Bret Meltons Kopf hängt über dem Bettrand, er starrt in die Flammen. Hitze. Rauch.
    Hände packen ihn, jemand flucht laut.
    Als er wieder zu sich kam, saß er im Wrack des Landrover. Auf seinem Schoß lag der eingedrückte Schädel von American Dave, groß und schwer wie ein Medizinball. Eine klebrige Masse, tropfte auf seine Beine. Ein dunkelhäutiger Mann ohne Gesicht lehnte sich über Dave und stöberte in Meltons Jackentaschen herum, räuberte seine Leiche aus …
    Nein. Er lebte ja noch. Er bewegte sich, und der Mann zuckte zusammen und murmelte einen arabischen Fluch. Hände legten sich um seine Kehle und drückten zu. Er schnappte nach Luft, bekam aber keine mehr. Es war ein Kampf, den er niemals gewinnen konnte. Meltons Hand schoss nach oben, er wollte den Mann an der Kehle

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