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Der Eid der Heilerin

Der Eid der Heilerin

Titel: Der Eid der Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Posie Graeme-evans
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geradezu unheimlich - die beiden hätten Zwillinge sein können ... hätten nicht so viele Jahre dazwischen gelegen. So etwas gab es nicht, durfte es nicht geben. Vielleicht hatte auch er zu viel Sonne abbekommen ...
    Aveline stand unbeteiligt neben Piers, während der Wirbel um Anne langsam nachließ. Sie hatte ihren Frieden gefunden, denn Gott hatte in der Kapelle zu ihr gesprochen. Ihr ganzes Leben lang hatte es dem Herrn gefallen, sie leiden zu lassen, und nun wusste sie, was der Grund dafür war. In der Nacht, als ihr Sohn geboren wurde, hatte Satan neben ihrem Bett gestanden und ihre Seele verlangt, aber der Herr hatte es nicht zugelassen - er hatte ihr und auch ihrem Sohn erlaubt zu leben, und sie war dankbar für diese Gnade. Aveline überraschte ihren Mann, indem sie ihre Hand in seine legte, und als er sich ihr verwundert zuwandte, lächelte sie ihn zum ersten Mal seit vielen Monaten an. Ihre Hand war eiskalt, und verstohlen ließ er sie so schnell wie möglich wieder los! Er war nicht bereit, auf ihr Angebot einzugehen. Doch Aveline lächelte immer noch, was die Abneigung ihres Mannes nur noch steigerte. Wenn Aveline glaubte, Edwards Geburt ändere irgendetwas an ihrem Verhältnis, hatte sie sich getäuscht. Was ihn betraf, war sie nur auf dem Papier seine Frau. Solange sie lebte, würde sie für die Schmach büßen, die ihre Heirat für ihn darstellte, egal, was sein Vater dazu sagte. Er war der Ehemann, er hatte das Sagen, so wollte es die Kirche.
    Aveline ging gleichmütig an seiner Seite und spürte noch den Druck seiner Finger. Armer Piers, er verstand nicht. Sie lächelte mitfühlend. Er konnte nicht wissen, dass Gott sie in seine Obhut genommen hatte. Daran konnte auch Piers nichts ändern. Der Tag war wunderschön, und zum ersten Mal seit Monaten lachte sie laut auf. Der Klang ihres Lachens erfüllte Mathew und Margaret mit großer Freude, und schon bald lachte die ganze Gesellschaft auf dem Rückweg nach Blessing House. Nur Anne lachte nicht, aber das schrieb Jassy der Hitze zu ... dieser schrecklichen Hitze.

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    Kapitel 14
    Das Abendgebet war vorüber, und die letzten Sonnenstrahlen tauchten die schmutzigen Straßen in weiches Licht. Als die Dunkelheit hereinbrach, flammten Lichter in den Fenstern der Reichen und im Palast von Westminster auf, während sich der Rest der Stadt auf die Nacht einrichtete, denn die Menschen gingen gewöhnlich mit Einbruch der Dämmerung zu Bett. Hier und da drangen Lärm und Fackelschein aus Schenken und Freudenhäusern, doch ansonsten war alles still in den sommerlich warmen Gassen.
    Anne hatte auf Anweisung ihrer Herrin den ganzen Nachmittag auf ihrem Strohlager im Sonnenzimmer geruht. Nach der Heimkehr von der Kirche hatte Margaret sie gezwungen, sich hinzulegen, da sie sich immer noch nicht wohl fühlte. Sie hatte zwar nicht erbrechen müssen, hatte aber in der nachmittäglichen Hitze unruhig geträumt.
    Sie hatte geträumt, sie laufe, sie fliehe vor einer dunklen Gestalt, aber so schnell sie auch lief, die schreckliche Gestalt kam näher und näher. Sie spürte ihren heißen Atem im Nacken, sah ihre Zähne und roch ihre üblen Ausdünstungen, die stanken wie eine offene Pestgrube. Und gerade als sie glaubte, nicht mehr weiter zu können ...
    ... erwachte sie von einem Klopfen an der Tür. Verschwitzt und zerzaust setzte sie sich auf und erblickte einen hoch gewachsenen, ernsten Herrn in einem langen, roten Gewand, der neben der aufgeregten Jassy im Türrahmen stand. Der gut aussehende Fremde hatte eine Ambrakugel aus durchbrochenem, polierten Silber bei sich, die einen süßlichen Duft verströmte. Jassy, offenbar beleidigt, weil der Herr anzunehmen schien, in Blessing House stinke es, eilte zum Lager des Mädchens. Sie strich ihr die Haare aus dem Gesieht und zog ihr die Betttücher bis zum Hals. »Das ist sie, Doktor Moss, aber ich weiß nicht, ob Lady Margaret möchte, dass Ihr in ihrer Abwesenheit mit ihr sprecht.«
    »Mistress Jassy, der König hat mich geschickt. Ich freue mich, das Kind kennen zu lernen, aber ich habe wenig Zeit. Wie Ihr verstehen werdet, verlangt die Königin meine ganze Aufmerksamkeit.«
    »Ja,ja, natürlich, Sir, die Königin ...«Jassy blieb wie angewurzelt stehen, als der Doktor ungeniert ins Zimmer trat und zu Annes Strohlager hinüberging. Er blieb einen Augenblick stehen und betrachtete Anne. Nun verstand er das seltsame Anliegen des Königs, ein Dienstmädchen behandeln zu lassen: Sie war eine Schönheit. Sie hatte

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