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Der einsame Baum - Covenant 05

Der einsame Baum - Covenant 05

Titel: Der einsame Baum - Covenant 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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der Wesir nicht mehr hinter dem Tisch. Vielmehr saß er auf dem Stuhl, umgeben von kleinen goldenen Ringen.
    Covenant konnte die Kontrolle nicht länger aufrechterhalten. Die wilde Magie drängte unwiderstehlich nach Ausbruch. Zu schnell, um sich noch beherrschen oder darüber nachdenken zu können, schleuderte er silberweiße Glut nach dem Wesir – einen Blitz von ausreichender Fürchterlichkeit, um jedes sterbliche Fleisch augenblicklich einzuäschern. Findails erschrockenen Schrei hörte Covenant kaum. »Nicht!« Aber Kasreyn blieb von Covenants Feuer verschont. Die zahlreichen Ringe rund um den Stuhl saugten es auf. Dann warfen die Ringe es zurück, verschleuderten es mit verdoppelter, verdreifachter Gewalt ins Labor. Tische brachen; Regale stürzten von den Wänden; wie in heißem Schmerz flogen glühende Scherben kreuz und quer durch die Luft. Von allen Seiten gleichzeitig überschüttete ein Hagel von Trümmern und Flammen Covenant. Nur ein reflexartig errichteter Schirm aus wilder Magie bewahrte ihn vor Schaden. Die Erschütterung stieß ihn zu Boden. Der Stein schien unter ihm zu beben wie verwundetes Fleisch. Silberne Nachbilder flimmerten durch seine Sicht. Der silberne Widerschein nahm kein Ende. Kasreyns Ringe hatten Covenants energetischen Schirm aufgesaugt. Wild zuckte die absorbierte Energie zwischen den goldenen Kreisen hin und her, wuchs mit jedem Aufflammen zu erhöhter Stärke an. Ihr Anschwellen schien die Luft zu versengen. Findail kauerte sich vor Covenant. »Halt ein, du Narr!« Er drosch mit den Fäusten auf Covenants Schultern ein. »Hörst du mich nicht? Du wirst die Erde verwüsten! Du mußt der Magie Einhalt gebieten!«
    Inmitten des Wirrwarrs von Flammenzüngeln und innerem Druck, der ihn total benommen machte, vermochte Covenant kaum richtig zu denken. Doch ein harter, grimmiger Teil seines Ichs blieb klar, rang um Entscheidungen. »Ich muß ihm das Handwerk legen«, keuchte er. »Sonst wird er uns alle abmurksen.« Linden töten. Die Riesen. Die Haruchai . »Es wird niemand übrigbleiben, um die Erde zu verteidigen.«
    »Irrsinniger!« erwiderte Findail. »Du bist's, der die Erde gefährdet, du! Bist du blind für den Zweck von des Verächters Gift?«
    Als er das hörte, geriet Covenants Entschiedenheit ins Wanken; aber war nicht zu beirren. Er hielt sich in einem Griff aus Wut und Furcht. »Dann erledige du's!« forderte er.
    Der Ernannte zuckte zurück. »Ich bin Elohim. Die Elohim töten nicht.«
    »Das eine oder andere.« In Covenants Stimme loderten Flammen mit. »Halte ihn auf! Oder beantworte meine Fragen. Ausnahmslos. Warum du hier bist. Wovor du dich fürchtest. Weshalb du willst, daß ich die wilde Magie nicht benutze.« Findail rührte sich nicht. Mit jedem Moment schwoll Kasreyns geballte Energie einem katastrophalen Ausbruch entgegen. »Entscheide dich!«
    Der Elohim atmete ein, daß es wie ein Schluchzen klang. Einen Moment lang näßte Zermarterung ihm die Augen. Dann verschwamm seine Gestalt, schmolz. In Gestalt eines Vogels erhob er sich in die Luft. Feuer umflackerte ihn. Er sauste unbeschadet hindurch, geschwind wie ein Pfeil aus Erdkraft. Er verlängerte und flachte sich ab, während er flog, schwang sich wie ein Teufelsrochen auf den Wesir zu. Bevor Kasreyn irgendwie reagieren konnte, war er an seinem Gesicht vorbei und stürzte sich auf seinen Sohn. Im selben Augenblick verwandelte sich der Elohim in eine Haube überm Kopf des Kindes. Unterhalb des kleinen Kinns, des flaumig behaarten Schädels zog er sich zusammen, umschloß den Kopf wie eine zweite Haut. Erstickte das Kind.
    Ein Schrei entfuhr der Brust des Wesirs. Er sprang auf, taumelte aus dem Schutz seines Stuhls. Seine Hände grabschten nach seinem Rücken, versuchten Findail zu fassen; doch er konnte den Elohim nicht herunterreißen. Seine Gliedmaßen erstarrten. Atemnot sprenkelte sein Gesicht mit Flecken des Wahnsinns und Entsetzens. Wieder schrie er, stieß ein Kreischen des Grauens aus, das aus dem tiefsten Innern seines Wesens drang. »Mein Leben!« Der Schrei schien seine Seele zu zerbrechen. Wie ein geborstener Turm prallte er auf den Fußboden.
    Langsam begann die Theurgie, die den Stuhl umwütete, zu verflackern. Covenant hatte sich so überstürzt aufgerafft, als wolle er Kasreyn zu Hilfe eilen. Der Druck seiner Energie und sein Abscheu vorm Töten erfüllten ihn mit einer heißen Glut, die dem Einsetzen einer unfreiwilligen Verzückung glich.
    Findail nahm wieder menschliche Gestalt an und trat

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