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Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Titel: Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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entgegennahmen, hörten gar nicht zu.
    »Von Brunnen nach Flüelen gibt’s keinen Weg, Herr«, gab der Mann Auskunft. »Da fällt der Berg steil zum Wasser hin ab. Aber es gibt einen Fährdienst über den Urner See. Eigentlich keine große Sache … wenn es nur nicht so viele Leute wären! Wie viele seid’s denn?« Der Mann wandte sich an Nikolaus’ Gesandte. »Zehntausend? Allein der Pfad nach Brunnen …«
     
    Tatsächlich erwies sich der Pfad zum Dörfchen Brunnen als schwieriger denn alle Wege, die Nikolaus’ Heer bis jetzt begangen hatte. Die Menschen aus Luzern wollten die Kindererst gar nicht ziehen lassen, aber Nikolaus und die Mönche bestanden auf einem baldigen Aufbruch. Singend wanderten sie über den Saumpfad, der in Windungen am Seeufer entlangführte. Er bot nicht nur Ausblicke auf den See, sondern auch auf das rote Felsgestein des scheinbar bis zum Himmel aufragenden Rigi und auf den Pilatusgletscher. Nikolaus’ Jesus ist schöner, Jesus ist reiner klang angesichts dieser Landschaft fast trotzig.
    Konstanze blieb ständig stehen, um irgendein Kraut zu pflücken, von dessen Heilkraft sie zwar gelesen, das sie aber nie zuvor gesehen hatte.
    »Sind das Zypressen?«, fragte sie bezaubert, als sie die Pflanzen am Weg sah. »Die gibt es doch eigentlich nur im Süden!«
    »Für Zypressen ist es auf der Nordseite der Alpen im Winter zu kalt«, antwortete Armand. »Diesen Bäumen wirst du erst begegnen, wenn wir nach Italien kommen.«
    Gisela ritt bereits den ganzen Tag neben Armand und fühlte sich, als entdecke sie mit ihrem Ritter einen Zaubergarten. Armand gab sich größte Mühe, sich höflich mit ihr zu unterhalten, obwohl ihn sein altes Leiden überkam: Der Ritter, so tapfer er sonst alle Proben bestand, war nicht schwindelfrei. Schon beim Ausblick über die Klippen auf den See wurde ihm übel, sosehr er auch dagegen ankämpfte. Armand empfand es als blamabel, aber die Berge jagten ihm mehr Furcht ein als jeder Zweikampf.
    Auch Gisela war fasziniert von der Vielfalt und Farbenpracht der Alpenflora, und Armand war froh, sich auf die Botanik und nicht auf Ausblicke konzentrieren zu dürfen.
    »Gott lässt hier Pflanzen wachsen, die es außerhalb der Alpen nirgendwo sonst gibt. Wenn wir die hohen Berge erst hinter uns haben und nach Süden kommen, werdet Ihr aber einer noch üppigeren Vegetation und Blumenpracht begegnen. Aber seid guten Mutes, Fräulein, noch nie habe ich eine Blume gesehen, die Eure Schönheit überstrahlt!«
    Gisela lachte geschmeichelt. »Werdet Ihr mir denn ein Edelweiß pflücken, wenn wir höher hinaufkommen?«, fragte sie.
    Armand biss sich auf die Lippen und dachte mit Grausen daran, an welchen Felsvorsprüngen diese Blumen gewöhnlich wuchsen. Eigentlich wollte er den Weg über den Pass nur überleben, an mehr dachte er nicht.
    »Ich pflück dir eins, Gisela!«, meldete sich Rupert. »Ich bin ein guter Kletterer!«
    Gisela lächelte ihm gleichgültig zu. Sie zog Armand jetzt so auffällig vor, dass Konstanze Rupert mitunter fast leidtat. Dimma hatte sie sogar schon dafür gescholten.
    Gisela reagierte darauf natürlich unwillig. »Also erst sollte ich mich partout nicht von Rupert entführen lassen«, begehrte sie auf, »sondern höchstens von einem Ritter. Und nun haben wir glücklich einen Ritter – du kannst nicht leugnen, dass Monseigneur Armand an Schönheit und Höfischkeit kaum einer gleichkommt. Aber der gefällt dir auch wieder nicht!«
    Dimma schüttelte seufzend den Kopf. »Es geht nicht darum, ob Monseigneur Armand mir gefällt. Es geht darum, dass du Rupert nicht verprellen solltest. Wir sind hier nicht auf dem Minnehof, wo zwei Männer ihre Streitigkeiten im Sängerwettstreit austragen. Stattdessen befinden wir uns auf einem sehr gefährlichen Weg und einer ist auf den anderen angewiesen. Da können wir keine Eifersucht brauchen.«
    »Aber Rupert kann doch nicht eifersüchtig sein!«, wandte Gisela ein. »Armand ist …«
    »Herrgott, Gisela, hast du es immer noch nicht begriffen!« Dimma hätte das Mädchen schütteln können! Wie viel kindlichen Unverstand konnte man sich eigentlich bewahren? »Rupert glaubt, dass Gott die Standesschranken aufhebt, sobald wir Jerusalem befreit haben. Was kein Wunder ist, Nikolaus predigt es ja immer wieder. Das ganze Gerede vom Paradies, von den goldenen Straßen, dem Honigbrei … Rupert nimmt das wörtlich. Er glaubt, im HeiligenLand erwarte ihn ein Lehen! Dann wäre auch er ein Ritter und könnte dich heiraten. Aber was

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