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Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Titel: Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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»Eigentlich kann jeder kommen. Nikolaus ist nicht so … also nicht stolz und eingebildet. Er sitzt mit uns am Feuer … wir beraten uns …«
    »Ihr beratet euch?«, fragte Konstanze ungläubig. »Die ganzen Mönche und Nikolaus und seine so genannten Leibwächter beraten sich mit … dir?«
    »Nikolaus redet ganz normal mit mir!«, erklärte Magdalena. Das tat er ja auch wirklich, wenn es ihr gelang, ihm nahe zu kommen. »Und ich … na ja, der Ritter nimmt mich manchmal mit. Wolfram …«
    Ein wonniges Lächeln umspielte ihr Gesicht, als sie an den Jungen dachte. Ihr versprochener Gatte …
    »Wolfram von Guntheim bringt dich da ein? Für nichts und wieder nichts?«
    Konstanze runzelte die Stirn. Gisela hatte ihr den Möchtegernritter als etwas dümmlich geschildert. Aber so zurückgeblieben, dass er sich ganz unschuldig mit einem ehemaligen Straßenmädchen anfreundete, konnte er eigentlich nicht sein.
    »Er mag mich«, fügte Magdalena mit verklärtem Gesicht hinzu.
    Armand fand, dass er das Gespräch an dieser Stelle unterbrechen konnte. Er trat näher und machte sich bemerkbar.
    »Du weißt also, wann und wo dieser seltsame Rat stattfindet?«, fragte er Magdalena, nachdem er die Mädchen begrüßt hatte. »Nein, drucks jetzt nicht herum, es ist mir völlig egal, wie du da hereinkommst und ob du da mitredest oder nicht. Aber heute Abend werden sie sich mit mir beraten! Dieser kleine Träumer und seine klerikalen Ratgeber wollen die Kinder über den Gotthard führen. Den gefährlichsten Pass! Es wird Hunderte von Toten geben, wenn wir das nicht verhindern!«
     
    Es kostete Armand einen Laib Brot und ein Stück von dem kostbaren Schinkenspeck, um sich Zugang zu Nikolaus’ Rat zu erkaufen. Magdalena traf er dort zuerst nicht an. Sie stieß erst viel später dazu, zerzaust und mit schuldbewusstem Gesichtsausdruck. Aber damit konnte Armand sich an diesem Abend wirklich nicht befassen. Er kochte auch schon vor Wut, als er sich nur dem Kreis um das Feuer näherte, wo Wolfram von Guntheim eben seine Meinung kundtat.
    »Aber selbstverständlich schaffen wir das! Wir dürfen nicht vergessen, dass Gott seine Hand über uns hält! Und ich habe mich kundig gemacht: Wir sparen viele Tage, wenn wir ein wenig Gottvertrauen beweisen und uns nicht feige über die komfortablen Straßen des Brenner bewegen.«
    »Feige?«, mischte Armand sich, direkt an den kleinen Prediger gewandt, ein. »Hör, Nikolaus, mein Name ist Armand de Landes, und auch ich bin ein Ritter.« Das »auch« fiel ihm schwer, aber dies war nun wirklich nicht der richtige Zeitpunkt, um Wolframs Legitimation in Frage zu stellen. »Ich habe meine Schwertleite gefeiert und im Heiligen Land gekämpft.«
    Auf Armands Worte hin ging ein Raunen durch die Menge. Armand schämte sich dafür, sich die Aufmerksamkeit so zu erschleichen. Aber gelogen war es ja nicht – auch wenn sich seine Kämpfe in Outremer auf Übung und Turnier beschränkt hatten.
    »Vor allem aber habe ich den Brenner überquert – und ich schwöre Euch, dass dies meinen ganzen Mut gefordert hat! Dabei hatten wir einen äußerst kundigen Bergführer dabei, wir waren gut ausgerüstet und beritten. Unsere Kinder hier sind weder das eine noch das andere. Sie müssen zu Fuß gehen, manche besitzen nicht mal Schuhwerk. Dabei liegt selbst auf dem Brennerpass womöglich noch Schnee. Im Gotthardmassiv bestimmt, die Steigungen dort sind enorm.«
    »Aber der Brenner gilt als einfach«, wandte einer der Mönche ein.
    Armand hatte den frettchengesichtigen Bruder oft bei Nikolaus gesehen, wenn dieser wichtige Entscheidungen verkündete. Er schien großen Einfluss auf den Jungen zu haben.
    Armand zog scharf die Luft ein, wappnete sich jedoch mit Geduld. »Bruder Leopold, was in den Alpen als ›einfach‹ gilt, stellt Menschen aus dem Tiefland vor gewaltige Anstrengungen! Selbst auf ausgetretenen Pfaden wie denen des Brennerpasses. Über den Gotthard führen dagegen nur Saumpfade. Selten begangen, wahrscheinlich hauptsächlich von zwielichtigem Gesindel, das Schmuggelware von hier nach dort bringt.«
    »Aber es sind nur rund fünfzehn Meilen«, gab der Mönch zu bedenken. »Der weitaus kürzeste Weg.«
    Armand seufzte. »Um sich zu Tode zu stürzen reicht ein Schritt. Um zu erfrieren reicht ein Schneesturm. Jerusalem war Hunderte von Jahren in der Hand der Heiden. Ein paar Tage länger werden da kaum einen Unterschied machen!«
    Nun mischte sich Nikolaus ein. Mit sanftem, aber doch tadelndem Lächeln wandte er

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