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Der Einfaltspinsel

Der Einfaltspinsel

Titel: Der Einfaltspinsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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…«, setzte Braintree an, doch Wilt hob die Hand.
    »Pst. Da dies Evas Vorhaben ist, was wird ihren teuflischen Plan wohl zunichte machen? Obwohl ich der liebevolle Vater von Penny, Samantha, Emmy und Josephine bin, gehe ich davon aus, dass es schon ausreicht, die Vierlinge zwei Monate lang um sich zu haben. Wenn sie wieder abreisen, wird es sogar Tante Joan, die vor Rührseligkeit nur so trieft und immerzu sabbelt, wie niedlich alles ist, kaum erwarten können, sie los zu sein, und Wally wird ihren Abschied feiern, indem er die größte Fete schmeißt, die Wilma je gesehen hat. Der einzige Wermutstropfen ist, dass ich dabei sein und das Inferno miterleben müsste, überdies würde man mir die Schuld für ihr abscheuliches Benehmen in die Schuhe schieben. Nein, ich muss mir eine Art Präventivschlag einfallen lassen. Ich werde mal in mich gehen und mir etwas ausdenken.«
    Dies tat er während einer Stunde »Geschlechtsspezifisches Durchsetzungstraining für Frauen«, von denen keine Einzige lernen musste, wie man sich durchsetzte. Ja, sie setzten sich sogar so gut durch, dass er sie lediglich in Gang zu bringen brauchte. Anschließend konnte er sich zurücklehnen, nicken und allem beipflichten, was sie vorbrachten. Den Trick hatte er von Eva gelernt, die immer betonte, wie unfähig er als Ehemann, Vater und Geliebter sei. Wilt hatte es schon längst aufgegeben, seine Schwächen zu bestreiten, und ließ mittlerweile die Flut ihrer Missbilligung über sich hinwegrollen, ohne es zu bemerken. Genauso verhielt er sich gegenüber den Frauen, doch vorher musste er sie provozieren. Das tat er jetzt mit dem Hinweis, es könne keine Menopause des Mannes geben, weil Männer nicht menstruierten. Der darauf folgende Sturm des Widerspruchs beschäftigte den Kurs mühelos für den Rest der Stunde, während Wilt der Überlegung nachhing, wieso es so einfach war, Menschen mit vorgefassten Ansichten zu provozieren, und warum sie sich zudem, wenn man sie erstmal auf Trab gebracht hatte, weigerten, sich Gegenargumente anzuhören. Genauso war es mit seinen alten Kursen für Gasinstallateure und Drucker gewesen. Damals hatte die Bemerkung genügt, seiner Meinung nach sei die Todesstrafe falsch oder es gäbe durchaus schlagende Argumente für die Ansicht, Homosexuelle seien schon als solche auf die Welt gekommen, und schon war die Hölle los. Wilt überlegte, wogegen Wally Immelmann die heftigsten Vorurteile hegte, und befand, es sei der Sozialismus. Besonders verhasst waren ihm Gewerkschaften, die er mit dem Kommunismus, Satansanbetern und der Achse des Bösen gleichsetzte. Ein Mal hatte Wilt eingestanden, dass er die Labour Party wählte und Mitglied einer Gewerkschaft war. Der anschließende Wutausbruch hatte die Vermutung genährt, Onkel Wally werde jeden Moment an einem Schlaganfall sterben. Als Wilt das einfiel, wurde ihm klar, dass er die Lösung seines Problems gefunden hatte.
    Nachdem der Kurs beendet war und sich die Frauen verflüchtigt hatten, um sich woanders durchzusetzen, ging Wilt in die Bibliothek und lieh sich sechs Bücher aus.
    »Wo willst du damit eigentlich hin?«, wollte Eva wissen, als er nach Hause kam, die Bücher auf den Küchentisch legte und sie die Titel las.
    »Ich muss im nächsten Schuljahr einen Kurs über marxistische Ideologie und revolutionäre Theorie in der Dritten Welt geben. Frag mich nicht warum, aber so ist es nun mal. Und da ich keine Ahnung von revolutionären Theorien oder vom Marxismus habe und mir nicht mal sicher bin, ob es eine zweite Welt gibt, geschweige denn eine dritte, muss ich mich schlau machen. Ich nehme sie mit nach Wilma.«
    Eva starrte mit offenem Mund auf den Titel eines anderen dicken Bands, der Castros Kampf gegen den amerikanischen Imperialismus lautete.
    »Bist du wahnsinnig? Das darfst du nicht mit nach Wilma nehmen«, jammerte sie. »Wally würde dich umbringen. Du weißt doch, was er von Castro hält.«
    »Ich schätze, er mag ihn nicht besonders …«
    »Henry Wilt, du weißt sehr gut … du weißt … du weißt, dass er an dem beteiligt war, wie damals der Versuch einer Invasion Kubas auch heißen mochte.«
    »Die Schweinebucht«, sagte Wilt und überlegte, ob er sagen sollte, wie sehr dieser Begriff zu Wally Immelmann passte, doch Eva hatte noch ein Buch entdeckt.
    » Gaddafi, der Befreier Libyens. Ich glaub’s nicht.«
    »Ich übrigens auch nicht«, gestand Wilt, »aber du weißt doch, wie Mayfield ist. Dauernd erfindet er neue Kurse, und dann müssen wir alle

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