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Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Titel: Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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sah sich verwirrt um. Blassblaue, ungemein wache Augen in einem von Runzeln gezeichneten, uralten Gesicht musterten es interessiert. Direkt hinter Konstanze befand sich ein winziger Verschlag, in dem eine Wahrsagerin hockte. Ihre Kleidung hatte sicher schon bessere Tage gesehen. Das Gewand dürfte einmal bunt gewesen sein, war jetzt aber abgetragen, fleckig und zerrissen. Die Alte hielt den verschlissenen Vorhang zur Seite, der zwei Stühle und einen Tisch notdürftig den Blicken der Umstehenden entzog.
    »Gib mir einfach die Hand«, lockte die Frau, »und ich lese daraus dein Geschick …«
    Konstanze schüttelte den Kopf. »Das kenn ich schon längst …«, murmelte sie, ausnahmsweise froh darüber, dass ihre Zukunft nun wirklich festgeschrieben war. So musste sie nicht zugeben, dass sie der Gabe der Alten misstraute. Konstanze hatte selbst Visionen – und sie wusste, dass längst nichtalles eintraf, was ihr Gott oder seine Engel, oder auch der Teufel und seine Dämonen, am Himmel zeigten.
    »Du kennst deine Zukunft?« Die Frau lachte meckernd. »Oder glaubst du nur nicht an Wahrsagerei?«
    Während sie die letzten Worte sprach, griff sie rasch nach Konstanzes Hand. Das Mädchen war zu verblüfft, um sie rechtzeitig wegzuziehen. Die Alte hatte sie bereits umgedreht und studierte mit ernstem Gesicht die Furchen und Linien.
    »Oh, tatsächlich, dir fehlt es am Glauben an die alten Künste«, kicherte die Vettel. »Aber die Menschen sagen, du seiest gesegnet. Obwohl man deine Gabe auch als Fluch bezeichnen könnte … Wie auch immer … du bist ein kluges Mädchen. Du wirst viel lernen … und Weisheit gewinnen … du bist viel stärker, als du glaubst … und du wirst …«
    »Lass ab von dem Mädchen, Weib! Nimm deine dreckigen Finger von ihm!« Philipp von Katzberg hatte jetzt erst bemerkt, wo seine Tochter hineingeraten war. Er schob sich entschlossen durch die Menge auf sie zu. »Und du ergibst dich hier finsterstem Aberglauben, Konstanze!«, rügte er auch das Mädchen, noch bevor er den Stand ganz erreichte. »Wahrsagerei! Das ist deiner nicht würdig!«
    Konstanze hätte sich befreien können, aber die Worte der alten Frau hatten sie in ihren Bann gezogen. Woher wusste sie von ihrer Gabe – oder ihrem Fluch? Sie war begierig, Weiteres zu hören, auch wenn sie damit vielleicht eine Sünde beging.
    »Habe ich nicht gesagt, du sollst sie loslassen?« Konstanzes Vater riss den Vorhang beiseite und zog die Hand seiner Tochter energisch aus den Fingern der Alten. »Meine Tochter braucht deine Schwarze Kunst nicht. Ihr Schicksal ist vorgezeichnet, sie geht heute noch ins Kloster.«
    »Ins Kloster?« Die Gauklerin lachte schallend. Dann wandte sie sich wieder Konstanze zu. »Das ist nicht, was dir bestimmt ist, Kind. Ich sah dich in den Armen eines Königs …«
    Das Mädchen riss die Augen weit auf. Dann lächelte es beschämt, da Philipp die Alte erneut beschimpfte. Konstanze raffte die Röcke ihres schlichten, kostbaren Samtkleides, das man extra für diesen Tag gefertigt hatte. Zu weit allerdings für das zarte Kind – aber das war nicht weiter schlimm, denn vom kommenden Tag an würde ihre Schwester Waltraut es tragen. Während sie … Konstanze meinte, die kratzige Klosterkleidung bereits am Körper zu spüren.
    Philipp machte Anstalten, seine Tochter fortzuziehen. Konstanze jedoch sah sich noch einmal um. Als ihr Vater nicht hinsah, glitt ihr Kupferpfennig in die Hand der Alten.
     
    Konstanze konnte nicht anders, aber als sie schließlich die Klosterpforte passierten und die Nonnen in ihren schwarzen Habiten zur Kirche streben sahen, fühlte sie sich an Krähen erinnert. Angst beschlich sie, denn Krähen hatten auch ihre letzten Visionen bevölkert. Sollte irgendetwas in ihren Träumen sie vor dem Rupertsberg gewarnt haben? Oder lag es nur an den Märchen, die ihre Großmutter erzählte, Märchen, in denen Krähen die Vorboten des Todes waren?
    Eines Nachts hatte Konstanze vor ihrem inneren Auge die Vögel aufs Feld der Schefflers niederschweben sehen – obwohl es dort nachweislich keine Krähen gab. Kurz darauf war die alte Schefflerin gestorben. Für Konstanzes Mutter ein weiterer Beweis der unheimlichen Begabung ihrer Tochter. Andererseits hatten die Dörfler schon tagelang mit dem Ableben der Schefflerin gerechnet. Konstanzes Großmutter, die sich ein bisschen auf Heilpflanzen verstand, war mehrfach bei ihr gewesen. Sie hatte versucht, ihr Leiden zu lindern, indem sie ihr Kräutertränke verabreichte

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