Der Ehrengast
kamen zum Vorschein. Die Küchentüren seien zu klein. »Sie können doch nicht einfach irgendwelche Leute durch den Amtssitz des Präsidenten gehen lassen, Sie wissen das.
Sie
wissen das ganz genau, Nimrod. Du lieber Himmel, geht da einfach jeder x-beliebige herum, jeder, der behauptet, ein Arbeiter zu sein?« Er und Asoni blickten sich an. »Das verstehen Sie also unter Sicherheit, he? – Nun, schaffen Sie das Zeug da
weg
, bringen Sie’s hier rein, schnell, schnell …« In einem konfusen Haufen zogen sich die Männer fluchtartig durch die Doppeltür eines Empfangszimmers zurück, um Bray, Asoni und Small vorbeizulassen. Die beiden Männer hatten ihr Interesse an Bray verloren. »Unglaublich!« »Sie haben zweifellos recht, Clive.« »Aber im Ernst, hm?« »Das ist das, was Colonel Onabu unter Sicherheit versteht, jawohl.« »Nun, ich weiß, wer das noch zu hören bekommt.« »Das
hoffe
ich. Das hoffe ich wirklich.« »In fünf Minuten ruf ich da an. Außer Sie wollen das erledigen?« Wilfrid Asoni huschte in das Arbeitszimmer des Präsidenten und schloß die Tür, während seine Stimme schon auf den ruhigen offiziellen Tonfall eines Arztes umschaltete, der das Krankenzimmer eines wichtigen Privatpatienten betritt. Sofort tauchte er wieder auf und öffnete geistesabwesend die Tür für Bray. Bray erhaschte einen schnellen Blick aus seinem runden wie in Stein gemeißelten Gesicht, dessen Augen wie die emaillierten Augen antiker griechischer Götter übergangslos in die dunkle Haut eingelassen waren und sich bereits der wichtigen Sache zugewandt hatten, die er mit Small teilte.
Mweta stand hinter seinem Fabriksdirektoren-Schreibtisch und stützte sich auf die Handflächen. Jedesmal, wenn man ihmzum ersten Mal wieder begegnete, war da die Sekunde wie der schmerzhafte Stich der Erinnerung an den ersten Anblick eines Menschen, in den man sich vor langer Zeit verliebt hat. Er kam mit seinem Lächeln um den Tisch herum – in der Vorstellungswelt Europas wirklich ein Lächeln aus der Zahnpastawerbung, in Afrika aber das Lächeln eines Jungen, der einem irgendwo auf der Straße begegnet und in ein Zuckerrohr beißt – und nahm Brays Hände in seine eleganten dunklen. Eine Art Euphorie durchströmte die beiden Männer. »Wenn man mir gesagt hätte, wen würdest du gerne bei der Rückkehr begrüßen, hätte die Antwort James geheißen. Oh, aber es ist so ermüdend, James, hm? – Damals, vor Jahren, hast du mir nichts davon gesagt, da hast du nicht davor gewarnt. Vom Augenblick der Landung an drei, vier Besprechungen jeden Tag – und die Mittagessen, und die Cocktailparties, die Abendessen … Und zweimal mußte noch vor einer Konferenz irgendwas Besonderes besprochen werden – die einzige Zeit, die ich hatte, war die vor dem Frühstück und nach Mitternacht.«
»Na, du hast immer das Zeug dazu gehabt. All die Meilen auf dem Fahrrad; das war die richtige Vorbereitung.«
»Egal, wir haben, was wir wollten. Und diesmal ist es einer dieser Fälle, in denen ein gebundener Kredit von Vorteil ist, nicht wahr, die gesamte Ausrüstung, die Materialien und die Fachkräfte kommen aus den Ländern der Geldgeber. Sie zahlen, und ihre Leute werden darauf achten, daß die Arbeit erledigt wird. Kein Hände-über-dem-Kopf-Zusammenschlagen, weil es da oder dort eine Verzögerung gibt. Keine vertragsbrüchigen Geschäftspartner, die schuld sind, während wir zahlen. Weißt du, wir werden sechstausend Kilowattstunden pro Jahr bekommen, wenn es einmal voll im Einsatz ist. Wir könnten an den Kongo verkaufen, an Malawi – vielleicht sogar an Sambia, wer weiß, möglicherweise steigen sie aus Kariba aus. Unser Seeprojekt im Norden war genau einer von diesen Träumen, weißt du, einer dieser schönen Träume, die wir vor der Unabhängigkeit hatten. Das ist kein Geschäft verglichen mit diesem. Die Hauptsache dabeiist das Geld – es ist genau doppelt so schwer, Geld für ein Projekt zu bekommen, von dem nur ein einziger Staat profitiert, wie den gleichen Betrag für etwas zu kriegen, das zweien zugute kommt. Und dazu kommt noch, daß man sich allein darum kümmern muß. Ich kann dir sagen, James, da liegen Welten dazwischen, es ist schon ein Unterschied, ob man als Bittsteller oder als Staatsmann kommt. Das ist eins der Dinge, die ich gelernt habe.«
Neben dem wolligen Sofa stand jetzt ein Teetisch mit zwei Ledersesseln davor, die für informellere Gespräche bestimmt waren als solche, die quer über den Schreibtisch geführt wurden. In
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