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Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Titel: Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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teilhaben.
    »Das Meer bleibt ja auch nicht ewig geteilt«, argumentierte er. »Und bestimmt teilt es sich nicht für so einen hergelaufenen Hannes! Das geht vor Nikolaus auf und hinter den letzten von uns wieder zu. Wer dann nicht da ist, hat das Nachsehen!«
    Armand staunte über den kindlichen Glauben des sonst so rauen Kerls, aber trotz seiner Angst vor dem Pass war er beinahe gewillt, ihm beizupflichten. Er war sich inzwischen fast sicher, dass er auf der richtigen Spur war. Der Kinderkreuzzug war das Ereignis, das die Atmosphäre in Rom und im Heiligen Land verändert hatte – und zwar schon im Vorfeld. Die Rekrutierung der Heerführer war gezielt betrieben worden und irgendjemand verfolgte ganz bestimmte Zwecke, indem er die Kinder über die Alpen trieb.
    Armands Neugier war folglich geweckt – zusammen mit einer gehörigen Portion Wut. Wer das hier angezettelt hatte, sollte dafür bezahlen! Aber dazu musste man zunächst herausfinden, wer dahintersteckte – und was genau er bezweckte. Es konnte nicht im Sinne eines denkenden Erwachsenen sein, diese Kinder wirklich ins Heilige Land zu schicken und da vor dem Heer des Sultans beten zu lassen. Kein Mensch konnte glauben, dass sich die Sarazenen so schnell bekehren ließen – zumal nach den Gräueln, die christliche Kreuzfahrer unter ihren Vorfahren angerichtet hatten.
    Die Tempelritter sahen dies durchaus kritisch, sie verfolgten einen komplizierten, diplomatischen Kurs, um den Frieden halbwegs aufrechtzuerhalten. Mit einem erneuten Kreuzzug, selbst einem so merkwürdigen, würde man die Araber nur provozieren, wahrscheinlich würden sie mit aller Härte zuschlagen. Bestenfalls würden die Kinder als Sklaven enden. Wenn Jerusalem überhaupt noch einmal christlich werden konnte – Armand und die anderen Ritter in Outremer gaben sich da keinerlei Hoffnungen hin –, so nur nach weiteren blutigen Kämpfen mit einem gewaltigen Aufgebot an Rittern und Soldaten aus dem gesamten Abendland. Ein paar Kinder und Hungerleider würden nichts ausrichten. Warum also schickte man sie nach Süden?
    Der Knabe Hannes machte seine Drohung wahr und predigte am nächsten Tag seinerseits vor den jungen Kreuzfahrern. Mehr noch, er ging von Feuer zu Feuer und versuchte, die Kinder für die alternative Wegroute zu bekehren. Viel Erfolg hatte er dabei nicht, tatsächlich zog er gegen Abend mit nur sechshundert Gefolgsleuten Richtung Innsbruck. Schon dies war ein gewaltiger Umweg, und kaum eines der ohnehin bereits erschöpften Kinder war bereit, ihn auf sich zu nehmen.
    Aber auch auf Nikolaus’ Gefolgschaft kam noch lange vor dem Gotthardpass eine Menge zu. Das Heer verließ den Rhein jetzt Richtung Süden, wobei die Wege zunächst einfach waren und zwischen Wiesen und bewaldeten Hängen entlangführten. Dann aber ging es bergauf zum Vierwaldstätter See. Das tiefblaue Gewässer war von Bergen umgeben, und bei klarem Wetter und Sonnenlicht spiegelten sich der blaue Himmel, die grünen Berghänge und die schroffen Gebirgszüge im glasklaren Wasser. Konstanze und Gisela konnten sich an der Schönheit des Sees nicht sattsehen, als sie ihn endlich erreichten. Magdalena schien erst prüfen zu müssen, ob das Ganze kein Trugbild war. Fasziniert warf sie Steine in den See und hielt ihre Hand in das eiskalte Wasser.
    »So hab ich mir das Märchenland immer vorgestellt!«, seufzte Konstanze. »Irgendwo dort oben wohnt Frau Holle!« Sie wies auf die schneebedeckten Gipfel des Gotthardmassivs.
    »Dann treffen wir sie ja bald!«, neckte Gisela. »Und ich hoffe, sie kredenzt etwas zu essen. Ist das da drüben Luzern, Armand? Ob sie uns einlassen?«
    Die kleine Stadt lag idyllisch zwischen Bergen und See, aber sie wirkte durchaus befestigt und wehrhaft. Zudem schien sie reich, die Menschen waren zumindest nicht sparsam mit Almosen. Allerdings schienen sie Nikolaus und seine Gefolgschaft eher als eine Ansammlung armer Toren zu sehen denn als Retter des Heiligen Landes.
    »Am besten kehrt ihr gleich hier um«, schlug ein Fischer vor, nachdem er seinen Fang freigebig mit dem Kinderheer geteilt hatte. »Oder wie wollt ihr die Fähre von Brunnen aus bezahlen?«
    »Welche Fähre?«, erkundigte sich Armand, den der Fischer ernster nahm als Nikolaus’ Almosensammler.
    Immerhin hatte der Ritter darauf bestanden, auf dem Markt für seine Begleiter einzukaufen. Keinen Fisch – an Giselas Hof würde Graubündener Fleisch gereicht werden. Nikolaus’ Leibwächter dagegen, die den Fang des Fischers

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