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Der Eid der Heilerin

Der Eid der Heilerin

Titel: Der Eid der Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Posie Graeme-evans
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Ehevertrag zustande gekommen. Ich weiß, dass das erste Mädchen starb und das zweite sich für das Klosterleben entschied. Trotzdem habe ich den Eindruck, dass eine Reihe ehrbarer Familien nicht gewillt waren, ihre Töchter Eurem Sohn anzuvertrauen. In jedem anderen Fall hätte ich gesagt, es war Pech oder das Ergebnis übler Nachrede - doch nun frage ich mich, ob es nicht Gottes Wille war.«
    Mathew runzelte die Stirn, als ihm klar wurde, worauf seine Frau hinauswollte. Er war wenig geneigt, sich den Schlussfolgerungen ihrer Überlegungen zu stellen. Diese Eheverträge - sie verursachten so viel Kummer, doch in unsicheren Zeiten waren familiäre Verbindungen eine wichtige Waffe im Kampf ums Überleben. Er hatte für seinen Sohn stets eine exzellente Partie im Auge gehabt, die seinem Haus Ehre und Vermögen einbringen sollte. Doch nun ...
    »Mathew?«
    Er drehte sich zu Margaret um und war einen Moment lang von ihrer Schönheit so geblendet, dass er vergaß zu antworten.
    Sie lächelte. »Mein Lieber, ich bin wahrlich eine glückliche Frau.«
    Er seufzte tief. »Und du glaubst, dass das Kind von ihm ist?«
    »Ja, mein Gemahl. Und nun musst du entscheiden, was Gott von uns erwartet.«
    Mathew seufzte wieder. Margaret hatte Recht, er musste Gott um Rat fragen. Unwillig kniete er auf seinem Betstuhl nieder - würde er Gottes Willen annehmen können?
    Piers trat vor die Tür des Arbeitszimmers und wartete einen Moment, ehe er klopfte. Er musste sich überlegen, was er sagen wollte. Sein Vater brauchte seine Unterstützung bei seinen Geschäften in Blessing House, trotzdem machte er sich keine falschen Hoffnungen. Einer Strafe würde er wohl kaum entgehen, sollte Mathew Avelines Worten Glauben schenken. Die Frage war nur, welche Art von Strafe er zu erwarten hatte.
    Die vom Alter geschwärzte Tür vor ihm glänzte. Wie oft hatte er mit einem Stein im Magen hier gewartete, bis sein Vater ihn hereingerufen hatte? Angst, vermischt mit Wut, das bedeutete diese Tür für ihn. Er zögerte einen weiteren Augenblick, dann klopfte er entschlossen an. Er war ein Mann, kein Kind mehr.
    Margaret öffnete und bedeutete ihm leise einzutreten, da sein Vater noch im Gebet verharrte. Missmutig ging Piers zum Kohlebecken, hielt seine Hände über die schwache Glut und wartete, dass sein Vater seine Gebete beendete.
    Margaret saß mit geradem Rücken auf ihrem Stuhl, nahm das kleine Stundenbuch zur Hand, das der König ihr geschenkt hatte, und blätterte behutsam durch die Seiten, um nach den passenden Gebeten für schwierige Zeiten wie diese zu suchen. Es war für alle Beteiligten eine höchst unerfreuliche Situation, und sie musste ihre Seele besänftigen, um sich auf die Auseinandersetzung einzustellen, die unweigerlich folgen würde.
    Das Schweigen breitete sich aus. Es gab keinen Platz, wo Piers sich hätte setzen können, und er wurde immer ungeduldiger und unruhiger - wie lang wollte sein Vater denn noch beten?
    Mathews regloses Profil zeichnete sich gegen das winterliche Licht ab, das durch die kleinen Scheiben fiel. Ganze fünfzehn Minuten waren vergangen, und obwohl Mathew noch tief ins Gebet versunken war, drangen die Glocken der Abtei an sein Ohr und ermahnten ihn, dass sein Zwiegespräch mit dem Erlöser beendet war. Er wusste nun, was er zu tun hatte. So rasch es ihm der brennende Schmerz in seinen Knien erlaubte, erhob er sich, nickte seinem Sohn beinahe freundlich zu und trat vor seinen Schreibtisch. Er fühlte sich seltsam ruhig.
    »Piers, ich habe Gott um Rat gefragt in dieser Angelegenheit mit... Aveline« - seltsam, wie sich dieses Mädchen von einer Dienerin zu einer Frau von Belang gewandelt hatte - »und dem Kind. Und ich denke, Gott hat mir den richtigen Weg gewiesen.«
    Trotz der Kälte im Zimmer brach Piers der Schweiß aus.
    »Es ist Gottes Wille, dass du und das Mädchen heiraten. Nein ...« Er hob die Hand, als Piers zum Sprechen ansetzte. »Ich behaupte nicht, dass dieses Mädchen die Braut ist, die ich für dich ausgesucht hätte. Eine Dienerin ohne Mitgift, aber haben sich nicht auch Ruth - und selbst Hagar - vor Gott würdig erwiesen, obgleich sie nur einfache Frauen waren? Unser Herr hat mir gesagt, dass dieses Kind von dir ist. Es ist an der Zeit, dass du dich deiner Verantwortung stellst. Als Vater dieses Kindes und als mein Sohn.«
    Margaret sah die unerbittliche Miene ihres Gatten und Piers' zornig gerötetes Gesicht, und obwohl sie die Entscheidung guthieß, hatte sie Angst. Piers war kein Knabe mehr

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