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Der Einbruch des Meeres

Der Einbruch des Meeres

Titel: Der Einbruch des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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des Rharsa zeigte deutlich dessen Gestaltung. Die nach Süden über den dreiundvierzigsten Breitengrad hinausreichende Grenzlinie erscheint im Norden, in der von den Auresbergen umschlossenen Gegend in der Nähe des Fleckens Chebika, auffallend abgerundet. Genau längs des dreiundvierzigsten Breitengrades gemessen, beträgt seine Länge sechzig Kilometer, die überflutbare Oberfläche beschränkt sich aber auf dreizehnhundert Quadratkilometer, das heißt, sie übertrifft, wie der Ingenieur sagte, die Fläche des Marsfeldes in Paris nur um das Drei-bis Viertausendfache.
    »O, bemerkte der Leutnant Vilette, was für solch einen Paradeplatz sehr viel ist, erscheint doch sehr wenig für ein Meer.
    – Ganz recht, lieber Leutnant, antwortete von Schaller, rechnen Sie dazu aber die Ausdehnung des Melrir, reichlich sechstausend Quadratkilometer, so ergibt das für das Saharameer eine Oberfläche von siebenhundertzwanzigtausend Hektaren. Außerdem ist es höchst wahrscheinlich, daß dieses mit der Zeit infolge der eignen Tätigkeit des Wassers auch noch die Sebkhas Djerid und Fedjedj in sich aufnimmt.
    – Mir scheint, lieber Freund, Sie rechnen immer und überall mit dem Eintreten solcher Veränderungen. Ist diese Zukunftshoffnung denn auch begründet? fragte der Kapitän Hardigan.
    – Ja, wer kann mit Sicherheit in der Zukunft lesen? erwiderte von Schaller. Unser Planet hat ja, das unterliegt keinem Zweifel, schon die außerordentlichsten Ereignisse gesehen, und ich leugne nicht, daß jener Gedanke mich, ohne gerade belästigend zu wirken, doch recht oft beschäftigt. Sie haben sicherlich von einem verschwundenen Festlande, ‘Atlantis’ genannt, reden hören; freilich ist es kein Saharameer, sondern der Atlantische Ozean selbst, der heute seine Wogen darüber hinwälzt. An Beispielen derartiger Umwälzungen, wenn auch solcher in kleinerem Maßstabe, fehlt es ja nicht: Bedenken Sie, was im Bereich der Sundainseln erst im 19. Jahrhundert vorgekommen ist, jenen furchtbaren Vulkanausbruch des – eigentlich auf einer unbewohnten Insel gelegnen – Krakatoa, und warum sollte, was gestern möglich war, sich morgen nicht wiederholen können?
    – Die Zukunft… ja, die Zukunft, das ist die große Büchse der Überraschung für die Menschheit, warf Leutnant Vilette lachend dazwischen.
    – Sehr richtig, lieber Leutnant, bekräftigte der Ingenieur, und wenn die einmal geleert ist…
    – Dann ist es mit der Welt zu Ende!« erklärte Kapitän Hardigan.
    Und indem er den Finger auf dem Plan dahin setzte, wo der erste, zweihundertsiebenundzwanzig Kilometer lange Kanal endigte, fragte er:
    »Wird denn an dieser Stelle kein Hafen angelegt werden?
    – Gewiß, gerade hier am Ufer dieser Bucht, antwortete von Schaller, und alles deutet darauf hin, daß er sich zu einem der verkehrsreichsten des Saharameeres entwickeln werde. Die Pläne dazu liegen schon vor, und sicherlich werden Häuser und Magazine, Lagerschuppen und ein Bordj sofort erbaut werden, sobald das Rharsa erst befahrbar geworden ist.«
    In dem Flecken Hamma am östlichen Ende des Schotts gingen übrigens schon vielfache Veränderungen vor sich, im Hinlick auf die spätere maritime und kommerzielle Wichtigkeit des Platzes, die diesem der anfänglich geplante Zug des Kanales zu sichern versprach und die ihm trotz der Verlegung der Kanallinie als Vorhafen von Gafsa immer noch in Aussicht zu stehen schien.
    Zu einem Handelshafen mitten im Herzen des Djerid zu werden, das war bezüglich dieses Fleckens, dessen Lage der Ingenieur auf der Karte am Ende des Rharsa zeigte, ein Traum, der früher gar nicht in Erfüllung gehen zu können schien. Und doch sollte der Menschengeist ihn jetzt verwirklichen. Bedauernswert blieb nur das eine, daß der erste Kanal nicht vor der Tür des Ortes münden sollte.
    Jedoch sind ja die Gründe bekannt, weshalb die Ingenieure als Mündungsstelle des Schotts den Hintergrund dieser Bucht wählten, die schon gegenwärtig den Namen Roudaire-Bucht trägt, in der Erwartung, daß sich diese zu einem neuen, und ohne Zweifel zum bedeutendsten Hafen des Saharameeres verwandeln werde. Kapitän Hardigan fragte noch Herrn von Schaller ob er beabsichtige, die Expedition über das Rharsa in dessen ganzer Länge hin zu führen.
     

    Der Hintergrund der Roudaire-Bucht. (S. 104.)
     
    »O nein, antwortete der Ingenieur, mir liegt hauptsächlich nur daran, die Ränder des Schotts zu besichtigen. Ich hoffe, da auch noch wertvolles Material wiederzufinden, das uns hier

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