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Der Einbruch des Meeres

Der Einbruch des Meeres

Titel: Der Einbruch des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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nur auszufüllen, indem sie die Uferwände in das Kanalbett stürzten. Da hier nichts als Sand lagerte, ist die Arbeit mit Hilfe der von Pointar und seinen Leuten hinterlassenen Gerätschaften, vielleicht auch noch mit solchen, die sich von der frühern Baugesellschaft her vorfanden, wahrscheinlich viel einfacher gewesen, als ich je geglaubt hätte.
    – Dann, meinte Kapitän Hardiqan, könnten wohl achtundvierzig Stunden genügt haben..
    – Ja freilich, fiel der Ingenieur ein, und die Reparatüren werden wohl auch binnen vierzehn Tagen auszuführen sein.
    – Das wäre ja sehr schön, bemerkte der Kapitän, eins aber erscheint mir vor allem nötig: den Kanal bis zur völligen Überflutung der beiden Schotts, hier an dieser Strecke bei dem großen Schott Melrir, wie an allen andern Stellen, genügend zu beschützen. Was hier vorgekommen ist, kann sich anderswo ebenso wiederholen. Es zeigt sich ja deutlich, daß die Volksstämme des Djerid, vor allen die Nomaden unter ihnen, entschiedene Starrköpfe sind, daß ihre Häuptlinge sie gegen die Schaffung eines Saharameeres aufhetzen, und so werden Angriffe ihrerseits vorläufig immer zu befürchten sein. Hier gilt es also, die Militärbehörden über die Sachlage aufzuklären. Mit den Besatzungen von Biskra, Nefta, Tozeur und Gabes kann es nicht schwierig sein, eine wirksame Überwachung einzurichten und die Arbeiten vor jedem weitern Handstreiche zu sichern.«
    Unzweiselhaft war das jetzt dringend geboten, und es kam nun vor allem darauf an, den Generalgouverneur von Algerien und den Generalresidenten von Tunis unverzüglich über die Verhältnisse zu unterrichten. Ihnen lag es ob, für die verschiedenen, mit dem weitschichtigen Unternehmen verquickten Interessen tat« kräftig einzutreten.
    Anderseits war es, wie der Ingenieur wiederholt äußerte, sicher, daß das Saharameer, wenn es erst seine volle Ausdehnung hatte, sich schon allein verteidigen würde. Immerhin war nicht zu vergessen, daß man den Zeitraum, der zur Anfüllung des Rharsa und des Melrir nötig sein würde. beim Beginn des Unternehmens auf zehn Jahre geschätzt hatte. Nach gründlicherer Aufnahme des in Frage kommenden Gebietes wurde dieser Zeitraum aber um die Hälfte verkürzt.
    Eine dauernde Überwachung erforderten auch nur die verschiedenen Stationen der beiden Kanalteile, nicht die später unter Wasser zu setzenden Schotte. Doch auch mit dieser Einschränkung blieb immer noch eine recht große Strecke lange Zeit zu beaufsichtigen.
    Als Antwort auf eine Bemerkung, die ihm gegenüber der Kapitän Hardigan über diesen Punkt machte, konnte der Ingenieur nur wiederholen, was er schon bezüglich der Überflutung der Schotts gesagt hatte.
    »Ich habe immer den Gedanken, daß uns der Boden des Djerid auf der Strecke zwischen der Küste und dem Rharsa und Melrir noch manche Überraschung bereiten werde. Er besteht ja eigentlich nur aus einer salzhaltigen Kruste, und ich habe selbst beobachtet, daß er gewissen Schwankungen innerhalb recht beträchtlicher Grenzen ausgesetzt ist. Deshalb kann man auch annehmen, daß sich der Kanal, wenn das Wasser ihn erst durchströmt, von selbst verbreitern werde, und darauf, als eine Selbstvollendung der Arbeit, hatte einst Roudaire gewiß mit gutem Grunde gerechnet. Daß die Natur da einmal mit dem Menschengeiste sozusagen Hand in Hand ginge, würde mich keineswegs verwundern. Was die Depressionen betrifft, sind das die Betten ausgetrockneter ehemaliger Seen, und sie werden sich schneller oder langsamer unter der Einwirkung des Wassers jedenfalls weiter, als jetzt angenommen wird, vertiefen. Ich hege also die Überzeugung, daß die völlige Überflutung weniger Zeit beanspruchen wird, als man bisher dafür angenommen hat. Ich wiederhole auch, daß das Djerid nicht gegen gewisse seismische Erschütterungen gefeit ist; diese Bewegungen können es aber nur in einem unserem Unternehmen günstigen Sinne verändern. Doch, lieber Kapitän, das wird sich ja später zeigen. Ich gehöre nicht zu denen, die der Zukunft mißtrauisch entgegensehen, sondern zu denen, die auf sie zählen. Was würden Sie wohl sagen, wenn eine richtige Handelsflotte schon vor Ablauf zweier, vielleicht gar nur eines Jahres die Oberfläche des bis zum Rande gefüllten Rharsa und Melrir belebte?
    – O, ich nehme Ihre Hypothesen an, lieber Freund, antwortete Kapitän Hardigan. Ob es nun aber ein aber zwei Jahre bis zu ihrer Verwirklichung dauert, jedenfalls müssen bis dahin die Arbeiten und die

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