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Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Titel: Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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Angst nehmen. Konstanze erschien es unmöglich, dass ihm tatsächlich ein Engel erschienen war. Viel wahrscheinlicher war es ein Pilger, der von Jerusalem erzählte. Peterchen musste etwas falsch verstanden haben. Oder der Mann selbst war verwirrt gewesen. Auf jeden Fall durfte Peter auf keinen Fall irgendetwas von Visionen und Erscheinungen herumerzählen! Konstanze wusste zu genau, wohin das führte.
    »Pass auf, Peterchen, du tust jetzt erst mal gar nichts!«, riet sie dem Jungen. »Vergiss die Geschichte einfach, kümmere dich um deine Schafe, und sag niemandem etwas davon.«
    Peterchen biss jetzt doch in seinen Krapfen, wenn auch nicht so heißhungrig wie sonst.
    »Aber was ist mit dem Feuer vom Himmel?«, fragte er ängstlich. »Der Herr wird mich doch strafen, wenn ich nicht auf ihn höre.«
    »Das Feuer am Himmel hat jeder gesehen, Peter. Das hat vielleicht gar nichts zu tun mit dem Engel. Und so schnell straft Gott dich auch nicht. Kennst du die Geschichte von Jonas, Peter, der kein Prophet sein wollte?« Der Priester hatte sie erst am letzten Sonntag in der Predigt behandelt, Peter sollte sich eigentlich erinnern.
    Der kleine Junge nickte unschlüssig. »Den frisst ein Fisch, nicht?«, überlegte er.
    Konstanze nickte. »Richtig. Aber vorher fragt Gott dreimal nach, ob er seine Botschaft wirklich nicht verbreitenmöchte. Und dann spuckt ihn der Wal auch wieder aus, weil Gott es nämlich gar nicht so böse gemeint hat. Und da soll er dich gleich verbrennen, weil du ein bisschen Angst hast? Glaub mir, Peter, wenn der Herr tatsächlich eine Aufgabe für dich hat, dann erscheint er dir wieder! Und solange bleibst du ganz ruhig und erzählst es niemandem. Ja?«
    Peter biss jetzt herzhafter in seinen Krapfen. »Ihr meint, dann findet der Herr vielleicht einen anderen?«, fragte er hoffnungsvoll.
    Konstanze lächelte. »Vielleicht. Jedenfalls brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Gott der Herr meint es gut mit dir. Er wird dir nichts auferlegen, was du nicht leisten kannst.«
    Sie küsste das Kind auf die Stirn und stand auf – natürlich nicht ohne den letzten Krapfen aus dem Korb zu holen. Peterchen teilte ihn getröstet mit seinem Hund, und Konstanze machte sich auf den Heimweg. Bis zur Non würde sie es nicht mehr ins Kloster schaffen, sie würde sich beeilen müssen, die Kräuter bis zur Vesper so zu versorgen, dass sie nicht verdarben.
    Über der Suche nach einer passenden Ausrede für ihre Verspätung vergaß sie den Pilger, das Flammenschwert und die Eroberung Jerusalems.

Kapitel 2

    Gisela von Bärbach machte sich keine Sorgen, als ihre Ziehmutter Jutta von Meißen sie zu sich rufen ließ. Im Gegenteil, meist bedeutete die persönliche Einladung ein kleines Privileg – vielleicht eine Rolle in einem der Historienspektakel, die die Markgräfin gern aufführen ließ, oder die Aufforderung, vor einem geehrten Gast zu singen und die Laute zu spielen.
    Gisela beherrschte beides sehr gut, und sie schaffte es sogar, dabei still zu sitzen. Ansonsten war sie auch jetzt noch das lebhafte, kaum zu bändigende Mädchen, als das es vor Jahren an den Hof von Meißen gekommen war: eine verwegene Reiterin und anerkannte Falknerin. Sie gehörte zu den wenigen Edelfräulein, die ihre Vögel selbst ausbildeten, und die Stallknechte vertrauten ihr gern junge, feurige Pferde an.
    Auch an diesem Tag ereilte sie der Ruf ihrer Ziehmutter bei den Ställen. Sie kam eben von einem Ausritt zurück, Juttas kleinen Sohn Otto vor sich im Sattel, gefolgt von seiner Schwester Hedwig, die bereits allein reiten durfte. Ihr Pferdchen musste sich anstrengen, um mit Giselas Stute Schritt zu halten. Im Grunde kam es nur mit, weil das Mädchen sein Pferd zurückhielt. Schließlich sollte Otto nicht herunterfallen. Der kleine Junge hatte hier jedoch keine Befürchtungen, ihm konnte es nicht schnell genug gehen.
    »Morgen reite ich einen Hengst!«, rief er, als ihn ein Knappe aus dem Sattel hob. »Oder meinst du, ich kann das nicht?« Unternehmungslustig wedelte er mit seinem Holzschwert.
    Gisela lachte. »Ach, weißt du, Otto, das ist gar nicht so schwer. So ein Hengst ist wie ein junger Ritter: immer dasSchwert gezückt und auf sein Ziel los, ohne links und rechts zu schauen. Eine Stute dagegen ist schwerer zu lenken, man braucht Takt und Fingerspitzengefühl.«
    Der helfende Knappe wurde umgehend rot, worauf es Gisela natürlich angelegt hatte. Am Minnehof der Jutta von Meißen übten sich Damen und Ritter in der Kunst der klugen und

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