Der Ehrengast

Gewerkschaften festgeschrieben würden. Es gibt noch viele andere Möglichkeiten, und sie alle benötigen die Anerkennung des Rechts der Gewerkschaften, bei der Planung von Regierungsprojekten initiativ werden zu können. Eine Genossenschaftsbank der Arbeiter könnte als ein Auftakt für eine andere Geschäftsaktivität gegründet werden, um Schwarze in den investiven Sektor unserer Wirtschaft zu holen, der derzeit von Ausländern dominiert wird. Das ist sinnvoller, als Steine zu werfen und Geschäfte von Ausländern auszuplündern, wie es vergangenen Monat in Tempa durch ein paar Jungpioniere geschah … Weshalb sollten wir nicht übereine Volksbank verfügen, eine vom Staat gestützte Bank, die unseren Kleinbauern und kleinen Geschäftsleuten hilft, die von gewöhnlichen Banken keine Darlehen bekommen können? Das Selbstverwaltungsprinzip ließe sich auch bei kleineren Fabriken anwenden; man kann für die Städte ein System, parallel zu dem der ländlichen Gebiete, entwickeln. Fabriken, Geschäfte – ein ganzer industrieller Komplex kann von Arbeitern kontrolliert werden, die das Management mit Hilfe ihres eigenen Verwaltungsapparates besorgen, während Geschäftsleitung und technische Leitung von der Regierung eingesetzt würden. Diese Fabriken und Geschäfte gehören keinem ausländischen Geldgeber. Sie mögen dann zwar vielleicht nicht so effizient wie im Falle der Führung durch eine ausländische Firma funktionieren, und die Profite werden dann vielleicht nicht so hoch sein, wie sie’s ansonsten gewesen wären, aber dafür hat man dann auch keine Aktionäre, die im Ausland sitzen und nur darauf warten, daß sie die Gewinne abschöpfen können. Ich kenne eine kleine Gießerei, die erst vor kurzem zumachen mußte, weil sie für den Geschmack des weißen Mannes nicht genug Geld abwarf. Aber sie warf genug Geld ab, um die sechsundzwanzig Männer zufriedenzustellen, die für ihn arbeiteten … Sie zählen jetzt zu den Arbeitslosen …
    Wenn wir über diesen Antrag abstimmen, dann müssen wir uns zweierlei vor Augen halten, und beides beweist, daß die Ernennung des Generalsekretärs des UTUC durch den Staat von diesem Kongreß verurteilt werden muß. Erstens: Wie auch immer die Position aussieht, die den Gewerkschaften in Hinblick auf politische Macht eingeräumt wird, seiner wichtigsten Funktion muß der UTUC unweigerlich nachkommen, nämlich der, das Sprachrohr der Unzufriedenheiten der von ihm vertretenen Arbeiter zu sein. Darum wird auch kein ernannter Generalsekretär herumkommen. Zweitens: Die Rolle der Gewerkschaften in einem unabhängigen Staat ist nicht die, zum bloßen Funktionsträger zu werden, zu einer Unterabteilung des Arbeitsministeriums, sondern die, dafür zu sorgen, daß die auf der Basis der Arbeitder Menschen angestrebte Gesellschaftsform mit den
Zielen
der Bevölkerung übereinstimmt. Im Grundsatzprogramm des UTUC wurde folgendes als eines seiner Ziele formuliert: ›dafür zu sorgen, daß dem UTUC weiterhin die Rolle als einem der kämpferischen Flügel der Bewegung zukommt, die den sozialistischen Staat unter der politischen Führung der PIP aufbauen soll‹. Ich rufe den Kongreß auf, diesen Flügel der Partei zu schützen oder aber die Partei selbst zu verraten.«
    Shinzas Anhängerschaft bombardierte die Versammlung mit dem Beifallsgetrampel ihrer Absätze. Dankbarkeit leuchtete für einen Augenblick in seinem ganzen Gesicht auf – ein Vorgeschmack auf Kommendes; aber jene Art nicht enden wollenden Applauses, der Schub um Schub aus jedem Winkel, jeder Reihe kommt und einen Mann höher und höher über jegliche Opposition hinausträgt, die blieb aus. Statt dessen trat eine eigentümliche Stimmung von Bestürztheit ein. Er setzte sich. Die Debatte ging zwar weiter, aber man hatte das Gefühl, niemand höre ihr zu; und doch kristallisierte sich etwas in jedem Sesselknarren heraus, in jeder unbehaglichen Veränderung der Sitzhaltung, in den Echos, die wie Fledermäuse aufschraken, wenn sich in bestimmten Teilen des Saales Stimmen erhoben, und selbst – Bray spürte die Drohung absurder Vorzeichen – in der Langeweile der Schlägertypen von den Jungpionieren an der Tür. Jetzt meldeten sich andere zu Wort, und, wie Mweta, schwieg jetzt auch Shinza. Mwetas Schweigen aber, seine Gegenwart, sie wuchsen, breiteten sich über die Leute aus – Leute, die seufzten, abwesend herumkritzelten, den Blicken von anderen auswichen, sich angespannt vorbeugten oder abwartend in ihre Sitze zurückfallen