Der Ehrengast
aufgemalten Aufschrift: DER-MAHATMA-GANDHI-GALTLOSIGKEITS-KASTEN . Ein jugendlicher Inder sagte zu ihm: »Ich nehme nicht an, daß die Versicherung zahlen wird.«
Rebecca war so müde gewesen, daß sie weder das Telefon gehört hatte, noch wie er aus dem Haus gegangen war. Als er zurückkam, setzte sie sich im Bett alarmiert auf. »Die Gandhi- Halle ist abgebrannt.« »Oh, mein Gott, die ganze Mühe umsonst.« Er legte sich am Kopfende des Bettes zu ihr hin. Er roch nach feuchtem, verbranntem Holz und verbrannter Farbe. »Komm herein«, sagte sie und zog an den Bettüchern unter ihm. Er streifte die Sandalen von seinen Füßen und blieb auf dem Rücken liegen, unfähig, sich zu rühren. Er hörte sich selbst tiefe, bebende und schnarchende Atemzüge machen, als er wehrlos vom Schlaf überwältigt wurde.
Früh am Morgen war Dave, der Barkeeper vom Fisheagle Inn, da, um ihn zu sprechen. Kalimo polierte den Fußboden im Wohnzimmer, hatte zu diesem Zweck alle Möbel in die Mitte geschoben und hielt den Kopf hartnäckig vom Besucher weggewandt, als er ihm den Weg wies. Dann ging er wieder auf die Knie hinunter und machte sich, offenbar in der Absicht zu zeigen, daß ein respektvoller Rückzug seinerseits diesem Besucher nicht beschieden sein solle, weiter unter den Füßen Brays und des anderen Mannes zu schaffen.
Rebecca war im Badezimmer. Er führte den Mann ins Schlafzimmer und in die Gegenwart des ungemachten Bettes, der Schuhe der Frau und seiner noch vom Brand her stechend riechendenKleider, die auf dem Fußboden herumlagen. »Selufu gibt’s ihnen ordentlich. Denjenigen, die er verhaftet hat.«
»Den zwanzig vom Messegelände?«
»Fünfzehn oder zwanzig – keine Ahnung, wie viele. Sie werden geprügelt und müssen die ganze Nacht über stehen. Es geht ihnen verflucht schlecht. Die prügelt man, und diese Schweinehunde von Jungpionieren gehen frei. Selufu traut sich nicht einmal, sie zu verhaften. Ja, das ist die Wahrheit. Sie sehen’s ja selbst, diese Brandstiftungen und Kämpfe gehen nur deshalb weiter, weil er sie nicht verhaftet – er verhaftet die Leute, die von ihnen angegriffen werden. Deshalb will er die Soldaten nicht da haben – die schnappen sich jeden, der Ärger macht. Er hat Angst, er hat Angst um seinen Job.«
»Und wenn ich zu Selufu gehe und er mich fragt, woher ich meine Informationen habe?«
Der Barkeeper packte ihn am Arm, so als wollte er ihm eine vom Gin inspirierte Banalität anvertrauen: »Gehen Sie nicht in seine Nähe.«
»Oh, ich bin einer seiner freiwilligen Helfer.«
»Weshalb ich gekommen bin – ich weiß, daß Sie hinunterfahren. Sagen Sie’s Shinza. Ein paar von ihnen könnten vielleicht Dinge ausplaudern, so daß er seine Pläne ändern muß. Er wird wissen, ob die irgend etwas Wichtiges gewußt haben. Ich hab ihre Namen.«
»Nun, wahrscheinlich gibt es alle möglichen Gerüchte … Ich könnte es von jedermann gehört haben, nicht? Glauben Sie, daß irgendwer bemerkt hat, daß Sie hier im Haus waren?«
»Vielleicht hat mich wer gesehen, vielleicht auch nicht.
Alle passen jetzt auf, wohin man geht – wenn man geht.«
»Man kann einfach nicht zulassen, daß Selufu mit den Leuten umspringt, wie es ihm gerade paßt.«
Der Barkeeper überging die Klage. »Sie wollen die Namen nicht?«
»Doch, geben Sie sie mir für alle Fälle. Wissen Sie, ob’s Shinza gutgeht?«
»Ihm wird’s schon gutgehen.« Halb ein Vorwurf, halb angriffslustige Loyalität.
Als der Barkeeper gegangen war, kam Kalimo in die Küche, wo sich Bray von Mahlope gerade seine frischgeputzten Schuhe abholte. »Hoffentlich haben Sie dem kein Geld gegeben,
mukwayi
?«
»Wieso sollte ich das denn tun?« Er war amüsiert und vorsichtig zugleich.
»Das ist der Mann aus der Hotelbar, nicht wahr? Ich weiß. Den kennt jeder. Er borgt sich Geld aus, Geld, Geld. Die Leute sagen, er holt es sich sogar von den Weißen, die dort trinken.« Und auf englisch: »Er ist
no good
.«
»Mach dir nur keine Sorgen, Kalimo, ich hab ihm nichts gegeben.«
Den ganzen Tag hatte er periodenweise Anfälle von absoluter Denkunfähigkeit; und wenn der Gegendruck gleich stark wurde, dann war er dazwischen in einem tödlichen Gleichgewicht gefangen. Zu Mittag wollte er zum Polizeirevier; und dann hielt er den Wagen bloß am unteren Ende der Straße unter einem Baum an und rauchte eine Zigarette. Am frühen Nachmittag wußte er, um sechs Uhr würde er fahren, und wenn Selufu nicht zu finden sein sollte, dann wollte er zu seinem
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