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Der Einfaltspinsel

Der Einfaltspinsel

Titel: Der Einfaltspinsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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weiteren Grillabend draußen auf der Insel im See waren.
    »Ich würd euch ja zeigen, was das System dezibelmäßig leistet, bloß mag euer Tantchen es nicht so ganz laut«, sagte er. »Also, was sollen wir spielen? Es darf nicht zu heavy sein. Eure Tante steht total auf Abba. Vermutlich klingt es für euch irgendwie altmodisch, aber es ist beruhigend, und wir werden es sehr gut hören können.« Er steckte die Spule auf das Gerät, fädelte das Band ein, und bald war das ganze Haus von Klängen erfüllt. In der Küche musste Tante Joan schreien, damit Eva hören konnte, was sie sagte.
    »Wenn ich Abba noch mal höre, dreh ich durch!«, kreischte sie. »Immer wieder sag ich ihm, dass ich sie nicht mehr mag, aber er hört mir nicht zu. Männer!, sage ich nur dazu, Männer!«
    Eva meinte, Henry höre ihr auch nicht zu. Also wirklich, sie hat ihm nicht nur einmal gesagt, er müsse ehrgeiziger werden, sondern tausendmal. Tante Joan nickte. Sie hatte kein Wort davon mitbekommen.
    In der Musik-Einsatzzentrale schaltete Onkel Wally das Band aus und lächelte glücklich. »Spult sich automatisch zurück«, erklärte er den Vierlingen. »So kriegt man nonstop Musik. Ich sag euch, ich hab hier oben mal Frank Sinatra einen Monat lang ›My Way‹ singen lassen. Natürlich war ich nicht da, aber man berichtete mir, man konnte es problemlos noch in fast fünfundzwanzig Kilometern Entfernung hören, und zwar gegen den Wind. Ein Typ drüben in Lossville musste sich ein Maschinengewehr kaufen, damit die Bären ihm nicht sein Grundstück kurz und klein trampelten, so dringend wollten sie weg von hier. Ich hab eurem Tantchen gesagt, sie müsse nur ›My Way‹ pfeifen, und schon suchen die Bären das Weite. Kommen nicht in ihre Nähe. Und die Anlage hat ein eigenes Stromkraftwerk. Wenn einer hier einbrechen will und die Stromzufuhr kappt, ändert das gar nichts. Es gibt ein Notstromaggregat. Das nenne ich amerikanisches Know-how. Bestimmt bringen sie euch das in England nicht bei. Und diese römischen Nonnen haben keine Ahnung. Die sind noch nie … tja, ich schätze, ihr Mädels könntet von ein wenig amerikanischem Know-how profitieren.«
    Das hatten die Vierlinge bereits getan. Als er ging, um sich einen Film anzusehen und Whiskey zu trinken, nahmen sie das Etikett von dem Abba-Tonband, klebten es auf das von ihnen gemachte Band und fädelten es ein, genau wie es ihnen Onkel Wally gezeigt hatte. Dann löschten sie das Abba-Tonband, packten es in eine Kiste und gingen rüber, wo sie nett zu Tante Joan waren und ein paar Kekse bekamen.
    Am nächsten Tag regnete es, und sogar Onkel Wally musste zugeben, dass es kein guter Zeitpunkt für ein Picknick war.
    »Am besten fahren wir wieder nach Wilma. Ich habe morgen ein wichtiges Meeting, und der Regen hält sich.«
    Sie kletterten in seinen Geländewagen und fuhren auf der Schotterstraße durch den Wald. Hinter ihnen in der Musik-Einsatzzentrale tickte der Timer bedrohlich. Er stand auf sechs Uhr am selben Abend, und die Anlage war auf höchste Lautstärke eingestellt. Laut Onkel Wally waren das so ungefähr tausend Dezibel.
    Unterwegs sagte Eva, sie wollte die Nachbarn in der Oakhurst Avenue anrufen, obwohl Henry nicht gut mit ihnen auskam.
    »Er ist ein sehr zurückgezogener Mensch«, sagte sie. »Er mag es nicht, wenn die Leute wissen, was er macht.«
    »Warum auch nicht«, wies sie Onkel Wally zurecht. »Dies ist ein freies Land. Jeder hat ein Recht auf Privatsphäre. So steht’s im Ersten Zusatzartikel zur Verfassung. Und niemand muss sich selbst belasten.«
    »Was meinst du mit ›belasten‹, Onkel Wally?«, fragte Emmeline.
    Auf seinem Fahrersitz plusterte sich Onkel Wally auf. Er mochte es, wenn man ihm Fragen stellte. Er kannte stets die Antworten. »Sich selbst belasten heißt, Dinge zu sagen, die deinen Ruf beschädigen könnten oder aufgrund derer du dich wegen eines Verbrechens vor Gericht verantworten müsstest. Es enthält das Wort ›Last‹. So kann man sich Dinge merken, indem man sich Eselsbrücken baut.«

    Aus ihrem gemieteten Haus auf der anderen Straßenseite beobachteten Palowski und Murphy, wie der Jeep in die Auffahrt zum Starfighter Mansion bog und sich das Tor automatisch öffnete.
    »Big Foot ist wieder da«, teilte Murphy dem Überwachungs-Lkw verschlüsselt mit, der in dem ehemaligen Autokino stand.
    »Wir haben ihn auf dem Schirm«, lautete die Antwort.
    »Kein Problem. Bild und Ton laufen.«
    Murphy lehnte sich zurück und musste zugeben, dass alle

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