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Der Eid der Heilerin

Der Eid der Heilerin

Titel: Der Eid der Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Posie Graeme-evans
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sagen. Mit Annes Hilfe hatte sie es bis nach oben geschafft, ehe sie zusammengebrochen war. Sie war nicht dumm, aber nach diesem Vormittag war ihr klar, wie naiv sie gewesen war. Gewiss, Mathew Cuttifer war ein gerechter Mann, doch er würde sie wohl kaum als Schwiegertochter akzeptieren. Das hatte ihr seine Miene deutlich verraten. Sie und das Kind stellten ein Problem für ihn dar, das sich mit seinem Gewissen und seiner Ehre schlecht vertrug. Aber Mitleid hatte sie nicht erkennen können, nur Zorn über das Verhalten seines Sohnes. Ihre einzige Hoffnung auf eine Heirat und einen Namen für ihr Kind lag nun bei Lady Margaret. Sie schloss die Augen und fühlte sich so verlassen wie nie zuvor. Sie war entschlossen, in Annes Gegenwart keine Schwäche zu zeigen, deshalb drehte sie sich zur Wand und versuchte, ihr Schluchzen zu unterdrücken. Bald darauf schlief sie vor Erschöpfung ein.
    Vorsichtig legte Anne eine zusätzliche Decke über das schlafende Mädchen, das im hellen Licht des Spätvormittags sehr jung und verletzlich aussah. Gerührt beobachtete sie, wie Aveline sich im Schlaf umdrehte und kurz lächelte, wobei die Spannung aus ihrem Gesicht wich und sich ihre Augenbrauen einen Moment lang glätteten.
    Für Piers gab es keinen seligen Schlaf. Er ging in seinem Zimmer auf und ab und versuchte, sich über die Situation klar zu werden. Was würde sein Vater beschließen? Für Mathew Cuttifer gab es nichts Schlimmeres, als seinen Gott zu beleidigen. Seine krankhafte Angst, sich zu versündigen, war in Piers' Kindheit immer bedrückend gegenwärtig gewesen. Außereheliche Fleischeslust war für Mathew ganz besonders verabscheuenswürdig, möglicherweise weil er sie sich selbst versagte.
    Schon seit vielen Jahren war Piers einer Verheiratung erfolgreich aus dem Weg gegangen und hatte es verstanden, seinen fleischlichen Vorlieben im Verborgenen zu frönen. Dies war sein einziges Aufbegehren gegen den Vater, der den Lebensweg seines einzigen Sohnes strikt festgelegt hatte.
    Vor Aveline hatte er bereits zwei andere Mädchen gehabt, beides ehemalige Mägde in seines Vaters Haus, und er beglückwünschte sich dafür, wie elegant er sie aus seinem Leben verbannt hatte, als das Unvermeidliche geschehen war. Das war einer der Gründe, warum er ganz junge Jungfrauen bevorzugte. Sie waren ihm niemals gewachsen, was Willenskraft und Klugheit anbetraf, und verliebten sich regelmäßig in ihn. Er ermutigte sie sogar noch dazu, weil es somit weniger wahrscheinlich war, dass sie sich mit anderen Männern einließen, was das Risiko schmälerte, sich eine Krankheit zu holen und ihn damit anzustecken.
    Doch Aveline war anders gewesen. Wäre er jetzt nicht so wütend und ängstlich, bewunderte er sie beinahe dafür, mit welcher Berechnung sie ihren einzigen Trumpf ausgespielt hatte. Er war sich fast sicher, dass sie nicht mit anderen Männern zusammen gewesen war, seit er sie das erste Mal genommen hatte.
    Ein zaghaftes Klopfen an der Tür brachte ihn wieder in die Gegenwart zurück. »Was ist?«, fauchte er. Nach kurzem Zögern ging die Tür auf, und John, sein Leibdiener mit der Zahnlücke, stolperte herein.
    »Sir, Euer Vater bittet Euch in sein Arbeitszimmer.«
    Ein sorgfältig gezielter Zinnkrug traf John prompt seitlich am Kopf. Der junge Mann schnappte nach Luft und stürzte, eine Hand am Ohr, zu Boden. Er spürte Blut heraussickern, sagte aber nichts. Wenn sich sein Herr in einer solchen Stimmung befand, war das Schlimmste zu befürchten.
    »Idiot! Geh mir aus den Augen und richte meinem Vater aus ... sag ihm ...«
    Der kniende Knabe machte Piers nur noch wütender. Er änderte seine Meinung und ging zur Tür, wobei er dem Knaben noch einen kräftigen Tritt versetzte. »Wenn ich wiederkomme, ist dieses Zimmer makellos aufgeräumt. Makellos! Hast du gehört? Sonst kannst du was erleben.« Krachend fiel die Tür hinter ihm ins Schloss.
    John holte tief Luft und stand auf. Er rieb sich den Rücken und suchte einen Lappen, um sich das Blut abzuwischen. Er würde das Zimmer aufräumen und gründlich putzen - und jede Sekunde daran denken, wie er dieser verfluchten Anstellung beim Sohn des Hauses entkommen könnte.
    Auch Mathew Cuttifer durchmaß sein Zimmer, während er sich anhörte, was seine Frau zu sagen hatte. Lady Margaret saß auf einem kunstvoll geschnitzten Hocker und analysierte die Situation zwischen Piers und Aveline.
    »Seit mindestens acht Jahren suchen wir nach einer Braut für Piers, Mathew, aber es ist nie ein

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