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Der Einfaltspinsel

Der Einfaltspinsel

Titel: Der Einfaltspinsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Idee. Außerdem hab ich’s nicht Mummy gepetzt. Sie weiß Bescheid, weil du immer diejenige bist, die Mist baut.«
    »Das ist mir egal«, sagte Samantha. »Ich verrat’s trotzdem nicht, und ich lass mich auch nicht dazu überreden. Fertig und Ende.«
    Die Debatte drehte sich nun um die bevorstehende Reise auf die Florida Keys. Onkel Wally hatte gesagt, er wolle sie zum Haiangeln in seinem Boot mitnehmen, und Tante Joan und Eva wollten zum Shopping nach Miami fliegen.
    Doch unten änderten sich Wally Immelmanns Pläne von einer Sekunde zur anderen.
    »Wollen Sie damit sagen, jemand hat versucht, ins Bärenfort einzudringen?«, schrie er am Telefon Sheriff Stallard an, der nach Wilma zurückgekommen war, sein Hörvermögen partiell wiedergewonnen und angerufen hatte, um herauszufinden, wie er sich mit Mr. Immelmann in Verbindung setzen konnte.
    »Ich weiß nichts von Einbrechern«, schrie der Sheriff zurück. »Ich weiß nur, dass ein Typ oben in Lossville Sie wegen Belästigung und unerlaubter Pornografie verklagen will. Ich hatte große Schwierigkeiten, den Mann zu verstehen.«
    »Bestimmt haben die Scheißbären das System in Gang gesetzt. Und dieser Typ beschwert sich ständig. Und was meint er mit unerlaubter Pornografie? Es ist nur ein längerer Frankie Sinatra. Er singt ›My Way‹.«
    »Wenn Sie das sagen, Mr. Immelmann, muss ich Ihnen wohl glauben«, erwiderte der Sheriff. »Obwohl es sich ehrlich gesagt …«
    »Das war gelogen. Ich habe ein Abba-Band aufliegen. Von der Gruppe Abba. Total beruhigendes Zeug aus grauer Vorzeit.«
    Sheriff Stallard zögerte kurz. Er wollte Wally Immelmann nicht wütend machen, aber wenn das Abba und total beruhigend war, dann hieß er nicht Harry Stallard.
    »Egal, ich rufe nur an, um Sie zu bitten, das Band abzustellen. Haben Sie eine Fernbedienung oder so was?«
    »Eine Fernbedienung? Sind Sie verrückt? Keine Fernbedienung funktioniert über vierzig Kilometer Entfernung, noch dazu mit Wald und Bergen dazwischen. Glauben Sie, ich kann das per Satellit ausknipsen?«
    »Ich dachte wohl, Sie könnten es irgendwie ausschalten«, sagte der Sheriff.
    »Aber nicht von hier aus. Ich hab mir einen Generator gekauft, damit der Strom nicht abgeschaltet werden kann. Außerdem, was geht Sie das an?«
    Sheriff Stallard entschied, es sei an der Zeit, ihm die Neuigkeit mitzuteilen. »Ich meine, was Sie und Mrs. Immelmann über die Musikanlage besprechen, die Sie da oben aufgebaut haben, möchte man eigentlich lieber nicht hören. Der Typ in Lossville sagt …«
    »Scheiß auf den kleinen Mistkerl«, polterte Wally. »Ich hab’s Ihnen doch schon erzählt, der beschwert sich dauernd.«
    Er brach ab. Ihm war aufgegangen, was der Sheriff zuletzt gesagt hatte. »Wie meinen Sie das, was ich und Mrs. Immelmann besprechen?«
    Sheriff Stallard biss die Zähne zusammen. Jetzt kam der schwierige Teil. »Das möchte ich lieber nicht wiederholen, Sir«, murmelte er. »Es ist ziemlich intim.«
    »Intim?«, brüllte Wally. »Sind Sie besoffen oder wahnsinnig oder was? Ich und Mrs. Immelmann?«
    Der Sheriff wurde allmählich richtig wütend. »Und Dr. Cohen!«, schrie er. Am anderen Ende ertönte ein Ächzen, dann war es still. »Sind Sie noch dran, Mr. Immelmann?«
    Mr. Immelmann war noch dran. Gerade so. Er hörte nur nicht richtig. Das konnte nicht wahr sein.
    »Was haben Sie da zuletzt gesagt?«, fragte er schließlich und mit schwachem Stimmchen.
    »Ich sagte, Sie und Mrs. Immelmann besprechen intime private Details über … nun ja, Sie wissen ja wohl, worüber Sie sich unterhalten haben.«
    »Beispielsweise?«, wollte Wally wissen.
    »Nun, beispielsweise über Dr. Cohen und …«
    »Scheiße!«, brüllte Wally. »Wollen Sie damit sagen, der Scheißkerl in Lossville hat … o mein Gott!«
    »Er rief an, um zu sagen, es sei da oben überall im Bezirk zu hören, und wir dachten, Sie würden das vielleicht gern erfahren.«
    »Ich würde das vielleicht gern erfahren? Ich würde … Was hat er sonst noch gesagt?«
    »Eigentlich wollte er, dass Sie’s ausschalten, weil der Krach seine Frau verrückt macht. Und worüber Sie und Mrs. Immelmann da streiten, nämlich Ihr Geschlechtsleben, und was Sie mit ihr nicht machen sollen, ist da nicht unbedingt hilfreich.«
    Das konnte sich Wally gut vorstellen. Dieses Wissen machte auch ihn verrückt, nämlich die Vorstellung, dass das, was er und Joanie im Schlafzimmer gesagt hatten, mit über tausend Dezibel aus der Musikanlage kam. Es war

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