Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Einbruch des Meeres

Der Einbruch des Meeres

Titel: Der Einbruch des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
geringsten Rechenschaft geben. Wahrscheinlich waren seine Leute und er weiter nach dem Schott hin, doch nicht gerade auf den Lagerplatz zu getrieben worden. Zum Glück stürzte jetzt bald ein gewaltiger Platzregen herab und die vom Sturme gejagte Trombe zerriß inmitten der schon recht starken Dunkelheit.
    Die kleine Abteilung war inzwischen aber ganz zerstreut worden; sie mußte sich erst, und das war ziemlich schwierig, wieder sammeln. Beim Aufleuchten der Blitze hatte der Leutnant aber sehen können, daß die Oase nur noch etwa einen Kilometer im Südosten entfernt lag.
    Nach vielfach wiederholten Rufen, wenn es eben etwas stiller war, hatten sich Reiter und Pferde endlich wieder zusammengefunden, als der Wachtmeister plötzlich rief:
    »Doch wo ist denn der Arbico?«
    Die mit Mezakis Überwachung betrauten beiden Spahis konnten darüber keine Auskunft geben. Was aus ihm geworden war, wußten sie nicht, da alle drei auseinander gerissen worden waren, als sie in den Bereich der Trombe gerieten.
    »Der Schurke!… Er ist davongelaufen! wetterte der Wachtmeister. Davongelaufen, und sein Pferd, oder vielmehr unser Pferd, mit ihm! Er hat uns getäuscht, der Arbico, getäuscht… betrogen!«…
    Der Offizier schwieg in Gedanken versunken still.
    Da ertönte plötzlich ein wütendes Gebell, und ehe Nicol nur daran denken konnte, seinen Hund zurückzuhalten, jagte dieser schon in tollen Sprüngen auf das Schott zu.
    »Hierher… Coupe-à-Coeur… hierher!« rief der Wachtmeister sehr beunruhigt.
    Doch ob das Tier nicht mehr hatte hören können oder vielleicht nicht hören wollen, jedenfalls verschwand es bald inmitten der Dunkelheit.
    Wahrscheinlich hatte Coupe-à-Coeur die Fährte Mezakis entdeckt und eilte diesem jetzt nach, Nicol hätte seinem geschwächten Pferde aber nicht zumuten können, die Verfolgung des Eingebornen aufzunehmen.
    Da drängte sich dem Leutnant Vilette die Frage auf, ob hier nicht ein Unglück geschehen sein könnte, ob in der Zeit, wo er sich nach Gizeb begab, der Ingenieur, der Kapitän Hardigan und die in Goleah zurückgebliebenen Mannschaften nicht von schwerer Gefahr bedrängt gewesen wären. Das unerklärliche Verschwinden des Arabers ließ ja alle Vermutungen als annehmbar erscheinen, denn die weggerittene Abteilung hatte es ja, worauf Nicol wiederholt hinwies, mit einem Verräter zu tun gehabt.
    »Nach dem Lagerplatze! kommandierte Leutnant Vilette. Und so schnell wie möglich!«
    Zur Zeit wütete das Gewitter noch immer weiter, während sich der Wind, wie wir schon sahen, fast ganz gelegt hatte. Der Platzregen aber, der an Heftigkeit eher noch zunahm, hatte viele breite Löcher und Spalten im Erdboden aufgerissen. Dazu war es nun, wie man sagt, pechschwarze Nacht, obgleich die Sonne kaum hinter dem Horizonte versunken war.
    Nach der Oase konnte man also nur unter großer Beschwerde vordringen und obendrein verriet kein Lichtschein die Stelle des Lagerplatzes.
    Und doch war das eine Vorsichtsmaßregel, die der Ingenieur gewiß nicht vernachlässigt hätte, da ihm ein Lichtschein das letzte Stück Weg erleichtern mußte. An Brennmaterial fehlte es ja nicht; dürres Holz gab es in der Oase in Uberfluß. Trotz des Windes und des Regens hätte man gewiß ein Feuer erhalten können, dessen Schein doch schon in einiger Entfernung sichtbar gewesen wäre, und die kleine Truppe mußte jetzt wenigstens bis auf einen halben Kilometer an den Lagerplatz herangekommen sein. Den Leutnant Vilette beschlichen recht unheimliche Befürchtungen, Befürchtungen, die auch der Wachtmeister hegte und denen er dem Offizier gegenüber Worte verlieh.
    »Nur vorwärts, vorwärts, antwortete dieser, und Gott gebe, daß wir nicht zu spät kommen!«
    Die von den Reitern eingehaltene Richtung war aber nicht die ganz richtige gewesen, und so erreichten sie das Schott ziemlich weit an der linken Seite der Oase. So mußten sie an deren Nordgrenze nach Osten zurückkehren, und es wurde halb neun Uhr, ehe sie am Ende des Melrir Halt machten.
    Bisher hatte sich noch kein Mensch blicken lassen, obgleich die Spahis ihre Anwesenheit durch laute Rufe kund gaben.
    Wenige Minuten später erreichte der Leutnant die Waldblöße, wo die Wagen stehen und die Zelte aufgeschlagen sein sollten…
    Noch immer zeigte sich niemand, weder Herr von Schaller noch der Kapitän oder einer der bei ihnen zurückgebliebenen Leute.
    Man rief… feuerte mehrere Gewehre ab… keine Antwort ließ sich hören. Einige harzige Zweige wurden angezündet, die

Weitere Kostenlose Bücher