Der Einfaltspinsel
feststellen, dass sie sich in einer Sackgasse befand. Sie wendete und fuhr den Weg zurück, den sie gekommen war, wobei ihre Scheinwerfer Wilts fast nackte Gestalt erfassten. Erfreut bemerkte sie, dass sein Kopf blutete. Sie bemerkte nicht, dass eins der Sperrholzbretter, mit denen ein Fenster im zweiten Stock des Hochhauses verrammelt war, zur Seite geschoben war, als sie nach rechts abbog und Richtung Autobahn fuhr. Mittlerweile war sie zwar müde, aber euphorisch. Sie hatte sich einer Gefahr für Harolds Ruf und ihren eigenen Einfluss entledigt. Allerdings vergaß sie auf der Rückfahrt nach Meldrum Slocum, sich Wilts Jeans, Stiefel, Socken und seines Rucksacks zu entledigen, die immer noch unter den Pappkartons lagen. Als sie schließlich Leyline Lodge erreichte, war sie völlig erledigt und fiel ins Bett. Weit hinter ihr war das Sperrholzbrett in dem Hochhaus längst wieder an Ort und Stelle.
Eine Stunde später kam eine Gruppe betrunkener Skinheads am Ende der Gasse vorbei, entdeckte den Mann im Rinnstein und kam näher, um ihn sich genauer anzusehen.
»Eine beschissene alte Schwuchtel«, schloss einer von ihnen aus der Tatsache, dass Wilt keine Hose trug. »Geben wir ihm den Stiefel.« Und nachdem sie ihre Einstellung gegenüber Schwulen demonstriert hatten, indem sie ihm ein paarmal in die Rippen und einmal ins Gesicht getreten hatten, schwankten sie lachend weiter. Wilt spürte nichts. Er hatte zwar ein älteres England gefunden als erwartet, doch das wusste er noch nicht.
Der Morgen dämmerte bereits, als ein Polizeiwagen Wilt entdeckte. Zwei Polizisten stiegen aus und sahen ihn sich an.
»Wir rufen am besten einen Krankenwagen. Der ist ja übel zugerichtet. Sag ihnen, es ist dringend.«
Während die Polizeibeamtin das Funkgerät im Wagen benutzte, sah sich ihr Kollege um. Über seinem Kopf öffnete sich das Sperrholzbrett.
»Ist vor ungefähr drei Stunden passiert«, sagte eine alte Frau.
»Eine Frau in einem weißen Auto fuhr vor und zerrte ihn ins Freie. Dann haben ihn ein paar junge Schläger ein wenig getreten, einfach so aus Spaß.«
Der Polizist spähte zu ihr hoch. »Sie hätten uns anrufen sollen, Mütterchen«, sagte er.
»Womit denn, frage ich mich? Glauben Sie, ich hab ein Telefon?«
»Vermutlich nicht. Was tun Sie hier eigentlich? Das letzte Mal waren Sie am anderen Straßenende.«
Die alte Frau steckte den Kopf weiter ins Freie. »Glauben Sie vielleicht, ich bleibe hier an einer Stelle? Wohl kaum. Ich seh vielleicht wie ’ne alte Schachtel aus, aber debil bin ich deswegen noch lange nich. Muss ständig auf Achse sein, damit mich diese jungen Schweine nicht kriegen.«
Der Polizist holte sein Notizbuch heraus. »Haben Sie einen Blick auf das Nummernschild des Wagens werfen können?«
»Was, im Dunkeln? Natürlich nicht. Hab aber eine Frau gesehen. Ein reiches Luder, dem Aussehen nach. Nicht aus dieser Gegend.«
»Wir können Sie mit auf die Wache nehmen. Da wären Sie sicher.«
»Das meinte ich nicht. Ich will wieder dahin, wo ich herkomme. Das hab ich gemeint, Polyp.«
Doch ehe der Beamte fragen konnte, wo das denn sei, kam die Polizistin mit der Nachricht wieder, es seien keine Krankenwagen verfügbar. In dreißig Kilometern Entfernung habe es auf der Autobahn einen schweren Unfall gegeben, an dem zwei Busse voller Schüler auf einem Klassenausflug, ein Tankwagen sowie ein mit Schweinen beladener Lkw beteiligt seien, und man habe jeden verfügbaren Krankenwagen und jeden Feuerwehrwagen zum Unfallort beordert.
»Schweine?«, hakte der Wachtmeister nach.
»Wenigstens glaube ich, dass es Schweine waren. Dem Dienst habenden Sergeant wurde erzählt, es rieche penetrant nach gebratenem Schweinefleisch.«
»Egal. Was ist mit den Schulkindern?«
»Die sind in den Krankenwagen. Die beiden Busse sind auf dem Schweinefett ins Schleudern geraten und umgekippt«, berichtete ihm die Polizistin.
»Tja, dann packen wir diese arme Sau hier hinten in unseren Wagen und bringen ihn selbst rüber ins Krankenhaus.«
Über ihren Köpfen hatte die alte Frau das Sperrholzbrett wieder zugeklappt und war verschwunden. Mit Wilt in Bauchlage auf dem Rücksitz trafen sie im Ipford General Hospital ein, wo sie abweisend empfangen wurden.
»Also gut«, sagte ein verzweifelter Arzt, den die Schwester bei der Aufnahme gerufen hatte. »Mit diesem verdammten Unfall wird es schwierig. Wir haben keine freien Betten, nicht mal einen freien Transporttisch. Ich bin mir nicht mal sicher, ob wir freie Flure
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