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Der Einbruch des Meeres

Der Einbruch des Meeres

Titel: Der Einbruch des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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der Nachbarschaft der Oase bemerkt hätte; ebenso, ob Nachrichten über den Stamm, dem er angehörte, eingegangen wären, und ob die Eingebornen des Djerid heute überhaupt wüßten, daß Hadjar sich wieder in Freiheit befände. Das legte ja die Frage nahe, ob er nicht versuchen würde, die Araber wegen des geplanten Saharameeres zum Widerstande anzustacheln.
    »Auf diese Fragen, antwortete der Platzkommandant, kann ich Ihnen kaum mit voller Zuverlässigkeit Auskunft geben. Daß die Nachricht von der Flucht Hadjars in der Oase bekannt geworden ist, unterliegt freilich keinem Zweifel; sie hat hier ebensoviel Aufsehen erregt, wie seine Gefangennahme, an der Sie, Herr Kapitän, ja beteiligt waren. Hat man mir nun auch nicht gemeldet, daß dieser Häuptling in der Umgebung von Tozeur gesehen worden sei, so habe ich doch gehört, daß eine ganze Rotte Tuaregs nach dem Teile des Kanals hingezogen sei, der das Schott Rharsa mit dem Schott Melrir verbindet.
    – Haben Sie Ursache, diese Mitteilung für richtig zu halten? fragte der Kapitän Hardigan.
    – Gewiß, Herr Kapitän, denn ich habe sie von einem der Leute, die im Lande geblieben waren, wo sie gearbeitet hatten, und die sich Aufseher oder Wächter über die Arbeiten nennen oder sich mindestens dafür halten, jedenfalls in der Erwartung, sich dadurch bei der Kanalverwaltung einen Stein im Brette zu sichern.
    – Über Arbeiten, die eigentlich vollendet sind, bemerkte dazu von Schaller, deren Überwachung aber sehr sorgsam sein müßte. Wagen die Tuaregs überhaupt einen Angriff auf den Kanal, so werden sie einen solchen jedenfalls irgendwo an der erwähnten Strecke unternehmen.
    – Warum gerade da? fragte der Kommandant.
    – Weil die Überflutung des Rharsa sie weniger beunruhigt, als die des Melrir. Das erste dieser Schotts enthält keine besonders wertvolle Oase, anders liegt das aber bei dem zweiten, wo sehr wichtige Oasen unter dem Wasser des neuen Meeres verschwinden müssen. Wir haben uns also gelegentlicher Angriffe, vor allem auf die zweite Kanalstrecke zu versehen, die die beiden Schotts verbindet, und das wird schließlich militärische Schutzmaßregeln notwendig machen.
    – Nun, wie dem auch sei, ließ sich der Leutnant Vilette vernehmen, unsere kleine Truppe wird, sobald wir über das Rharsa hinauskommen, immer auf der Hut sein müssen.
    – Daran soll’s nicht fehlen, versicherte Kapitän Hardigan. Wir haben den Hadjar schon einmal eingefangen und werden ihn auch ein zweites Mal zu fassen wissen. Dann soll er aber besser bewacht werden, als in Gabes, bis ein Kriegsgericht das Land für immer von ihm befreit.
    – Das ist höchst wünschenswert, und zwar je eher es geschieht, desto besser, denn dieser Hadjar hat einen großen Einfluß auf die Nomadenstämme und könnte das ganze Djerid zum Aufstande verhetzen. Jedenfalls wird es eine der wohltätigsten Folgen des neuen Meeres sein, daß mit ihm so manche Zufluchtsorte jenes Raubgesindels aus dem Melrir verschwinden!«
    Alle derartigen Schlupfwinkel freilich nicht, denn in dem ausgedehnten Schott finden sich, nach den Höhenbestimmungen des Kapitäns Roudaire, verschiedene Strecken, wie das Gebiet des Hingmiz mit seinem Hauptorte Zenfig, die vom Wasser nicht bedeckt würden.
    Die Entfernung zwischen Tozeur und Nefta beträgt etwa dreißig Kilometer, und der Ingenieur rechnete darauf, diese Strecke in zwei Tagen zurückzulegen, wobei die nächste Nacht an einem der Kanalufer gerastet werden sollte. Hier war die Kanalarbeit übrigens vollständig fertig und befand sich auch noch in recht gutem Zustande.
    Die kleine Truppe verließ Tozeur am Morgen des ersten Aprils bei ziemlich unsicherm Wetter, das in minder hohen Breiten mit reichlichen Niederschlägen ausgegangen wäre.
     

    Mit der Annäherung an die Oase veränderte sich das Land. (S. 99.)
     
    In diesem Teile Tunesiens waren solche Regenfälle aber nicht zu befürchten, hier milderten die hoch dahinziehenden Wolken voraussichtlich nur die Glut der afrikanischen Sonne.
    Zunächst bewegte sich der Zug längs der Ufer des Oued Berkouk hin, dessen Arme wiederholt auf Brücken überschritten wurden, zu denen Trümmer antiker Bauwerke das Material geliefert hatten.
    Unermeßliche Ebenen von gelbgrauer Färbung dehnten sich nach Westen hin aus, wo man vergeblich Schutz gegen die – heute glücklicherweise abgeschwächten – Sonnenstrahlen gesucht hätte. Während der beiden Marschstrecken dieses Tages traf man auf dem sandigen Erdboden auf weiter

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