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Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Titel: Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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machst du? Ermunterst den Monseigneur Armand! Irgendwann werden sich die beiden schlagen. Und wenn ich richtig gedeutet habe, was du und Konstanze … was ihr von dieser Sache mit Odwin von Guntheim gestammelt habt … dann hat unser treuer Rupert wohl kaum Skrupel, jemandem das Messer in den Rücken zu stoßen!«
     
    Kurz vor Brunnen, einem Dörfchen direkt am See, stockte der Vormarsch des Heeres. Schon die Vorhut hatte die kleine Gemeinde völlig überschwemmt. Der Weg endete hier unwiderruflich, die Wanderer mussten auf Boote umsteigen. Ein Dienst, den sich die Fährleute von Brunnen gewöhnlich ordentlich bezahlen ließen.
    Nikolaus forderte sie jedoch auf, seine Gefolgschaft für Gotteslohn überzusetzen.
    »Und das werden sie auch tun!«, behauptete Rupert. »Gott wird sie erleuchten.«
    »Gott könnte ja auch schon mal den See teilen«, bemerkte Konstanze. Sie nutzte den Aufenthalt, um ihre Ausbeute an Kräutern zum Trocknen auszubreiten. »Dann wüssten wir wenigstens, dass sich die Mühe lohnt, zum Meer zu wandern. Aber darauf scheint niemand zu kommen.«
    Das stimmte. Auch Nikolaus’ engste Vertraute machten keine diesbezüglichen Vorschläge. Und während Gisela, Dimma und Armand der Einwand logisch erschien, stürzten sich Magdalena und Rupert gleich auf Konstanze und warfen ihr Gotteslästerung vor.
    »Was ist denn der Unterschied zwischen dem Meer und einem See?«, verteidigte sich Konstanze. »Ich finde es bedenklich, dass Nikolaus von der Existenz dieses Hindernisses offensichtlich keine Ahnung hatte. Sein Engel hätte ihm eigentlich verraten müssen, wie wir hier weiterkommen.«
    Natürlich brach gleich ein weiterer Sturm der Entrüstunglos, aber wie sich herausstellte, brauchte Nikolaus zur Lösung des Problems gar keinen Engel. Brunnen war ein winziges Dorf mit einer Handvoll Einwohner, die ihren Frieden zu schätzen wussten. Sie lebten vom Fischfang und der Viehzucht auf den Almweiden. Das Land war in Tallagen zwar fruchtbar, aber im Gebirge war es nur für die Viehhaltung nutzbar zu machen. Insofern erwies es sich als völlig unmöglich für die Dörfler, die Invasion von zehntausend Pilgern zu verpflegen.
    Natürlich akzeptierten weder Nikolaus noch die skrupellosen Plünderer seines Heeres ein Nein. Nach eineinhalb Tagen voller Predigten und tausendstimmigen Gesängen, nachdem die Ärmsten der Armen begannen, die Katzen zu jagen, um ihren Hunger zu stillen, nach geplünderten Hühner- und Ziegenställen – und nach dem Tod zweier Jungen, die ein empörter Bauer beim Einbruch in seine Scheune ertappte und umgehend mit der Mistgabel erstach –, war der Dorfvorstand mürbe. Nikolaus forderte Blutzoll für die Jungen, die Bauernschaft war nahe daran, die Kreuzzügler in einen Krieg zu verwickeln. Schließlich begannen die Fährleute, die Kreuzfahrer überzusetzen.
    »Aber das wird dauern«, berichtete Magdalena. Sie war wieder mal im Rat gewesen und hatte die Neuigkeiten gehört.
    »Und bis dahin sind noch ein paar Kinder verhungert«, seufzte Konstanze.
    Armand hatte ihre Gruppe gut verproviantiert, sie konnten tagelang lagern. Aber der Großteil der Kreuzfahrer war unterernährt. In den drei Tagen, die es dauerte, zehntausend Menschen nach Flüelen überzusetzen, hatte sich das Heer weiter reduziert. Ein paar wenige Menschen kehrten jetzt noch um, andere gingen verloren, als sie sich allein und ohne Führer in die Berge wagten, um zu jagen oder Kräuter zu sammeln. Dies war noch nicht das Gotthardmassiv, aber auch hier konnte man sich verirren, bei Nacht erfrieren oder in Schluchten stürzen.
    Zudem wehrten sich die Bauern ihrer Haut. Die beiden Jungen, die der Bauer erschlagen hatte, waren sicher nicht die einzigen Opfer der streitbaren Schweizer. Man hatte nicht viel zu verlieren im Flecken Brunnen, aber sein bisschen Hab und Gut ließ man sich bestimmt nicht von städtischen Gaunern wegnehmen.
     
    »In der Zeit wären wir fast schon am Brenner gewesen«, bemerkte Armand, als es von Flüelen aus endlich weiterging.
    Er hatte seinem Fährmann ein kleines Vermögen dafür gezahlt, auch die Pferde überzusetzen. Die meisten anderen berittenen Kreuzfahrer hatten ihre Tiere in Brunnen lassen müssen. Die Dörfler hielten sich hier wenigstens ein bisschen schadlos für die Kosten und den Ärger, den das Heer verursachte. Insofern verwischten sich die Unterschiede zwischen den Adeligen und Patrizierkindern und den Hungerleidern im Zug jetzt endgültig.
    Außer Giselas, Dimmas, Ruperts und

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