Der Ehrengast
Township, keine Sorge – und diese Leute hier sind hundertprozentig. Basil ist verhaftet – wußtest du das? Sie haben ihn in Lanje geschnappt, am selben Tag wie die anderen dreiundzwanzig.«
Aleke hatte gesagt, »es gab da noch ein paar andere« – zusätzlich zu den Gewerkschaftsführern. Lanje war ein kleines Dorf in der Nähe der Hauptstadt. »Also« – Shinza faßte sich kurz – »irgendwen mußte es vermutlich treffen. Schlimm, daß es gerade Basil war. James, ich brauche unbedingt einen Wagen. Basil fuhr den alten, den meines Schwiegervaters.«
»Warst du auch da?«
Shinza überging es. »War schon in Ordnung. Sie haben mich nicht erwischt. Aber keiner von uns kann da wieder hin, um den Wagen zu holen. Ich brauch einen, dringend, ganz dringend. Ich muß heute nacht hier raus.«
»Das ist nicht leicht. In Gala kennt jeder den Wagen des anderen.«
»Ich weiß, aber ich muß einen haben.«
»Gut. Ich werd’s versuchen.«
»Versuchen reicht nicht, James; ich muß ihn haben …«
Das Zimmer war so klein, daß sie zu nahe zueinander gestoßen zu werden schienen. Er sagte zu Shinza: »Wußtest du das von Tola Tola?«
»Was meinst du?«
»Ist es unerwartet gekommen?«
»Tola Tola scharwenzelte um uns herum. Kurz vor dem Kongreßhatte er ein Gespräch mit mir. Er sagte, er habe die Mso an der Hand, und natürlich wisse er, daß noch immer eine Menge Leute an mich glaubten …« Shinza lachte. »Hm? Er dachte, ob wir nicht vielleicht zusammenarbeiten könnten … gab deutlich zu verstehen, daß er das Geld auftreiben könnte – wer um Christi willen hat sich denn bereit gefunden, Tola Tola Geld zu geben? Hm? Egal – er bot mir die Stelle eines Juniorpartners an, oder er versuchte mich zum Reden zu bringen, um mich danach anprangern zu können – weiß nicht, was von beidem … Ich erklärte ihm, er wisse doch, daß ich mich aus der Politik zurückgezogen hätte. Er sagte, ich beleidigte ihn, weil ich ihn wie einen Idioten behandelte. Natürlich, die ganze Zeit unterwegs, da hat er jemanden gefunden, der ihn unterstützte, er hatte ja Zugang zu Dingen … hör mal, James, ich möchte, daß du jetzt für uns fährst. Jetzt.«
»In die Schweiz?«
»Irgendwohin. Überallhin.«
Bray sah ihn an.
»Ach, diese ILO -Geschichte – naja, dazu ist es zu spät. Wir haben jetzt eine Chance, wie wir sie vielleicht nie wieder bekommen werden. Du weißt, wovon ich rede. Mit diesem Streik in der Mine hab ich nichts zu tun, das brauche ich dir nicht erst zu sagen – aber jetzt, wo er sich in dieser Richtung entwickelt, muß ich handeln, wenn ich überhaupt jemals handeln will. Wir müssen ihn ausnutzen, verstehst du. Vielleicht läuft er noch eine ganze Weile, und wenn ein Generalstreik draus wird … wenn das ganze Land – James, ich möchte, daß du losfährst und Geld für uns auftreibst. Schnell. Sofort. Du kennst in England die richtigen Leute. Ich hab auch ein paar Kontakte … da wäre Schweden, Ostdeutschland. In diesem Stadium müssen wir Geld nehmen, wo wir es kriegen können. Etwas hab ich schon, und ich hab natürlich schon was bekommen. Somshetsi muß Geld bekommen, wenn er uns helfen soll, und ich brauch ihn. Ich brauch ihn, James. Er hat ausgebildete Männer … verstehst du. Mit einem kleinen Trupp ausgebildeter Leute zum rechten Zeitpunkt und am rechten Ort schnappt man sich die Rundfunkstationen unddie Fernsehsender … den Flughafen … man kann’s erledigen ohne … fast ohne Kratzer. Wenn Mweta dieses Land nicht zusammenhalten kann und wir den Zeitpunkt verschlafen, was kriegen wir dann? Dann kriegen wir Tola Tola. Du verstehst das doch. Tola Tola oder einen anderen von dieser Sorte. Das kriegt man. Und die Bestechungen in der Hauptstadt werden höher und die Gefängnisse voller, und wenn sich dann die Regenzeit auch noch verzögert, dann werden sich die Leute wieder, wie eh und je hier, die Rüben für ihr bißchen Brei aus dem Boden scharren müssen.«
Bray dachte, er sagt all die richtigen Dinge zu mir; dann aber machte Shinza eine Pause, und plötzlich lag es in diesem Raum, der sich eng wie eine Zelle um sie schloß, in der Luft: dieses Gefühl, das sie beide so oft hatten, daß Shinza wußte, was er dachte; daß er selbst eben das dachte, und sagte: »Ich hätte nie gedacht, daß ich es jemals tun würde. Nun muß ich.«
Er sagte: »Was soll ich dir sagen? Ich werd’s mir überlegen?«
Shinza schnaubte mitfühlend.
»Wenn ich es mir überlegt habe, dann weiß ich ebensoviel wie
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