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Der Einbruch des Meeres

Der Einbruch des Meeres

Titel: Der Einbruch des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Arbeiter durch ausreichende Kräfte geschützt werden.
    – Das versteht sich, schloß von Schaller das Gespräch, ich bin ganz Ihrer Ansicht, Hardigan; es ist vor allem nötig, daß für die Überwachung und den Schutz des Kanals sofort in seiner ganzen Ausdehnung gesorgt wird.«
    Natürlich empfahlen sich solche Maßregeln höchst dringend und schon am nächsten Tage wollte sich der Kapitän Hardigan, nach dem Wiedereintreffen der Arbeiter am Werkplatze, mit dem Militärkommandanten von Biskra durch Absendung eines Boten in Verbindung setzen. Inzwischen genügten jedenfalls auch die wenigen, hier anwesenden Spahis, die Teilstrecke zu verteidigen, und unter diesen Verhältnissen war ein erneuter Angriff von Eingebornen wohl kaum zu befürchten.
    Nach Beendigung ihrer Besichtigung kehrten der Ingenieur und der Kapitän zum Lager zurück, das bereits ziemlich fertig hergestellt war, und nun hatte man nur noch auf den Leutnant zu warten, der voraussichtlich vor dem Dunkelwerden zurückkam.
    In den Verhältnissen, in denen sich die Expedition augenblicklich befand, war eine der wichtigsten Fragen die bezüglich der Versorgung mit Proviant.
    Bisher war ihre Ernährung teils durch die in den beiden Wagen vorhandenen, teils durch die Vorräte gesichert gewesen, die in den Flecken und Dörfern des Djerid eingekauft worden waren. Es hatte daher niemals weder an Nahrungsmitteln für die Menschen, noch an Futter für die Tiere gefehlt.
    Hier auf dem beim Kilometersteine 347 gelegenen Werkplatze mußte für den jedenfalls mehrwöchentlichen Aufenthalt aber für einen regelmäßigeren Ersatz gesorgt werden.
    Gleichzeitig mit der Benachrichtigung der Militärbehörden in den benachbarten Standquartieren, wollte deshalb Kapitän Hardigan darum ersuchen, daß ihm für die ganze Zeit seines Aufenthaltes an der Oase die nötigen Nahrungsmittel geliefert würden.
    Wie früher erwähnt, verhüllten an diesem Tage, am 13. April, schon von Sonnenaufgang an schwere Dunstmassen den fernen Horizont. Alles deutete darauf hin, daß der Vormittag wie der Nachmittag erstickend schwül sein würde. Ohne Zweifel zog sich im Norden ein sehr heftiges Unwetter zusammen.
    Als Antwort auf die Beobachtungen, über die sich der Brigadier Pistache in dieser Beziehung aussprach, erklärte François:
    »Ja, mich soll’s nicht wundern, wenn wir heute ein tüchtiges Gewitter bekommen; schon seit dem Morgen erwarte ich einen Aufruhr der Elemente über diesem Teile der Wüste.
    – So?… Warum denn? fragte Pistache.
    – Das will ich euch sagen, Brigadier. Als ich mich in früher Morgenstunde rasierte, da sträubten sich alle meine Barthaare und wurden so hart, daß ich das Rasiermesser zwei-oder dreimal abziehen mußte. Es sah dabei aus, als ob aus jeder Haarspitze ein Fünkchen aufleuchtete…
    – Das ist ja merkwürdig,« antwortete der Brigadier, ohne übrigens in die Worte eines Mannes wie des »Herrn« François den leisesten Zweifel zu setzen.
    Daß die Haare dieses würdigen Dieners seines Herrn elektrische Eigenschaften gezeigt hätten, wie das Fell einer Katze, mochte wohl nicht ganz richtig sein. Pistache glaubte es aber ohne Widerrede.
    »Na, und dann… diesen Morgen? fuhr er fort mit einem spähenden Blicke auf das glattrasierte Gesicht seines Genossen.
    – Ja, diesen Morgen… ‘s ist wirklich kaum zu glauben! Meine Backen-und mein Kinn waren wie mit leuchtenden Büschelchen übersät…
    – Sapperment, das hätt’ ich wohl sehen mögen!« rief Pistache.
    Übrigens lag es, abgesehen von der meteorologischen Beobachtung des gelehrten François, auf der Hand, daß sich von Nordosten her ein schweres Wetter heranwälzte und die Luft sich mehr und mehr mit Elektrizität sättigte.
    Die Hitze wurde allmählich erstickend. Nach dem Mittagmahle gönnten sich der Ingenieur und der Kapitän eine längere Ruhe. Obwohl sie in ihrem Zelte wohlgeschützt lagen und dieses unter den ersten Bäumen der Oase aufgeschlagen war, drang doch eine ausdörrende Wärme hinein, während kein Windhauch die schwüle Luft bewegte.
    Der Zustand der Dinge verursachte Herrn von Schaller und dem Kapitän doch einige Unruhe. Augenblicklich tobte das Gewitter noch nicht über dem Schott Selam, es war aber kaum daran zu zweifeln, daß es im Nordosten und gerade über der Oase von Gizeb zum Ausbruch kommen werde. Zuweilen zuckten nach dieser Seite hin schon bläuliche Blitzstrahlen über den Himmel, während man das Rollen des Donners hier noch nicht vernehmen konnte. Hatte

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