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Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Titel: Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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erhandeln, von Christen oder Heidenhänden gewebt wurde, ist ihnen ziemlich gleich. Wenn der heidnische Kaufmann ehrlich ist und sie nicht betrügt, dann achten sie ihn auch. Und das Rittertum … die Minnesänger sagen, wir könnten da noch manches lernen von den Mauren und Sarazenen. Sie sind sehrmutig und ritterlich – und gastfreundlich, selbst wenn es Feinde sind …«
    »Und im Heiligen Land hat es doch auch immer Austausch gegeben«, fügte Gisela hinzu. »Die Geschichten von Richard Löwenherz und Sultan Saladin … selbst Armand nennt den ägyptischen Prinzen seinen Freund …«
    Konstanze verfolgte einen weiteren Tjost – sie konnte dem Kampf der Ritter wenig abgewinnen. Sie vermutete, dass ihr einfach die Feinheiten entgingen – und sie fragte sich, wer die Kreuzzüge überhaupt wollte. Die Kaufleute vertrugen sich, der Adel offenbar auch … Und dennoch hatten die Christen in Jerusalem blutig gewütet. Ging es wirklich um die heiligen Stätten? Oder entsandte man da fanatische Streiter und Ritter ohne Land, die auf ein Lehen in Outremer aus waren?
    Konstanze überlegte noch, als Gisela neben ihr plötzlich aufsprang. Das Mädchen hatte in den letzten Minuten gebannt zum Abreiteplatz hinübergesehen. Dort befand sich die Hebevorrichtung, mit deren Hilfe die schwer gepanzerten Ritter in den Sattel gebracht wurden. Ihre Knappen hielten derweil ihre Pferde, und Rupert führte eben den gepanzerten, in Armands Farben eingedeckten Hengst heraus. Ein Brauner, jetzt aber fast gänzlich unter gelbem und blauem Stoff versteckt.
    Für Konstanze war das kein Grund zur Aufregung, aber Gisela winkte plötzlich wie besessen. Sie brüllte ein lautes Nein! zu Rupert und Armand hinüber und stürzte die Ehrentribüne hinunter, um zu den Ställen zu laufen. Auf einmal schien ihr klar zu werden, wie unmöglich sie sich aufführte.
    Gisela drehte sich um und rief über die Schulter eine Erklärung zurück. »Es ist das falsche Pferd! Es ist Toledo!«
    Don Guillermo wandte sich verwirrt an Konstanze. »Was sagt sie? Ist das etwas, das Ihr mir erklären könnt?«
    Konstanze musste sich die Worte erst selbst zusammenreimen, aber inzwischen hatte Gisela die Reitbahn erreicht. Ritter und Gaffer stieß sie rüde zur Seite, mit wehenden Röckenrannte sie zwischen ihnen hindurch. Ununterbrochen schrie sie Warnungen zu Armand hinüber, der schon über dem Sattel des Braunen schwebte, gehalten von der Hebevorrichtung. Er hörte offenbar nichts.
    Unmittelbar bevor man ihn in den Sattel herunterlassen konnte, baute Gisela sich vor Rupert auf, gab ihm eine schallende Ohrfeige und griff selbst nach den Zügeln des Hengstes. Sie brachte das Pferd rasch in sichere Entfernung von der Hebevorrichtung. Die verblüfften Knechte ließen Armand zu Boden.
    »Armand, Armand, es ist nicht der Hengst der Landis!« Gisela hatte Rupert die Zügel überlassen und warf sich keuchend vom schnellen Lauf an Armands Brust. »Es ist das Pferd aus Piacenza, der Hengst Toledo vom Jahrmarkt …«
    »Tatsächlich, es ist nicht Rocco«, rief Don Guillermo entrüstet. Er hatte Konstanzes wirre Erklärung nicht verstanden und war Gisela gefolgt, um Licht in die Angelegenheit zu bringen. »Der hier ist etwas größer, und er hat einen Ramskopf – aber das könnt Ihr auf die Entfernung und unter dem Tuch doch gar nicht gesehen haben!« Er musterte Gisela verwundert, aber voller Respekt.
    »Ich hab’s am Schritt erkannt«, stieß Gisela atemlos aus. »Euer Rocco ist gelassener, er macht lange, kraftsparende Schritte. Dieser hier hat mehr Knieaktion. Zuerst dachte ich, Rocco tänzle vielleicht, weil er sich vor dem Tjost aufregt. Aber als er dann die Ohren anlegte und nicht neben die Rampe wollte … da wusste ich es … Es ist Toledo, Armand! Jemand wollte dich umbringen!«
    Armand berichtete dem Burgherrn in kurzen Worten von dem bockenden Hengst auf dem Jahrmarkt. Giselas Vorwurf des Mordversuchs musste er ernst nehmen. Ein beweglicher Bauernjunge und erst recht ein erfahrener Reiter konnten den Fall von einem solchen Pferd ohne Schaden überstehen. Aber ein Ritter in voller Rüstung, der nicht darauf vorbereitet war, würde unweigerlich schwer stürzen. Von einem bockendenPferd fiel man meist kopfüber – und der Eisenpanzer machte ein Abrollen unmöglich. Armand hätte sich mit hoher Wahrscheinlichkeit das Genick gebrochen.
    Don Guillermo Landi stellte Rupert zur Rede.
    Der Junge leugnete aber jede Beteiligung. »Ich hab’s nicht gewusst, Herr, das schwör

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