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Der einsame Baum - Covenant 05

Der einsame Baum - Covenant 05

Titel: Der einsame Baum - Covenant 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Und sie wenden ihre Macht an oder geizen damit, ohne sich dazu herabzulassen, für das eine oder andere ihre Beweggründe zu enthüllen. Sie sind jenseits all dessen übersinnlicher Natur, was ein Sterblicher zu fassen vermag. Von Zeit zu Zeit bedienen sie sich ihrer Kräfte, um Geschenke zu machen. Ein solches ist die Gabe der Sprachenkundigkeit, ein Geschenk, das unser Volk bereits vor vielen, vielen Geschlechterfolgen von ihnen erhalten hat und welchselbiges noch heute unvermindert ist und unverdorben. Und ein Geschenk ist's, dessen wir auch heute bedürfen. Aber die Elohim gewähren keine Geschenke ohne Gegenleistung. Selbst ihr Wohlwollen muß erhandelt werden – und in diesem Erhandeln gleichen wir Blinden, denn die Eigenschaften, die einen Gegenstand oder eine Geschichte in ihren Augen mit Wert ausstatten, bleiben uns verhohlen. An kostbaren Steinen und edlen Metallen haben sie keinen Bedarf. An Wissen kennen sie keinen Mangel. Viele Geschichten erregen bei ihnen nur die allergeringfügigste Anteilnahme. Und doch war's eine Geschichte, dank der es gelang, von ihnen die Gabe der Sprachen zu erhalten – die bei uns Riesen hochgeschätzte, beliebte Geschichte um Bahgoon den Ungezogenen und Thelma Zweifaust, die ihn bändigte. Und meine Gefährten und ich vermochten damals der Elohim Wohlgefallen zu erlangen, indem wir ihnen das Knüpfen eines einfachen Knotens zeigten – eine unter uns so verbreitete Belanglosigkeit, daß wir kaum jemals von uns aus darauf verfallen wären, darin eine vermittelnswerte Kunst zu sehen. Dennoch erblickten die Elohim darin einen Wert. So ergab's sich, daß wir in Verwunderung und Staunen von Elemesnedene Abschied nahmen – und in der Überzeugung, einer großen Gefahr entronnen zu sein, denn ein Volk von höchster Macht, das solche Freude an einem Knoten findet, für den es keine Verwendung hat, ist mit Gewißheit gefährlich. Sollten wir den Elohim Anlaß zum Verdruß geben, wird der Raw, so dünkt's mich, unsere Gebeine niemals mehr ans Licht der Sonne spülen.«
    Während Blankehans sprach, verspürte Linden immer merklichere Beunruhigung. Einiges davon übertrug sich von Covenant auf sie; seine Aura beträchtlicher Gereiztheit war für sie deutlich wahrnehmbar. Bestürzung und Angst betonten die Verhärmtheit seiner Augen, unterstrichen die strenge Zerfurchung seines Gesichts. Auf das, was ihm von Schaumfolger über die Elohim berichtet worden war, hatte er seine dringende Hoffnung gestützt; nun mußte er sich fragen, wie er von ihnen das Wissen erschachern konnte, das er haben mußte. Was mochte er besitzen, das für sie von Wert sein könnte?
    Aber neben dem Druck, den sie von ihm ausgehen spürte, hatte Linden bereits eine Spannung in sich selbst entstehen gefühlt. Sie hatte an ein Geschenk für sich gedacht, eine Wiederaufrichtung, um die sie gern ersuchen würde. Wenn es den Elohim möglich gewesen war, dem Volk der Riesen die Gabe der Sprachen zu machen, konnten sie bestimmt auch andere Bedürfnisse erfüllen. Aber wie Covenant – und Blankehans – wußte sie nicht, was sie dafür zu bieten hatte.
    »Genug«, sagte in diesem Moment die Erste. Obwohl sie keine Bewegung nach ihrem Schwert, dem Rundschild auf ihrem Rücken oder dem an ihren Gürtel geschnallten Helm tat, vermittelte sie den Eindruck, auf Kampf gefaßt zu sein. Ihr korsettähnliches Panzerhemd, die Hose aus geringelter Kette sowie die Beinschienen glänzten im frühmorgendlichen Licht wie in Bereitschaft. »Wir sind nun zur Genüge gewarnt. Hältst du's für ratsam, daß wir Sternfahrers Schatz hier vor Anker lassen? Sicherlich kann ein Langboot uns den Raw hinauftragen.«
    Ihre Frage bewog den Kapitän erst einmal zum Überlegen. Als er antwortete, klang seine Stimme bedachtsam. »Für die Suche wär's ohne Sinn, bliebe Sternfahrers Schatz unbehelligt, während du, Riesenfreund Covenant und die Erd-Sicht dem Verderben anheimfallen.« Und ich möchte nicht zurückbleiben , fügten seine Augen stumm hinzu.
    Entschieden nickte die Erste. Ihr Blick ruhte auf den Raw- Schroffen; plötzlich begriff Linden, daß die Schwertkämpferin nichts von Blankehans' persönlichem Wünschen ahnte. »So laßt uns segeln.« Einen Moment lang zögerte der Kapitän. Einander widerstreitende Gefühle hielten ihn noch zurück; die Gefährdung des Schiffs war verstrickt mit seinen anderen Nöten. Dann jedoch warf er den Kopf zurück, als entblöße er das Gesicht einem Wind der Erregung; und aus seiner Kehle drangen

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