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Der Einbruch des Meeres

Der Einbruch des Meeres

Titel: Der Einbruch des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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obgleich seine Kameraden zwanzig eiserne Ladestöcke ihrer Gewehre einen an den andern befestigten, gelang es ihnen doch nicht, den Mann herauszuziehen.
    – Also hübsch vorsichtig sein, empfahl der Kapitän Hardigan, hier kann man sich nicht genug hüten. Meinen Leuten habe ich schon streng verboten, sich von den Dünen zu entfernen, so lange der Zustand des Erdbodens noch nicht untersucht ist. Ich fürchte aber immer, daß der Teufelskerl Coupe-à-Coeur, der hier stets ins Blaue hineinläuft und über die Sebkha hinjagt, einmal plötzlich verschwinden werde. Nicol gelingt es doch nicht, ihn immer zurückzuhalten.
    – Und der würde den Kopf schwer hängen lassen. wenn seinem Hunde ein solches Unglück zustieße, meinte der Leutnant Vilette.
    – Und Va d’l’avant, setzte der Kapitän hinzu, der ginge vor Kammer darüber zugrunde!
    – Wahrlich, erklärte der Ingenieur, es ist doch ein seltsamer Freundschaftsbund, der zwischen den beiden braven Tieren besteht.
    – Ein sehr seltsamer, sagte der Leutnant Vilette. Orestes und Pylades, Nisus und Euryalus, Damon und Pithias, Achilles und Patroklus, Alexander und Hephästion und Herkules und Pirithous… das waren wenigstens lauter Menschen, ein Pferd und ein Hund dagegen…
    – Sie können auch noch einen Menschen dazurechnen, Leutnant, schloß Kapitän Hardigan das Gespräch, denn Nicol, Va d’l’avant und Coupe-à-Coeur bilden ja eine unzertrennliche Gruppe, der der Mensch zu einem Drittel und die Tiere zu zwei Dritteln angehören.«
    Was der Ingenieur über die Gefahren des beweglichen Bodens der Schotts gesagt hatte, war keineswegs übertrieben. Dennoch wählten die Karawanen mit Vorliebe den Weg durch das Gebiet des Melrir, des Rharsa und des Fedjedj. Diese Strecke war kürzer als jede andre, und die Leute kamen auf dem fast ganz ebenen Boden leichter vorwärts. Freilich nahmen sie dabei Führer zu Hilfe, die alle sumpfigen Teile des Djerid genau kannten und die gefährlichen Vertiefungen zu meiden wußten.
    Seit dem Aufbruche aus Gabes war das Detachement noch niemals einer der Kafilas begegnet, die hier gewöhnlich Waren allerlei Art, Bodenerzeugnisse und Produkte der Industrie, von Biskra bis zur Küste der Kleinen Syrte befördern, und deren Erscheinen in Nefta, Gafsa, Tozeur und Hamma, überhaupt in allen Städten und Flecken Niedertunesiens, immer mit Ungeduld erwartet wird. Am Nachmittage des 9. April kam die Abteilung aber doch mit einer solchen in Berührung, und zwar unter folgenden Umständen:
    Es war etwa die dritte Nachmittagsstunde. Nach Zurücklegung der ersten Tagesstrecke hatten sich der Kapitän Hardigan und seine Leute bei brennender Sonnenglut wieder in Bewegung gesetzt. Sie wendeten sich der letzten bogenförmigen Randlinie zu, die das Rharsa einige Kilometer weiter draußen an seinem Ende bildete. Der Boden stieg allmählich mehr und mehr an. Die Dünen wurden immer mächtiger, und an dieser Seite des Schotts war also an ihre Durchbrechung durch einströmendes Wasser nicht zu denken.
    Je höher man hinauskam, einen desto weiteren Ausblick gewann man über das nach Norden und Westen gelegene Gebiet. Die Bodensenke flimmerte unter den Sonnenstrahlen. Jeder Kiesel darin wurde zu einem leuchtenden Punkte. Zur Linken nahm der zweite Kanal, die Verbindung zwischen dem Rharsa und dem Melrir, seinen Anfang.
    Der Ingenieur und die beiden Offiziere waren abgestiegen. Die Begleitmannschaft folgte ihnen mit den am Zügel geführten Pferden.
    Da, als alle auf der Düne oben anhielten, streckte der Leutnant Vilette plötzlich den Arm aus.
    »Mir scheint, sagte er, ich sehe dort eine Truppe, die über den Boden des Schotts hinzieht.
    – Eine Truppe oder eine Herde, bemerkte der Kapitän Hardigan.
    – Das ist bei der vorliegenden Entfernung schwer zu entscheiden,« setzte von Schaller hinzu.
    Unzweifelhaft schwebte, drei bis vier Kilometer entfernt, eine dichte Staubwolke über der Fläche des Rharsa. Vielleicht rührte sie nur von einer Herde von Wiederkäuern her, die nach dem Norden des Djerid trabte.
    Der Hund schlug übrigens in verdächtiger, wenn nicht unruhiger, so doch in aufmerksamer Weise an.
    »Achtung, Coupe-à-Coeur! rief ihm der Wachtmeister zu. Nase und Ohren auf! Was gibt es denn da unten?«
    Das Tier bellte noch lauter, streckte die Pfoten aus und wedelte mit dem Schwanze; offenbar wollte es schon über das Schott hinjagen.
    »Halt, halt… nur gemach!« beruhigte Nicol den Hund, indem er ihn zurückhielt.
    Die Bewegung, die in der

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