Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin
verständnislos zusahen. Elena wurde nicht müde, einen dunkelhaarigen jungen Ritter zu preisen, dem sie, wie die vorlaute kleine Chiara verriet, noch in diesem Herbst anverlobt werden sollte.
»Er heißt Giorgio di Paderna, und seine Eltern haben eine Burg in der Nähe!«, verriet Elena mit strahlenden Augen.
»Und du liebst ihn!«, seufzte Gisela neiderfüllt.
Elena nickte. »Mein Vater billigt es. Er pflegt zu sagen: Wenn eine Stute für den Hengst partout nicht stehen will, dann gibt’s auch kein gutes Fohlen«, erklärte sie kichernd.
Konstanze errötete, aber die anderen Mädchen lachten über den anzüglichen Spruch. Was die Liebe anging, so sprach man an Minnehöfen klare Worte.
Gisela fand den jungen Giorgio di Paderna sehr anziehend, aber die Landi-Mädchen sparten auch nicht an Lob für ihren Armand. Für sie war es äußerst romantisch, dass Gisela vor einer unerwünschten Ehe geflohen war, und sie wünschten ihr alles Glück mit ihrem Ritter ohne Land.
»Er ist so stattlich!«, begeisterte sich Chiara. »Und wie geschmeidig er zu Pferde sitzt! Ein bisschen dünn ist er vielleicht, man müsste ihn aufpäppeln … Was meinst du, Elena, sollen wir Vater fragen, ob er ihn nicht auffordern möchte zu bleiben? Er gefällt ihm doch, und wenn er ihm treu dient, kriegt er vielleicht ein Lehen.«
Elena verdrehte die Augen. »Ja, wenn jemand Rivalta angreift und der Monseigneur Armand uns ganz allein verteidigt, und wenn wir daraufhin dann schnell noch Mailand erobern … Nein, Chiara, hier herrscht Frieden, und alle Lehen sind seit Jahren vergeben.«
Gisela hatte ohnehin kaum zugehört. Stattdessen erläuterte sie der desinteressierten Konstanze, warum sie mit Armands Pferdewahl nicht einverstanden war. Gisela hätte den jüngsten der drei Hengste genommen, der etwas kleiner, dafür schwerer war als die anderen.
»Armand bringt im Moment nicht genug Gewicht in den Sattel, das kann ihn den Sieg kosten. Das Pferd könnte das ausgleichen. Und wenn er die Lanze etwas weiter oben fasst und von unten nach oben führt.«
Konstanze lachte. »Wenn man dich so hört, möchte man meinen, du wolltest gleich selbst in den Tjost ziehen«, neckte sie.
Gisela warf selbstgerecht das Haar zurück. »Einem Herrn Wolfram von Guntheim würde ich mich schon stellen.«
Magdalena fixierte sie wütend. Sie hatte eben noch darüber nachgedacht, wie schön und stattlich sich ihr eigener Ritter hier präsentieren würde. Wolframs Pferd war größer als die Hengste des Don Landi, und an Gewicht hatte der Junge während des Kreuzzuges eher zugelegt. Bestimmtwürde er siegen. Aber Gisela musste ja immer alles besser wissen!
Magdalena hätte gern etwas erwidert, traute sich jedoch nicht, in der Runde der Edelfräulein das Wort zu erheben. Dafür tröstete sie sich mit anderen Dingen: Wolfram mochte kein so guter Kämpfer sein wie Armand und dieser Giorgio – aber er hatte immerhin bereits eine Burg im Rheinland. Irgendwann konnte er dorthin heimkehren. Magdalenas Ritter brauchte sich sein Lehen nicht mehr zu erwerben.
»Was ist denn eigentlich mit dir?«, fragte die vorwitzige Chiara Konstanze, als die Mädchen am nächsten Morgen zur Ehrentribüne schritten. Die Landis hatten für ihre Familie und die Frauen der Burg einen bunten Seidenbaldachin neben der Kampfbahn aufbauen lassen. Der Pavillon spendete Schatten und bot beste Sicht auf die Darbietungen der Ritter. Natürlich wurden dort auch Erfrischungen gereicht, und die Bänke polsterten Seidenkissen.
Gisela und Konstanze sah man die Strapazen der Reise und das Staubbad des Rittes vom Vortag nicht mehr an. Sie hatten natürlich das Badehaus besucht, und Chiara und Elena hatten sich nicht nehmen lassen, ihre Freundinnen mit neuen Kleidern auszustatten. Gisela trug eine Robe von Chiara, eng anliegend und weit ausgeschnitten, wie es der neuesten Mode entsprach. Das Kleid war dunkelrot und betonte ihren hellen Teint, das goldblonde Haar und die lebhaften grünen Augen.
Konstanze passten die Gewänder von Elena, aber an ein so gewagtes Kleid, wie die anderen es trugen, wagte sie sich nicht heran. Dafür begeisterte sie sich für leuchtende Farben. Unter einer azurblauen, hauchdünnen Spitzensurkotte trug sie ein goldgelbes Unterkleid aus Seide. Es passte zu ihrem von der Sonne leicht gebräunten Teint, und ihr dunkles Haar hob sich prächtig dagegen ab.
»Du bist so schön!«, schwärmte Chiara. »Schöner als wiralle, aber kein Ritter scheint dir zu gefallen. Hast du
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