Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Einfaltspinsel

Der Einfaltspinsel

Titel: Der Einfaltspinsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
Vom Netzwerk:
so galt dies keineswegs für Mrs. Rottecombe. Zum einen roch es, und die Gerüche waren allesamt grässlich und ekelhaft unhygienisch. Tabakrauch vermengt mit den diversen stinkenden Nebenprodukten von zu viel Bier und zu viel Angstschweiß. Sogar das Verhalten des Hauptkommissars hatte sich verändert, sobald sie die Wache betraten. Seine Nase blutete nicht mehr, und der Polizeiarzt, den man aus dem Bett getrommelt hatte, damit er einem Mann Blut abnahm, der beim Alcotest durchgefallen war, vertrat die Meinung, sie könne durchaus gebrochen sein. Der Hauptkommissar nahm diese Information entgegen, indem er, Mrs. Rottecombes Anwesenheit ignorierend, seiner Ansicht über »diesen besoffenen Widerling Battleby« mit etlichen drastischen Schimpfwörtern Ausdruck verlieh. Außerdem formulierte er seine Auffassung, das besoffene Schwein habe sehr wahrscheinlich sein eigenes Haus niedergebrannt, um die Versicherung zu kassieren.
    »Zweifel?«, sagte er mit böser gedämpfter Stimme durch das blutverschmierte Taschentuch. »Zweifel? Fragt Robson, den Brandmeister. Der sagt’s euch. Ein Plastikmülleimer in der Mitte der Küche fängt von allein Feuer, und sämtliche Türen sind verschlossen? Da braucht man keinen besonderen Riecher zu … aua. Wartet nur, bis ich ihn achtundvierzig Stunden in der Mangel hatte.«
    Bei dieser Gelegenheit fragte Mrs. Rottecombe mit leiser Stimme, ob sie sich setzen dürfe, und der Hauptkommissar nahm sich ein wenig zusammen. Aber nicht sehr. Sie mochte zwar die Frau des hiesigen Parlamentsabgeordneten sein, aber sie war auch die regelmäßige Begleiterin eines als Brandstifter und Pädophilen verdächtigen Mistkerls, der ihm die Nase gebrochen hatte. Eins stand fest, sie stand nicht über dem Gesetz. Das würde er ihr klar machen.
    »Sie können da rein«, sagte er barsch und zeigte auf das Büro nebenan. Dann machte Mrs. Rottecombe den Fehler, ihn zu fragen, ob sie auf die Toilette gehen dürfe.
    »Nur zu«, sagte er und zeigte in Richtung Flur. Fünf absolut grauenhafte Minuten später tauchte sie aschfahl wieder auf. Zwei Mal hatte sie sich übergeben, und nur indem sie sich mit der einen Hand die Nase zuhielt, während sie sich mit der anderen an einer mit Exkrementen beschmierten Wand abstützte, vermied sie es, sich zu setzen. Nicht dass es eine Klobrille gegeben hätte, aber selbst wenn, wäre ihr nicht im Traum eingefallen, darauf Platz zu nehmen. Wie auch immer, das Wasserklo machte seinem Namen keine Ehre.
    »Sind das die besten sanitären Anlagen, die Sie anbieten können?«, fragte sie, als sie wiederkam, bereute es aber sofort. Der Hauptkommissar hob den Kopf. Er hatte sich Wattepfropfen in die Nasenlöcher gesteckt, und sie waren bereits furchtbar rot. Seine Augen sahen nicht viel freundlicher aus.
    »Ich biete keine Anlagen an«, sagte er, was wie eine Mischung aus schlimmer Fall von Polypen und übler Laune klang. »Dafür ist die Gemeindeverwaltung zuständig. Fragen Sie Ihren Mann. Also, zu Ihrem Bewegungsbild am heutigen Abend. Wie ich von dem anderen Verdächtigen erfuhr, treffen Sie sich gewohnheitsmäßig jeden Donnerstag im Country Club und … Nun, würden Sie vielleicht Ihre Beziehung zu ihm erläutern?«
    Auf den »anderen Verdächtigen« reagierte Mrs. Rottecombe mit unverhohlener Arroganz. »Was geht Sie das an? Ich finde die Frage äußerst unangebracht«, sagte sie von oben herab.
    Die Nasenlöcher des Hauptkommissars blähten sich. »Und ich finde Ihre Beziehung auch äußerst unangebracht, Mrs. Rottecombe, um nicht zu sagen seltsam.«
    Mrs. Rottecombe erhob sich. »Wie können Sie es wagen, so mit mir zu reden?«, krächzte sie. »Wissen Sie, wer ich bin?«
    Der Hauptkommissar atmete tief durch den Mund ein und schnaubte die Luft durch die Nase wieder aus. Zwei rote Pfropfen fielen auf das vor ihm liegende Polizeiregister. Er griff nach frischer Watte und ließ sich Zeit, die beiden Pfropfen zu ersetzen.
    »Da versuchen wir’s wohl mit der gesellschaftlichen Stellung, was? Kommen auf dem hohen Ross daher? Das funktioniert nicht, nicht hier und nicht bei mir. Sie können sich setzen oder stehen bleiben, ganz wie Sie wollen, aber Sie werden ein paar Fragen beantworten. Zuallererst, wussten Sie, dass ›Schlag-mich-Bobby‹ … Aha, wie ich sehe, kennen Sie seinen Spitznamen unter den Einheimischen. Also, Ihr kleiner Freund erzählt sehr interessante Dinge über die Donnerstagabende. Nennt sie ›Klaps-und-kitzel-Nacht‹, und würde es Sie interessieren,

Weitere Kostenlose Bücher