Der Effekt - Roman
immer so schlecht seit … Sie wissen schon.«
Wenn es sein musste, konnte Kippers Frau jeden Mann einwickeln. Sogar der ältere Polizist war einigermaßen beeindruckt.
»Wir bemühen uns, leise zu sein«, sagte er.
Sie traten ein und näherten sich der Kellertür. Kippers Herz pochte heftig. Curlewis, der Jüngere, schaltete das Deckenlicht ein. Kipper und Barbara mussten blinzeln, als der grelle Schein ihnen in die Augen drang. Sie hatten schon sehr lange keine Lampe mehr angemacht.
»Und, möchten Sie Kakao?«, fragte sie gut gelaunt.
Kippers Herz raste. Er hatte das Gefühl, das schlechte Gewissen stehe ihm ins Gesicht geschrieben. Der Corporal lächelte freundlich und nickte begeistert.
»Das wäre ganz großartig, Ma’am.«
»Sind Sie denn die ganze Nacht unterwegs?«, fragte sie, als sie das heiße Getränk mixte. »Es ist doch furchtbar kalt. Seit die Welle über uns gekommen ist, wird es viel kälter in der Nacht.«
Kipper bemühte sich ruhig zu bleiben, als die Polizisten im Keller verschwanden. Er fragte sich, wo Barney sich versteckt hatte, es war ja kaum Zeit dafür gewesen. Im Keller herrschte eine einzige Unordnung. Zahlreiche Kartons
vom letzten Umzug standen unausgepackt herum. Trotzdem gab es da unten nicht sehr viele Plätze, wo ein ausgewachsener Mann sich verstecken konnte.
»Möchten Sie vielleicht Marshmallows dazu?«, fragte Barbara.
Das Herz sank ihm in die Hose, als er hörte, wie die Polizisten begannen, Kisten hin und her zu schieben.
»Mr. Kipper? Können Sie bitte mal kommen?«, rief Banks nach oben.
Mit zitternden Knien ging Kipper durch den Flur und blieb oben an der Kellertreppe stehen. Sie hatten den Lichtschalter nicht gefunden. Der Keller wurde nur von zwei Taschenlampen erleuchtet.
»Kann ich Ihnen behilflich sein?«, fragte er.
»Ja, bitte. Kommen Sie doch mal runter.«
Ganz langsam stieg er nach unten.
»Was ist denn?«
»Sie wissen doch«, sagte Banks, »dass es einen Erlass gibt, der das Horten von Lebensmitteln verbietet?«
»W-was?«, stammelte Kipper verblüfft.
»Sie haben ziemlich große Vorräte angehäuft hier unten«, sagte Banks. »Ich hoffe, die sind nicht erst kürzlich angeschafft worden.«
»Oh … also … nein. Ich bin gern in den Bergen unterwegs … gewesen, früher. Die Sachen habe ich vor sechs Monaten angeschafft, als ein Geschäft in Spokane Ausverkauf hatte.«
»Haben Sie Quittungen dafür?«
Kipper war jetzt vollends verwirrt und konnte nur stumm den Kopf schütteln.
»Äh, nein … aber warten Sie mal, ich habe mit meiner Kreditkarte gezahlt. Der Kauf müsste also auf meiner Abrechnung zu sehen sein. Falls das für Sie wichtig ist.«
Er hatte das Gefühl, in einem seltsam absurden osteuropäischen Theaterstück gelandet zu sein. Eins von diesen
schrägen, unverständlichen Dramen, die er sich mit Barbara angesehen hatte, als sie sich kennenlernten.
Was man so alles tat, um eine Frau herumzukriegen.
»Okay«, sagte Banks. »Das geht in Ordnung, wenn Sie uns den Beleg morgen früh zufaxen. Diese Nummer hier.« Er reichte Kipper eine Karte. »Ich fürchte, ich muss darüber Bericht erstatten. Aber wenn Sie die Abrechnung einreichen, dürfte alles in Ordnung sein.«
»Geht klar«, sagte Kipper.
Die Polizisten schauten sich noch ein wenig um, schienen zufrieden und gingen dann wieder durch das Durcheinander zurück zur Treppe. Kipper trat zur Seite, um sie vorzulassen. Er roch das Aroma des heißen Kakaos, das aus der Küche drang, und hörte die gedämpften Stimmen der Soldaten, die sich bedankten. Banks und Curlewis durchsuchten jedes Zimmer im Erdgeschoss, bevor sie in den ersten Stock hinaufgingen.
»Meine Tochter schläft im ersten Zimmer auf der rechten Seite«, sagte Kipper leise. »Es wäre sehr nett, wenn sie ganz leise sein könnten.«
Sie gingen vorsichtig die Treppe hinauf und schoben Suzies Tür behutsam auf. Sie lag unter ihrer Barbie-Decke eingemummelt, nur ihr blonder Haarschopf war zu sehen. Er bemerkte, dass ihr Zimmer, das normalerweise immer aufgeräumt war, heute ein einziges Durcheinander darstellte. Kleider und Spielsachen lagen überall verstreut herum. Banks gab seinem jüngeren und beweglicheren Kollegen ein Zeichen, er solle sich auf den Boden legen und unter das Bett spähen. Curlewis tat es und richtete den Lichtkegel unters Bett.
Dann schüttelte er den Kopf.
Keine Monster, keine Terroristen.
Es gab keinen Schrank im Zimmer, zum Leidwesen Barbaras. Alle Schubladen von Suzies Kommode waren
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