Der Ehrengast
Erkenntnis, daß er sich auf einer öffentlichen Plattform befand und um sein politisches Leben redete; Bray beobachtete, wie sich die Hand zurückzog, verschwand. »Nach der Unabhängigkeit
ist die Gewerkschaftsbewegung das Instrument des Volkes, sich gegen das ausländische Kapital zu verteidigen
. Ihr glaubt mir nicht? – Wir hören immer bloß von der Notwendigkeit, ausländisches Kapital zu bekommen. In Wahrheit aber brauchen wir auch eine Verteidigung dagegen. Wir müssen dafür sorgen, daß es nicht uns besitzt … Wir haben in unserem Land wertvolle Rohstoffe, und natürlich werden wir weiterhin nach Finanzierungsmöglichkeiten suchen müssen, um diese Ressourcen für eine ungewisse Zukunft auszubauen. Aber die Bedingungen, unterdenen dieses ausländische Kapital investiert wird, und die Art des Aufbaus, für den es verwendet wird – das sind die Probleme, bei denen wir eine aktive Beteiligung der unabhängigen Überlegungen der Gewerkschaft brauchen, und nicht einen willenlosen Mann der Regierung« – und er ließ seine Faust heruntersausen, daß die Wasserkaraffen über die gesamte Länge des Tisches schwankten und dieses Schwanken in den Spiegelungen des wabbelnden Inhalts bis zum anderen Ende des Kinos zu sehen war. »Und es ist nicht bloß so, daß die Gewerkschaften wie ein Wachhund die Bevölkerung eines jungen, unabhängigen Staates vor ausländischem Kapital schützen. Julius Nyerere hat zu seinem Volk in Tansania gesprochen, aber ebensogut hätte es an unsere Adresse gerichtet sein können, als er sagte: ›Wir haben einen Fehler gemacht, als wir uns für Geld entschieden, etwas, das wir nicht besitzen, damit es unser wichtigstes Entwicklungsinstrument sei … die Entwicklung eines Landes kommt aus dem Volk, und nicht aus dem Geld.‹ Wo die Regierung eines Landes die lebendige Zusammenarbeit mit der Gewerkschaft möglich macht, dort gibt es Formen und Möglichkeiten der Entwicklung, die wir hier noch nicht einmal oberflächlich gestreift haben. Ich rede nicht von strukturellen Veränderungen in der Ökonomie eines Landes – der Verstaatlichung der Minen, Banken, Versicherungsgesellschaften und so weiter –, obwohl wir in unserer Angst, den reichen Mann aus Übersee abzuschrecken, nicht vergessen dürfen, daß Verstaatlichung letztlich eine postkoloniale Maßnahme darstellt, um die nationale Ökonomie wiederherzustellen und der Unabhängigkeit ein demokratisches Fundament zu geben … Was ich sagen will, ist, daß es durch die Zusammenarbeit zwischen Regierung und Gewerkschaften auf höchster Ebene möglich ist, Einrichtungen wie eine Fischereigenossenschaft und Genossenschaften von Kleinstbauern zu etablieren. – Wir könnten zum Beispiel von der Histradut, den Israelis, hierfür Hilfe erhalten. Andere Länder sind diesen Weg gegangen. Und warum ergreifen wir nicht die Möglichkeit, daß die Regierung von scheidenden weißen Siedlern die Farmen für jene Leute erwirbt, diedas Land für die Siedler bewirtschaftet haben? Es gibt ein
Autogestions
-Projekt, das zuerst in Jugoslawien, dann in Algerien in Angriff genommen wurde – das Wort bedeutet Selbstverwaltung, die Idee, daß das Land den Landarbeitern übergeben wird, jenen Menschen, die wissen, wie es überhaupt erst produktiv gemacht wurde, und daß dann die Farmen von Landarbeiter-Kollektiven geführt werden. Das ist eine bessere Idee, als bei Null mit der Anlage von brandneuen Regierungsplantagen anzufangen, für die sich jetzt unser Landwirtschaftsministerium überall Geld borgen muß, jene Plantagen, von denen die Experten schließlich feststellen, ihre Führung dürfe nicht der unerfahrenen Landbevölkerung überlassen werden … Das Selbstverwaltungssystem hat übrigens einen äußerst wichtigen Nebeneffekt. Es erleichtert die Integration der Arbeitslosen, weil es von der Gelegenheitsarbeit abschreckt und die gesamte Arbeit in der Landwirtschaft auf die Basis einer ständigen Beschäftigung stellt.
Und in den Städten – in der Industrie –, wo bleiben da die Vorhaben, schwarze Arbeitskräfte am Gewinn zu beteiligen? Viele internationale Gesellschaften, die hier operieren, haben für ihre Angestellten in anderen Ländern, außerhalb Afrikas, Pläne entwickelt, in denen Vorzugsaktien und Gewinnbeteiligung für Betriebsangehörige vorgesehen sind. Weshalb sollte Afrika die Ausnahme sein? Diese Gesellschaften sollten entsprechende Gewinnbeteiligungen auch für unsere Arbeiter entwickeln, die dann in den Tarifverträgen mit den
Weitere Kostenlose Bücher