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Der Einfaltspinsel

Der Einfaltspinsel

Titel: Der Einfaltspinsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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absah, dass Onkel Wally mit tausend Dezibel Auskunft verlangte, wann er in dreißig Jahren Ehe jemals auf Analverkehr mit Tante Joan bestanden habe, herrschte Frieden. Das Immelmann’sche Eindringlings-Abschrecksystem hatte fabelhaft funktioniert.

    Auch die audiovisuellen Apparate im Starfighter Mansion funktionierten fabelhaft. Jedes Detail der Vorgänge im Haus wurde von dem Überwachungs-Lkw im Autokino aufgezeichnet. Während die Badezimmersequenz mit Tante Joan auf dem Pott mehr enthüllte, als einem lieb war, verhielten sich die anderen Hausbewohner offenbar ganz nach Plan, und zwar nach dem in den Köpfen der DEA-Agenten bereits fest verankerten Plan. Wally Immelmann befand sich in seinem Arbeitszimmer, wo er entweder auf einer Zigarre kaute oder in dem Zimmer auf und ab ging und sich einen Scotch gönnte. Gelegentlich nahm er den Telefonhörer ab, um seinen Anwalt anzurufen, änderte dann seinen Entschluss und legte wieder auf. Offensichtlich war er wegen irgendetwas zutiefst beunruhigt.
    »Glauben Sie, er hat Lunte gerochen?«, wollte Murphy von Palowski wissen. »Manche Typen haben einen sechsten Sinn für so was. Die spüren, dass sie überwacht werden. Denken Sie an diesen Kerl aus Panama unten in Florida, der auf Voodoo stand. Der war unheimlich.«
    »Wer ’ne Tussi wie Mrs. Immelmann heiratet, hat keinen sechsten Sinn. Nie im Leben. Der hat weder Sinn noch Verstand.«
    »Es heißt, hinter jedem reichen Mann steht ’ne große Frau«, sagte Murphy.
    »Groß? Groß reicht nicht mal annähernd. Gigantisch trifft’s in dem Fall wohl eher.«
    Sie schalteten zu den Vierlingen um, die im Rahmen ihres Projekts über amerikanische Kultur und für ihre Englischlehrerin die Schulhefte mit Details über Tante Joans und Onkel Wallys sexuellen Vorlieben füllten.
    »Wie schreibt man ›Analverkehr‹?«, fragte Emmeline.
    »Verkehr und davor A, en, a, el«, teilte ihr Samantha mit.
    »Onkel Wally ist total sexistisch. Wie er über ihr Ding redet, als wäre es was Schreckliches.«
    »Onkel Wally ist ein Blödi und selber schrecklich. Sie sind beide einfach unglaublich grässlich. Was er uns alles über den Krieg erzählt hat und wie er Japaner mit diesem Flammendings verbrannt hat. Wie hat er es genannt?«
    »Ein gebratener Truthahn springt durch die Gegend«, sagte Josephine.
    »Das klingt absolut grauenhaft. Ich esse nie wieder Truthahn. Dabei muss ich jetzt immer an kleine Japaner denken.«
    »Nicht alle Japaner sind klein«, gab Penelope zu bedenken.
    »Manche dieser Ringer sind entsetzlich fett.«
    »Wie Tante Joan«, sagte Samantha. »Sie ist widerwärtig.«
    In dem Überwachungs-Lkw auf der anderen Straßenseite nickten Palowski und Murphy zustimmend.
    Die nächste Bemerkung ging in eine andere und höchst interessante Richtung.
    »Ich weiß wirklich nicht, warum wir das alles aufschreiben. Schließlich sind die belastenden Beweise alle auf dem Band.«
    »Miss Sprockett bekäme einen Anfall, wenn wir das der Klasse vorspielen würden. Sie ist doch ein lesbisches Mannweib. Ich würde gern mal ihre Meinung über Onkel Wally hören.«
    »Wirklich schade, dass wir es nicht auf Video haben«, sagte Emmeline. »Onkel Wally versucht, Tante Joans ›Ding‹ zu finden, und steckt’s ihr in den Hintern. Damit hätten wir ein Vermögen verdienen können.«
    »Wir hätten jede ein Vermögen verdienen können, wenn ihr nicht die Kopie eingefädelt hättet, sondern meinem Vorschlag gefolgt wärt«, meinte Josephine. »Ich wüsste aber nur zu gern, wie es klingt. Es ist schon lange sechs Uhr durch. Onkel Wally wird total ausrasten. Er hätte einen Haufen Geld für das Band bezahlt, ein echtes Vermögen. Will sagen, falls die Leute herausfinden …«
    »Falls was?«, unterbrach sie Emmeline. »Ich schätze, er bringt uns um, wenn er es herausfindet.«
    Doch Samantha schüttelte den Kopf. »Das schafft er nicht«, sagte sie selbstgefällig. »Wo ich das Originalband versteckt habe, findet er es nie.«
    »Wo?«, wollten die anderen wissen, aber Samantha rückte nicht mit der Sprache heraus.
    »Bloß da, wo er es nie und nimmer findet. Mehr verrate ich euch nicht. Sonst sagt’s ihm Emmy vielleicht.«
    »Das würde ich nie tun. Das wisst ihr doch«, entgegnete die gekränkte Emmeline.
    »Das hast du auch behauptet, als wir das Zeug auf den Computer von Reverend Vascoe geladen haben, und dann bist du …«
    »Das war ich nicht. Penny hat gesagt, ich hätte es gemacht.«
    »Tja, das hast du auch. Es war schließlich deine

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