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Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Titel: Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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noch nicht aufgetaucht war. Sie lief seit bald einer Stunde über einladend grüne Wiesen, und im Allgemeinen entwickelte Peterchen eine Art sechsten Sinn dafür, wann und wo sie ihrer Arbeit nachging. Für ihn war ihr Besuch schließlich eine ebenso willkommene Abwechslung wie der Ausflug für sie, und er liebte es, mit ihr zu plaudern, während er die mitgebrachten Leckereien mit vollen Backen kaute. Konstanze brachte es nie übers Herz, ihn dafür zu rügen. Niemand erwartete höfische Umgangsformen von einem Bauernkind.
    An diesem Tag fehlte von Peter jede Spur, und Konstanze begann irgendwann, sich Sorgen zu machen. Womöglich war der Kleine ja krank oder verletzt, und niemand hatte etwas gemerkt. Solange die Schafe nicht verloren gingen, kümmerte sich keine Seele um den jungen Hirten. Das Mädchen warf einen prüfenden Blick in den Himmel. Die Sonne stand bereits hoch, und es sollte zur Non zurück im Kloster sein.
    Die Kräuter, die sie suchte, mussten nach Ansicht der Hildegard von Bingen um die Mittagszeit gepflückt werden. Später verlören sie angeblich ihre Wirkstoffe. Konstanze hielt das für Aberglauben, hatte aber die strikte Auflage von Schwester Maria, sich daran zu halten. Die Medica wollte keinen Ärger – soweit wie möglich, hielt sie sich an die Vorgaben der Klostergründerin. Konstanze hatte getan wie ihr geheißen, konnte sich aber nicht dazu entschließen, den Heimweg anzutreten. Der Gedanke an Peter ließ sie nicht los.
    Sie kannte den Unterschlupf des Kleinen. Er hatte ihr einmal gezeigt, wo er gewöhnlich schlief, wenn er nachts bei den Tieren blieb. Der Platz war klug gewählt, es gab dort ein paar Felsen, die nah beieinanderstanden. Wenn man einen Mantel darüberbreitete, hatte man ein wenig Schutz vor Regen und Wind. Natürlich fehlte dem Kind dann der Mantel, aber der Junge besaß ein Schaffell, mit dem er seine Höhle auspolsterte und auf dem er sich zusammenrollte. Wenn Konstanze dem Bach folgte, der fröhlich zwischen den Wiesen hindurchplätscherte, war sie in kurzer Zeit in Peters Lager. Sie konnte nach ihm sehen und ihre Krapfen abliefern – Konstanze beschloss, dass diese Handlung unter Almosen fiel. Es war sicher keine Sünde, dafür ein Stundengebet ausfallen zu lassen.
    Tatsächlich traf das Mädchen bald auf die ersten Schafe, als es sich Peters Unterschlupf näherte. Die Tiere grasten weit verstreut – Peter hielt sie offensichtlich nicht zusammen, und auch sein struppiger Hund war nicht bei der Arbeit. Konstanze erkannte darin ein weiteres Alarmzeichen und lief schneller.
    Dann aber sah sie ein munter flackerndes Feuer vor Peters Lager. Der Kleine war also da und musste am Leben sein. Konstanze atmete auf.
    Und schließlich begrüßte sie auch der Hütehund, der mit Peter seinen Unterstand teilte. Er bellte, kam aber nicht heraus. Den Grund dafür erkannte das Mädchen schnell, als es die improvisierte Hütte endlich erreichte. Peter lag zusammengekrümmtin der hintersten Ecke des Unterstands und hielt das Tier umklammert.
    »Peterchen, was ist denn? Fehlt dir etwas?« Konstanze musste niederknien, um in die Hütte hineinsehen zu können. Sie erkannte, dass der Kleine zitterte. »Bist du krank, Peter?«
    Peter kam nicht heraus, schüttelte aber den Kopf.
    Konstanze setzte sich vor dem Unterstand ins Gras und wartete.
    »Nun, wenn du nicht krank bist, willst du ja vielleicht einen von diesen Krapfen essen«, bemerkte sie schließlich und packte ihren Korb aus. »Aber wenn du keinen Hunger hast … dann ess ich ihn allein.«
    Sie machte Anstalten, in das Gebäck zu beißen, woraufhin immerhin der Hund winselte und Anstrengungen machte, Peters Griff zu entkommen. Auch er mochte Krapfen, und Peter war immer bereit, die Leckereien mit seinem einzigen Freund und Vertrauten zu teilen. Vom Duft der Krapfen angelockt, krochen letztendlich beide aus der Hütte.
    Konstanze registrierte erleichtert, dass Peterchen wirklich nicht krank wirkte – allerdings eingeschüchtert und verängstigt bis ins Mark.
    »Was ist dir denn geschehen, Junge?«, fragte sie noch einmal und strich dem Kind über sein wirres, schmutziges Haar.
    Peter saß jetzt neben ihr und schlug ausgehungert die Zähne in den ersten Krapfen. »Ich … ich hab den Herrn gesehen«, stieß der Kleine hervor, wie immer ohne das Kauen dabei einzustellen.
    »Du hast was?«, fragte Konstanze.
    »Ich hab … den Herrn gesehen. Und … und die Sterne sind vom Himmel gefallen. Was ein Zeichen ist, hat er gesagt.«
    Konstanze

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