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Der Eid der Heilerin

Der Eid der Heilerin

Titel: Der Eid der Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Posie Graeme-evans
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behutsam vorgehen, wollte sie von ihm bekommen, was sie wollte.
    Er wandte sich zum Gehen, drehte sich an der Tür aber noch einmal zu ihr um. Sie gab ein recht appetitliches Bild ab, wie sie gleichgültig und mit einem angedeuteten Lächeln auf den Lippen ihr Mieder zuknöpfte. Ja, beide Mädchen eine
    Zeit lang zu besitzen, wäre gewiss recht vergnüglich. Aveline und Anne. Anne, die Jungfrau, würde ihn zunächst nicht zu befriedigen wissen - aber es wäre eine Lust, ihr Lehrer zu sein. Daneben hätte er noch Aveline, die genau wusste, was sie zu tun hatte und die ihn jederzeit erregen konnte, auch wenn er zwischen ihren Zusammentreffen so gut wie nie an sie dachte. Er hatte ihren Geruch noch an seinen Fingern. Das erregte ihn, und zu seinem Erstaunen spürte er, wie er erneut hart wurde.
    Er schüttelte den Kopf. »Pass gut auf. Deine Herrin wird sich schon wundern, wo du bleibst.«
    Er öffnete die Tür und warf ihr ein kurzes Lächeln zu, das sie mit einem umso breiteren Lächeln erwiderte. Dann war er fort, und ihr Lächeln erstarb. Ja, sie brauchte wirklich etwas mehr Zeit mit ihm - wenigstens ein paar Stunden -, und das nächste Mal würde sie ihn auch dazu bringen, ihr Genuss zu verschaffen. Und danach, nun, dann würde sie es ihm erzählen.
    Piers war höchstens fünfzehn Minuten fort gewesen, doch die Stimmung im Speisesaal war mittlerweile erheblich gelöster. Das mochte an dem vorzüglichen Wein seines Vaters liegen, denn überall im Saal sah er rote Gesichter, selbst unter den Herrschaften an den erhöhten Tischen, die sich ein Beispiel an ihrem König nahmen. Piers Vater blickte ihn stirnrunzelnd an und winkte ihn mit einer knappen Geste zu sich. Piers setzte eine pflichtschuldige Miene auf und eilte zur Mitte der Tafel, wo er sich vor seinem Vater und dem König anmutig auf ein Knie sinken ließ.
    »Piers, mein ungeratener Sohn, Eure Majestät.«
    »Ein neuer Umhang, wie ich sehe, junger Mann.«
    Piers errötete, doch es gelang ihm, seine Verstimmung zu verbergen. »Sire, alles wird neu im Glanz Eurer Gegenwart in meines Vaters Haus.«
    Der König lachte herzlich. »Nun, Master Mathew, Ihr habt nicht nur ein wohl bestelltes Haus, sondern auch einen anmutigen Sohn.« Mit einer routinierten Geste schwenkte der König ein Hühnerbein und entließ Piers.
    Dieser zog sich mit tiefen Verbeugungen zurück, sorgsam darauf bedacht, nicht auf die Ärmelschleppen seiner neuen Cotehardie zu treten. Unmittelbar unter dem Podest, auf dem der Tisch des Königs stand, fand er einen freien Platz.
    Einen Augenblick später schlüpfte Aveline wieder an ihren Platz hinter Lady Margarets Stuhl. »Du kannst gehen«, zischte sie Anne zu. »Ich werde Lady Margaret weiter aufwarten.« Anne wollte protestieren, doch Aveline kniff sie so fest in den Arm, dass sie einen leisen Aufschrei nicht unterdrücken konnte, worauf ihre Herrin sich umdrehte und sie beide ansah.
    »Aveline, da bist du ja. Bring mir bitte mein Riechfläschchen, mir ist ganz schwindelig in dieser stickigen Luft.«
    »Aber, Mistress, kann nicht Anne ...?«
    Lady Margaret musterte das ältere der beiden Mädchen streng. »Nein, Aveline, ich möchte, dass du es holst. Anne hat hier zu tun.«
    Piers konnte von seinem Platz aus genau beobachten, wie sich zwischen den beiden Mädchen Spannung aufbaute. Er beobachtete Aveline, die kurz knickste und schmollend davoneilte. Er beobachtete Anne, die von Gast zu Gast ging und auf ein Zeichen ihrer Herrin die Becher nachfüllte.
    Auch der König erfreute sich an dem Mädchen, das sich mit reizend geröteten Wangen auf seine Aufgabe konzentrierte. Er fand Gefallen an ihren anmutigen Bewegungen und war bezaubert von ihrer Schönheit. Unterdessen plauderte er mit seinem Gastgeber.
    »Master Mathew, mir ist zu Ohren gekommen, dass Ihr Lady Margarets Genesung, wofür wir an diesem Tag alle danken wollen, der Einnahme von Heilkräutern zuschreibt. Sie müssen eine gewaltige Kraft besitzen. Vielleicht solltet Ihr sie für unser aller Wohl an die Arzte verkaufen.«
    »Oh, Sire, es ist wahrlich ein Wunder, und niemand, nicht einmal die studierten Ärzte, die mein Weib behandelt haben, haben eine Erklärung für ihre Genesung. Sie können es selbst kaum glauben.«
    »Und was sagt Lady Margaret dazu?«, erkundigte sich Edward, ohne Anne aus den Augen zu lassen. Das Mädchen hatte wirklich reizende Hände, und sie war sehr sauber, was man von so manchen Damen seines Hofes nicht behaupten konnte.
    »Sire, ich glaube, es waren die

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