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Der Eid der Heilerin

Der Eid der Heilerin

Titel: Der Eid der Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Posie Graeme-evans
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Margaret sowie die beiden Mädchen hinter ihr unter den Augen der versammelten Dienerschaft auf die Knie sanken und demütig die Köpfe beugten. Es war eine erhebende Geste.
    Die Bescheidenheit seines reichen Gastgebers war Balsam für das Herz des Königs und vertrieb augenblicklich seine schlechte Stimmung. Lächelnd ging er auf seine Gastgeber zu, zog Lady Margaret galant empor und gab ihr einen Friedenskuss, ehe er ihrem Gatten hoch half und auch ihn auf beide Wangen küsste. Und zum Entzücken der versammelten Dienerschaft und zum Entsetzen der Höflinge reichte er auch Aveline und Anne die Hand.
    War es Einbildung, oder ruhten die Finger des Königs tatsächlich etwas länger in Annes Hand und strichen leicht über ihre Handfläche? Als er sie hochzog und sie einige Sekunden lang unmittelbar vor ihm stand, war ihr so schwindelig und eng um die Brust, dass ihre Beine nachzugeben drohten und sich von ihrer Hand eine prickelnde Wärme ausbreitete, die sich durch ihren Körper bis tief in den Bauch hinunterzog - eine verwirrende und zugleich köstliche Empfindung. Anne versuchte, ihren Atem unter Kontrolle zu halten, und heftete die Augen starr auf die Binsen. Der König unterdessen machte eine elegante Verbeugung vor Mathew.
    »Genug der Förmlichkeiten, Master Mathew. Ich gratuliere Euch zum Namenstag. Kommt! Lasst uns speisen!« Der König schritt mit Lady Margaret am Arm zum Speisesaal, und die Diener sprangen auf, um den nachfolgenden Höflingen Platz zu machen.
    Piers befand sich mitten im Strudel der hungrigen Gäste, die zum Speisesaal strömten, wo sich unter dampfenden Fleischplatten und riesigen Soßenschüsseln die langen Tafeln bogen. Das Gedränge war so groß, dass Piers beinahe kopfüber auf den Binsenboden stürzte, als er über einen seiner langen Schleppärmel stolperte. Corpus wollte ihm zu Hilfe eilen und packte ihn mit einer Hand hinten am aufwändig gearbeiteten Wams, was jedoch schreckliche Folgen hatte, denn in der anderen Hand trug er eine Schüssel, aus der er in seiner Hast Bratensaft über den kostbaren Brokat schüttete.
    »Trottel! Dieses Gewand ist mehr wert als dein Leben!«
    »Master, verzeiht, verzeiht! Hier, soll ich ...?«
    »Nein! Nimm deine Fettfinger von mir!«
    Piers brannte innerlich vor Scham. Nicht nur wäre er vor den Augen des Königs beinahe der Länge nach hingefallen, sondern nun war auch noch seine neue zweifarbige Cotehardie verdorben. Und er hörte das Kichern der Damen, die den Vorfall beobachtet hatten. Er drehte sich zu dem unseligen Corpus um und versetzte ihm einen Tritt, dass dieser kopfüber in die Binsen fiel. Die Mehrzahl der Umstehenden lachte, als sie den alten Mann, über und über mit Bratensaft verschmiert, daliegen sahen - und sie lachten umso mehr, als er auf seine Füße sprang und kreischend aus der Halle stürzte.
    Mathew blickte stirnrunzelnd von der erhöhten Tafel, zu der er den König und die wichtigsten Adligen, darunter auch Warwick, geleitet hatte, durch den Saal. Trotzig erwiderte sein Sohn den Blick und verschwand, um sein Gewand zu wechseln.
    Auch der König hatte die Szene beobachtet und lachte herzlich über das kleine Drama. Anne, die hinter Lady Margarets Stuhl stand, wunderte sich, dass der König auf Kosten eines anderen lachte, doch dann schüttelte sie den Kopf über ihre Zimperlichkeit. Edward war der König, und Könige waren von Gott dazu bestimmt, das Volk zu regieren und über dessen Wohl und Wehe zu wachen. Also musste er viel mehr wissen, als sie jemals wissen könnte. Außerdem war er ein Mann, und Männer machten vieles, was sie nicht verstand. Möglicherweise hatte Corpus diesen Tritt in seinen krummen Rücken wirklich verdient und passte in Zukunft besser auf.
    Plötzlich spürte sie ein schmerzhaftes Kneifen im Oberarm. Sie drehte sich um und sah sich Auge in Auge mit Aveline. »Du bleibst hier, Mädchen, und gibst gut Acht. Wenn unsere Herrin nach mir fragt, ich bin nur schnell zur Kleiderkammer gegangen«, zischte sie, schlich vom Tisch und schlängelte sich durch den Strom von Dienstboten, die aus der Küche frische Speisen herbeischafften und deftige Flüche ausstießen, weil sie ihnen im Weg stand. Sie duckte sich in eine Wandnische und hielt nach einer Lücke Ausschau, um von ihrer Herrin unbemerkt aus dem Saal zu gelangen.
    »Lady Margaret, ich gratuliere Euch!« Die Stimme des Königs lenkte Annes Aufmerksamkeit wieder zur Tafel. »Prost!« Mit einem einzigen heldenhaften Zug leerte der König den

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