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Der Einfaltspinsel

Der Einfaltspinsel

Titel: Der Einfaltspinsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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geschrieben, Herrgott noch mal? Der muss verrückt sein.«
    »Wally, Lieber, wer denn sonst?«, sagte Tante Joan und ergriff die Initiative, jetzt, wo Wally von ihr runter und in einem Sumpf der Unwissenheit versackt war. »Wer hat die Bibel denn sonst geschrieben?«
    »Was soll das heißen, wer sonst? Das waren doch Könige, Josua und Jona. Solche Typen halt. Die haben die Bibel geschrieben.«
    »Du hast Moses vergessen«, sagte Tante Joan süffisant.
    »Wie in Dr. Moses Cohen. Juden, lieber Wally. Juden. Die Bibel wurde von Juden geschrieben. Ist dir das nicht aufgefallen?«
    »Jesus Christus«, sagte Wally Immelmann.
    »Der auch. Matthäus, Markus, Lukas und Johannes. Alles Juden, Wally, und das steht so fest wie das Amen in der Kirche.«
    Wally ließ sich auf das Bett sinken. »Klar, klar weiß ich das alles«, sagte er weinerlich. »Und du ziehst los und erzählst Dr. Cohen, ich würde gewohnheitsmäßig mit dir Analverkehr treiben. Du musst verrückt sein, und damit meine ich komplett übergeschnappt. Krankhaft.«
    »Ich hab dir doch gesagt, ich hab’s ihm nicht gesagt. Das konnte er selbst sehen, als ich wegen meiner Gebärmutterhalsgeschichte da war, und er war angewidert. Du hättest hören sollen, was er über Männer sagte, die so was tun. Er ließ mich einen Bluttest machen.«
    »Sag’s mir nicht!«, brüllte Wally, aber sie tat es natürlich doch. Ausführlich und sehr detailliert, während er sie unterbrach und drohte, was er ihr alles antun würde. Beispielsweise sich von ihr scheiden lassen, außerdem kenne er einige Leute, die sie endgültig aus dem Verkehr ziehen könnten.
    »Ist ja schlimm!«, schrie Tante Joan zurück. »Glaubst du etwa, ich hätte mich nicht rückversichert? Dr. Cohen hat mir einen Anwalt, einen richtig guten, genannt, und den habe ich aufgesucht. Wenn du irgendwas gegen mich unternimmst, Wally Immelmann, dann wirst du sehen, welche Infos ich über dich unter Eid hinterlegt habe. Du würdest es nicht glauben.«
    Wally sagte, er könne nicht glauben, dass eine Ehefrau so etwas täte, ihren Mann an einen beschissenen Arzt und einen Anwalt verraten. Sie schrien so lange weiter, bis er erschöpft war, sich ins Bett legte und überlegte, was er tun konnte. Eins war klar. Er musste den Arzt wechseln und zu Dr. Lesky gehen. Allerdings war es das Letzte, was er tun wollte. Dr. Lesky befürwortete Abtreibung. Es würde keinen guten Eindruck machen, zu einem Arzt wie Dr. Lesky zu gehen und Ältester der Kirche des Lebendigen Herrn zu sein. Mitglieder dieser Kirche gingen nicht zu Abtreibungsärzten, und er würde nicht diese Klinik für Schwarze und Penner aufsuchen. Da bekam man mehr Krankheiten als Heilung. Sogar die Ärzte holten sich welche. Als würde Immelmann Enterprises zum Sozialamt gehen. Wally lag im Dunkeln und überlegte, wie er das mit Dr. Cohen in den Griff bekam. Einem Kirchenältesten, der verbotenen Sexualpraktiken nachging, würde man in Wilma überhaupt nichts abgewinnen können.

    Er selbst würde dem, was die Drug Enforcement Agency im Starfighter Mansion installiert hatte, aber auch nichts abgewinnen können.
    »Wir haben jedes Zimmer doppelt verwanzt, denn wenn er es absucht und eine Wanze findet, entgeht ihm die andere. Die wird nur aktiviert, wenn wir’s wollen, daher findet der Scanner sie beim ersten Mal nicht. Zweimal wird er nicht scannen, weil er die erste gefunden hat und ihm das reicht«, sagte der Fachmann für elektronische Geräte auf der Sitzung.
    »Und wann wir die Reservewanzen einschalten müssen, wissen wir, weil wir Videokameras haben, die so klein sind, dass ein Fliegenauge dagegen groß aussieht. Die kann man unmöglich entdecken. Sie zeigen uns, wer gerade anwesend ist, und die Mikros fangen jedes Wort auf. Falls der Typ irgendwas am Laufen hat, kriegen wir den Beweis. Unüberwacht kann er nur draußen an der frischen Luft reden, und selbst da kann er sich nicht ganz sicher sein. Hinter einem Hemdknopf könnte eine Wanze sein, überall. Inzwischen haben wir seine sämtlichen Fahrzeuge verwanzt, und sein Haus wird so gründlich überwacht, dass wir feststellen können, ob er sich hinter den Ohren wäscht oder beschnitten ist. Mich wundert bloß, warum wir uns bei dem Typ solche Mühe geben. Will sagen, wir haben hier Aufwand wie bei einer Mafiaüberwachung betrieben, und hier geht es offensichtlich um kleine Fische.«
    »Könnte was ganz Großes sein«, sagte Palowski. »Laut unseren Informationen aus Polen ist das Zeug eine neue

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