Der Eid der Heilerin
Gebete meines Mannes und des ganzen Hauses, aber auch die Wirkung der Kräutertees und der besonderen Speisen, die ich zu mir genommen habe, dass ich heute an diesem Tisch sitzen kann«, erklärte Lady Margaret. »Anne, erzähl dem König, wie du die Heiltränke und die Speisen für mich bereitet hast.« Anne blickte von ihrer Arbeit auf und erschrak, als König Edward sich verwundert an seine Gastgeberin wandte.
»Dieses Mädchen hat zu Eurer Genesung beigetragen?«
»In der Tat, ich glaube, das hat sie, Sire. Anne kam vor kaum acht Monaten in unser Haus. Damals breitete schon der Todesengel seine Flügel über mich aus. Doch bereits wenige Tage nach ihrer Ankunft, nachdem ich den aus selbst gesammelten Kräutern bereiteten Tee getrunken hatte, bekam ich wieder genug Kraft, um zu essen. Sie hat mir auch besondere Puddingspeisen aus frischem Blut und Eiern zubereitet, und dann - nun, Ihr seht ja selbst...«
»Komm her, Mädchen.« Der König winkte Anne zu sich, und sämtliche Würdenträger an der Tafel schauten interessiert zu. »Glaubst du wirklich, dass deine Medizin deiner Herrin geholfen hat?«
Anne öffnete den Mund, um dem König zu antworten, brachte aber keinen Ton heraus. Der König, dem nicht entging, dass die Beachtung, die er und die Magnaten ihr schenkten, ihr die Sprache verschlagen hatte, nahm ihre Hand, tätschelte sie freundlich und lächelte ihr aufmunternd zu. Das Mädchen atmete mit einem tiefen Seufzer aus und nahm allen Mut zusammen. »Sire, meine Ziehmutter besitzt einen Kräutergarten und hat mir schon als Kind die Zubereitung von Heilmitteln beigebracht. Sollte Lady Margaret wirklich von meiner bescheidenen Hilfe profitiert haben, dann nur, weil unser guter Herr es so gewollt hat«, erklärte sie mit bebender Stimme, ehe sie in einen tiefen Knicks sank und den Blick auf den Boden heftete.
Die kleine Rede war so anmutig und gefällig vorgetragen worden und so aufrichtig gemeint, dass der König und die Gäste um ihn herum applaudierten. Dann streckte er die Hand aus, legte einen Finger unter ihr Kinn und hob ihr Gesicht. »Bravo«, sagte er leise, »eine ausgezeichnete und kluge kleine Ärztin. Wir werden dafür sorgen, dass deine Talente angemessen genutzt werden.«
Anne versenkte sich in die tiefblauen Augen des Königs und spürte wieder dieses köstliche Schaudern, das sich prickelnd über ihr Rückgrat zog und in einem berauschenden Hitzeschwall in ihren Brustwarzen und Lenden mündete, der sie zusammenzucken ließ, was sie eilig zu verbergen suchte. Bebend sah sie zu Edward auf, senkte den Blick jedoch augenblicklich wieder, als er sie hochzog.
Lady Margaret, die dem Mädchen helfen wollte, sich wieder zu fassen, lächelte sie herzlich an und äußerte eine Bitte, um sie abzulenken. »Anne, würdest du bitte für Lord Warwick noch ein paar Neunaugen in Safran holen - und dann Jassy für einen Augenblick zu mir bitten.«
Unterhalb des Podests wurde Piers Aufmerksamkeit von der reizenden Lady Rivers gefesselt, die ein Paar bemerkenswerter Brüste besaß, die so üppig aus dem tief geschnittenen, eng geschnürten Mieder quollen, dass er seine Augen kaum davon lassen konnte. Trotzdem entging ihm nicht, was an der Tafel vor sich ging.
Er schäumte innerlich vor Wut, dass der kleinen Zofe seiner Stiefmutter durch die Aufmerksamkeit des Königs der Kopf verdreht wurde. Nach allem, was man von Edward wusste, war das heutige Getändel gewiss nicht das Ende dieser Angelegenheit. Er würde rasch handeln müssen, vielleicht schon sehr bald. Dieser Gedanke entlockte ihm ein Lächeln. Es würde trotz allem eine süße Jagd werden.
Sein Lächeln entzückte Lady Rivers. Das frisch aufgetragene Karmesinrot ihres Dekolletes war ein voller Erfolg. Dieser gut aussehende junge Mann würde sich später vielleicht auch an ihren frisch vergoldeten Brustwarzen erfreuen dürfen!
Nach einer weiteren Stunde war dem König anzumerken, dass er aufbrechen wollte. Margaret suchte den Blick ihres Gatten und ließ ihm durch Anne ausrichten, dass das Fest bald zum Ende kommen sollte und dass sie, wenn er nichts dagegen hätte, einen geeigneten Anlass dafür schaffen würde.
Er erwiderte ihren Blick und nickte diskret. Er war stolz auf den gelungenen Auftritt seiner Frau und seines Hausstandes. Von der rüpelhaften Hofgesellschaft hingegen hatte er ehrlich gesagt genug. Auch wenn er den Wunsch hatte, gesellschaftlich aufzusteigen, war er doch kein höfischer Speichellecker. Und obwohl er sicher war, dass sich
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