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Der Einfaltspinsel

Der Einfaltspinsel

Titel: Der Einfaltspinsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Systeme hervorragend funktionierten. Der Bildschirm zeigte Tante Joan, die gerade aus dem Geländewagen gestiegen war und das Haus betrat.
    »Unser einziges Problem ist diese Mrs. Immelmann. Damit wir sie ganz draufkriegen, brauchen wir einen Breitwandfernseher«, sagte er zu Palowski. »Das ist ja ein Sumo-Ringer auf Steroiden. Und da kommt die nächste Fettwalze.« Eva und die Vierlinge hatten den Hausflur betreten. »Ich möchte nicht mit ansehen, wie sich eine der beiden auszieht. Das verleidet einem den Sex fürs Leben.«
    Palowski interessierte sich mehr für die Wilt-Mädchen.
    »Raffiniert, so Kinder einzusetzen. Vierlinge. Irgendwie was Besonderes. Niemand würde sie als Schmuggler verdächtigen. Diese Mrs. Wilt kann unmöglich Muttergefühle hegen. Sie kriegt zehn bis zwanzig Jahre und verliert das Sorgerecht. Hätte ich nicht den Bericht der Briten über ihr Strafregister gesehen, hätte ich’s nicht für möglich gehalten, dass sie daran beteiligt ist. Sie hat zu viel zu verlieren.«
    »Gewichtsmäßig könnte sie sich’s leisten. Aber manche Leute lernen’s nie, und die Mädels sind eine mehr als gute Tarnung. Wenn sie sich einen guten Anwalt nimmt, der die Öffentlichkeit für sie mobilisiert, muss sie vielleicht gar nicht hinter Gitter. Hängt davon ab, wie viel sie dabeihatten.«
    »Sol sagte, eine Probe, dachte er. Sie könnte behaupten, sie wüsste nicht mal von deren Existenz.«
    »Na klar. Dabei ist sie mir gar nicht so wichtig. Diesen Mistkerl Immelmann will ich drankriegen. Wie sieht der Zeitplan für das andere Haus aus, das oben am See?«
    Murphy sprach mit der Observationszentrale.
    »Sie müssten inzwischen da sein. Glauben Sie, die Bude ist wichtig?«
    »Hat eine eigene Landebahn. Ist eventuell der ideale Ort für ein Labor, wo man das Zeug herstellt.«
    Aber Murphy hörte ihm nicht zu. Tante Joan war auf die Toilette gegangen.

18
    Als Harold Rottecombe am Bootshaus ankam, stellte er fest, dass sein genialer Plan, mit dem er sich den Umweg über die Felder nach Slawford erspart hätte, nicht funktionieren würde. Da war gar nicht dran zu denken. Der Fluss, angeschwollen durch den Wolkenbruch, der Wilt zur Whiskyflasche hatte greifen lassen, führte Hochwasser und riss Äste, leere Plastikflaschen, einen ganzen vom Ufer gerissenen Busch, irgendeinen Koffer sowie, am beunruhigendsten von allem, ein totes Schaf mit sich. Harold Rottecombe musterte das Schaf kurz – er konnte es nicht länger betrachten, weil es zu schnell weggetragen wurde – und kam sofort zu dem Schluss, dass er dessen Schicksal keineswegs teilen wollte. Das kleine Ruderboot im Bootshaus würde nicht flussabwärts treiben, sondern mitgerissen und unter Wasser gesetzt werden. Es hatte keinen Zweck. Er würde nun doch nach Slawford gehen müssen. Und Slawford lag fünfzehn Kilometer flussabwärts. Dass Harold fünfzehn Kilometer zu Fuß gegangen war, war lange, sogar sehr lange her. Es war sogar sehr lange her, dass er drei Kilometer gegangen war. Dennoch, es musste sein. Er würde auf keinen Fall nach Haus zurückkehren und sich der Medienmeute stellen. Ruth hatte ihnen diese Suppe eingebrockt und konnte sie gefälligst auch wieder auslöffeln. Er machte sich auf den Weg, am Flussufer entlang. Von den wolkenbruchartigen Regenfällen war der Boden durchweicht, seine Schuhe waren nicht zum Stapfen durch hohes nasses Gras geschaffen, und als er um die Flussbiegung kam, sah er sich einem Stacheldrahtzaun gegenüber, der bis hinunter ans Wasser reichte. Wo der Fluss über die Ufer getreten war, stand der Zaun einen Dreiviertelmeter hoch im Wasser. Harold sah diesen Zaun und verlor den Mut. Auch ohne das schnell fließende Wasser hätte er nicht versucht, um ihn herum oder über ihn zu klettern. So was führte zur Kastration. Doch mehrere hundert Meter weiter den Zaun entlang entdeckte er ein Tor. Er machte sich dorthin auf, doch weil es verschlossen war, sah er sich gezwungen, unter Schmerzen drüberzuklettern. Danach musste er etliche Umwege machen, um Lücken oder Tore in Hecken zu finden, doch die Lücken waren immer zu schmal, als dass sich ein Mann seiner Größe hindurchzwängen könnte, und die Tore waren ausnahmslos verschlossen. Dann war da noch der Stacheldraht. Bei näherem Hinsehen stellte sich heraus, dass sogar die Hecken, die an einem schönen Sommertag ansprechend ausgesehen hätten, mit Stacheldraht gespickt waren. Harold Rottecombe, Parlamentsabgeordneter für einen ländlichen Wahlkreis und bisher

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