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Der Einfaltspinsel

Der Einfaltspinsel

Titel: Der Einfaltspinsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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wie er Sie nennt? Sagt Ihnen ruchlos etwas, die ruchlose Ruth? Also, ich frage mich, warum er Sie so nennt. Passt zu den schmutzigen Zeitschriften, die er so sehr mag. Was sagen Sie dazu?«
    Was Mrs. Rottecombe gern gesagt hätte, war unaussprechlich. »Ich werde ihn wegen Verleumdung anzeigen.«
    Der Hauptkommissar lächelte. Auf seinen Zähnen war Blut zu sehen. »Sehr vernünftig von Ihnen. Machen Sie den Scheißkerl fertig. Schließlich kann Ihnen jede Art von Publicity nur recht sein.« Er verstummte und warf einen Blick auf seine Notizen. »Jetzt zum Feuer, dem eigentlichen Brand, der, wie wir wissen, kurz nach Mitternacht ausbrach. Sind Sie bereit zu schwören, dass Sie sich um Mitternacht in der Gesellschaft des Beschuldigten im Club aufhielten?«
    »Ich war im Club, ja, und Mr. Battleby war auch dort. Das kann der Clubsekretär bezeugen. Ich würde nicht sagen, dass ich mich in seiner Gesellschaft befand, wie Sie es formulierten.«
    »Wenn dem so ist, hat er sich wohl selbst dorthin gefahren.«
    Mrs. Rottecombe probierte es mit herablassendem Ton.
    »Mein lieber Hauptkommissar, ich versichere Ihnen, dass ich mit dem Brand absolut nichts zu tun hatte. Ich erfuhr erst davon, als mich der Sekretär ans Telefon holte.«
    Das hatte auch nicht funktioniert, sondern den Hauptkommissar lediglich wütend gemacht. Sobald sie gegangen war, ließ er den Sergeant die News on Sunday und den Daily Rag anrufen und den Blättern mitteilen, in Meldrum Slocum sei über eine Story zu berichten, an der die Frau eines Schattenministers beteiligt sei. Eine pikante Story, die von Brandstiftung und Sex handele. Anschließend fuhr er nach Hause. Seine Nase blutete nicht mehr.

    Infolgedessen war sie in keinem Zustand, um gegen acht Uhr dreißig von einem augenscheinlich irren Ehemann wachgeschüttelt zu werden. Verschlafen spähte sie in sein leichenblasses Gesicht. Seine Augen schienen aus den Höhlen zu treten und stierten furchtbar durchdringend.
    »Was ist denn los?«, murmelte sie müde. »Was ist passiert, Harold?«
    Es folgt eine kurze Stille, während der der Schattenminister für die Verbesserung des sozialen Klimas krampfhaft versuchte, sich in den Griff zu bekommen, und seiner Frau langsam klar wurde, dass er von dem Brand im Herrenhaus gehört haben musste.
    »Passiert? Passiert? Du fragst mich, was passiert ist?«, schrie er, als er endlich ein Wort herausbrachte.
    »Nun, das frage ich allerdings. Und brüll bitte nicht so. Und was machst du hier eigentlich? Normalerweise kommst du doch erst am Freitagabend nach Hause.«
    Mr. Rottecombes Hände zuckten verkrampft vor ihr hin und her. Ihn überkam der schreckliche Drang, die Schlampe zu erwürgen. Das merkte sogar Ruth. Um diesen Drang zu überwinden, riss er stattdessen die Decke vom Bett und schmiss sie zu Boden.
    »Geh und schau in die verdammte Garage«, fuhr er sie an und zerrte sie am Arm aus dem Bett. Zum ersten Mal in ihrem Eheleben hatte die ruchlose Ruth Angst vor ihm. »Geh schon, du Schlampe. Geh los und sieh dir an, in was du uns diesmal reingeritten hast. Und dafür brauchst du keinen beschissenen Morgenmantel.«
    Mrs. Rottecombe schob die Füße in ein Paar Pantoffeln und stolperte nach unten in die Küche. Einen Moment blieb sie vor der Tür zur Garage stehen.
    »Was ist da drin los?«, fragte sie.
    Die Frage war zu viel für Harold. »Steh nicht bloß da rum. Geh rein!«, grölte er.
    Mrs. Rottecombe trat nach vorne. Minutenlang stand sie da und schaute auf Wilts Körper hinunter, während ihr Verstand verzweifelt versuchte, mit noch einer Katastrophe klarzukommen. Als sie zurückkehrte, war sie zu einem Entschluss gekommen. Dieses eine Mal in ihrem Leben war sie wirklich unschuldig, und, um einen Spruch aus ihrer Jugend zu verwenden, diesen Schuh zog sie sich nicht an. Sie fand Harold am Küchentisch, vor sich einen großen Schnaps. Ruth nutzte seinen Zustand aus.
    »Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich für seine Anwesenheit verantwortlich bin«, sagte sie. »Ich habe den Mann in meinem ganzen Leben noch nie gesehen.«
    Diese Aussage elektrisierte ihren Mann. Er stand auf.
    »Vermutlich war es zu verflucht dunkel«, schrie er. »Du liest irgendeinen armen Burschen auf … Das Schwein Battleby war wohl zu besoffen, um deine sadistischen Bedürfnisse zu befriedigen, darum suchst du dir den Kerl da und … O Gott!«
    Im Arbeitszimmer klingelte das Telefon.
    »Ich gehe ran«, sagte Ruth schnell, weil sie das Gefühl hatte, die Lage ein wenig mehr

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