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Der einsame Baum - Covenant 05

Der einsame Baum - Covenant 05

Titel: Der einsame Baum - Covenant 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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ersinnen ...« – Pechnases Ton drängte sie erneut zur Aufmerksamkeit –, »um diese Kraft zu beseitigen, auf daß ihm geholfen werden mag.«
    Linden drohte sich aus erbittertem Widerspruch der Magen umzudrehen. Hast du denn nicht aufgepaßt? hätte sie am liebsten geschrien. Ich habe versucht, ihn in meine Gewalt zu bekommen. Das ist mein Werk. Doch ihr Zorn war nutzlos; das Mitgefühl des Riesen ließ ihn verebben. Lindens restliche Bitterkeit fand ihren Ausdruck in nur einem Wörtchen. »Wie?«
    »Ach, Auserwählte.« Pechnases Lächeln glich einem Achselzucken. »Das mußt du mir mitteilen.«
    Linden fuhr zusammen, schloß die Augen. Unbewußt schlug sie die Hände vors Gesicht. Hatte sie noch nicht genug Unheil angerichtet? Wollte der Riese, daß sie auch noch das Messer hielt, das Covenant umbrachte? Doch Pechnase ließ nicht locker. »Uns fehlt's an deiner Art des Sehens«, wiederholte er mit ruhiger Überzeugungskraft. »Du mußt uns unterweisen. Gedenke der Hoffnung! Eindeutig ist's, daß wir diese Hülle nicht durchdringen können. Nun wohl, dann müssen wir sie mit Umsicht und Klugheit angehen. Was ist das für eine Kraft? Was begibt sich in seinem Geist, das ihn dazu treibt, sich mit einer solchen Wehr zu beschirmen? Auserwählte.« Nochmals faßten seine Hände fester zu, hoben Linden halb auf die Füße. »Wie vermöchten wir uns an ihn zu wenden, auf daß er unsere Hilfeleistung duldet?«
    »An ihn wenden ...?« Pechnases Frage entlockte Linden ein Keuchen der Bitternis. Ihre Arme sanken herab, offenbarten ihre Entrüstung. »Er liegt im Sterben! Er ist taub und blind von Gift und Delirium! Glaubst du, man kann einfach zu ihm gehen und ihn bitten, er möchte mit seinem Widerstand Schluß machen?«
    Angesichts ihres Grimms hob Pechnase die Brauen; doch er ließ sich nicht beeindrucken. Ein Lächeln milderte seine Gesichtszüge. »So ist's recht«, sagte er durch sein schiefes Grinsen. »Wenn du zum Zorn fähig bist, bist du auch fähig zur Hoffnung.« Hoffnung?! wollte Linden ihm entgegenschleudern; aber er kam ihr zuvor. »Nun wohl. Du siehst keinen Weg, wie wir uns an ihn wenden könnten. Jedoch gibt's andere Fragen, auf die du uns Antworten erteilen kannst, wenn du magst.«
    »Was willst du von mir?« fauchte sie ihm ins Gesicht. »Willst du mir klarmachen, daß es meine Schuld ist? Ja, es ist meine Schuld. Er muß mich für einen Wütrich gehalten haben oder so ähnlich. Er deliriert ... leidet gräßliche Schmerzen. Das letzte, was er vor seinem Rückfall mitgekriegt hat, war der Angriff der Ratten. Woher hätte er wissen sollen, daß ich versuche, ihm zu helfen? Er hat mich nicht erkannt – das heißt, erst als es zu spät war. Es ist wie ...« – einen Moment lang suchte sie nach einem Vergleich – »wie hysterische Lähmung. Er fürchtet sich so sehr vor seinem Ring ... so ungeheuer davor, daß Lord Foul an ihn gelangen könnte. Und er ist Leprotiker. Wegen seiner teilweise abgestorbenen Nerven ist er der Ansicht, daß er die Kraft nicht beherrschen kann. Daß das mit seinen Nerven nicht machbar ist. Selbst ohne das Gift ist er dauernd voller Furcht. Er weiß nie, wann er irgend jemand umbringt.« Die Worte sprudelten nun geradezu aus ihr hervor. Im Hintergrund ihres Bewußtseins erlebte sie noch einmal, was geschehen war, ehe Covenant sie von sich schleuderte. Während sie sprach, taumelten unvollständige Erinnerungsbilder vor ihrem geistigen Auge dahin. »Und er hat gewußt, was ihm zustößt. Er hatte ja schon Rückfälle. Als das Gift ihn wieder packte, war wahrscheinlich Furcht das einzige, was er noch empfunden hat. Er wußte, er war wehrlos. Nicht gegen uns – gegen sich selbst. Gegen Foul. Als ich versucht habe, von ihm Besitz zu ergreifen, war er übervoll mit magischer Kraft. Was hätte er anderes tun können? Er hat sich widersetzt. Und dann ...« – für einen Augenblick stockte sie gequält, aber der Andrang ihrer Worte war zu stark – »dann hat er gemerkt, daß ich es war. Beinahe hätte er mich getötet. Fast wäre das geschehen, vor dem er sich am schrecklichsten fürchtete.« Linden bot alle Selbstbeherrschung auf, um nicht aus Schaudern zu schlottern anzufangen. »Deshalb hat er sich abgeschottet. Sich abgeschirmt. Nicht um uns fernzuhalten. Sondern um sich einzuschließen.« Mit einer bewußten Anstrengung heftete sie ihren Blick auf Pechnase. »Es ist völlig ausgeschlossen, sich irgendwie an ihn zu wenden. Du kannst dich hinstellen und auf ihn einbrüllen, bis es

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