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Der einsame Radler: Auf dem Weg von Bremen zum Bodensee (German Edition)

Der einsame Radler: Auf dem Weg von Bremen zum Bodensee (German Edition)

Titel: Der einsame Radler: Auf dem Weg von Bremen zum Bodensee (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günter W. Hohenester
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immerhin 752 m hoch, zu anstrengend um hinaufzuklettern, wenn man ein gewisses Alter überschritten habe. Ob ich denn heute noch bleiben würde.
    »Nein«, sagte ich. »Sobald meine Sachen getrocknet sind, geht es weiter.«
    Sie wünschten mir eine gute Fahrt.
    Die Luftmatratze war immer noch feucht. Ich ließ sie stehen, räumte die anderen Sachen aus dem Zelt und füllte die Packtaschen damit. Der Alte fuhr auf einem Klapprad an mir vorbei. Weiter hinten auf der Zeltwiese hatten zwei Familien mit Kindern große Hauszelte aufgebaut. Dünner Rauch quoll unter den Vorzelten hervor. Grillgeruch lag in der Luft. Vor einem der Zelte saß ein Mann auf einem Klappstuhl. Er hielt eine Bierflasche in der Hand. Der Alte unterhielt sich mit ihm. Dann kam er wieder bei mir vorbei und wünschte mir noch einmal: »Gute Fahrt.« Zwei Kinder mit einem Ball liefen hinter ihm her. Sie blieben neugierig bei mir stehen und fingen an mit dem Ball zu spielen. Um zu verhindern, dass sie mein Zelt als Tor benutzten spielte, ich Fußball mit ihnen, bis eines in einer Pfütze ausrutschte und klatschnass heulend zu seiner Mutter rannte. Das andere Kind nahm den Ball unter den Arm und trabte hinterher.
    Die Sonne hatte ihre Arbeit getan. Auch das Zelt konnte verstaut werden. Es war so weit. Ich griff zum Lenker, um abzufahren. Der Mann im Klappstuhl hatte mich beobachtet. Er hob einen Arm und winkte. Ich winkte zurück.
    »Tschüss, Wikinger«, rief er, als wären wir alte Freunde. »Machs gut.«.
    »Tschüss«, rief ich zurück und hatte wieder ein Rätsel mit auf den Weg bekommen, denn ich hatte keine Ahnung, wie ich zu diesem Namen kam.
    Gleich hinter Bruchhausen hatte ich eine Steigung von 11% zu überwinden. So kurz nach dem Start schaffte ich das nur im Schiebegang. Ein blauer Bus schlingerte mir entgegen. Der Fahrer grüßte mich mit einem breiten Grinsen.
    Danach ging es durch eine wunderschöne Landschaft fast kontinuierlich bergab, an Winterberg vorbei, nach Bad Berleburg; dahinter kurvenreich steil ins Tal hinunter. Plötzlich hatte ich den Eindruck, dass meine Bremsen sich verklemmt haben mussten, denn ich war gezwungen zu treten, um mein Tempo beibehalten zu können. Das verlangte nach Kontrolle. Eine Fahrspur, die sich steil aufwärts über eine Wiese zu einem Acker wand, bot eine gute Möglichkeit zur Rast für Mensch und Material. Ich schob mein Rad zu einem kleinen mit hohem Gras bewachsenen Buckel und untersuche die Bremsen. Ein Blatt hatte sich zwischen Felge und Bremsbacken festgesetzt. Ich entfernte es und stellte den Abstand der Bremsen um eine Winzigkeit weiter ein.
    Die Sonne war mir treu geblieben. Nur wenige hohe, weiße Wolken gaben ihr das Geleit über den blauen Himmel. Ich ließ mich auf den Rücken ins Gras fallen und schaute ihnen zu. Es war heiß geworden. Die Luft flimmerte zwischen hohen Grashalmen, einer Kornblume und vereinzelten zartgrünen Ähren. Ab und zu bog eine leichte Brise sie zur Seite. Eine Hummel brummte. Unten rauschten Autos die Straße entlang. Das schöne Wetter hatte Ausflügler herausgelockt. Mich störte es nicht. Dieses Geräusch gehörte zu meinem neuen Leben, genauso wie die Wärme der Sonnenstrahlen und die kühlen Schatten der Wolken, die abwechselnd über mein Gesicht strichen. Ich fühlte mich rundum sauwohl.
    Irgendwann musste ich weiter, kam in die Nähe von Bad Laasphe. Dort legte mir der Straßenbau wieder einmal seine verwirrenden Hindernisse in den Weg. Ich fand mich aber zurecht, und als der Horizont sich rötete und die Bäume auf den Höhen zu schwarzen Scherenschnitten wurden, sogar den Radweg zu meinem Ziel.
    Bad Laasphe wurde gerade vom konsumorientierten Teil seiner Bevölkerung verlassen. Aus den Geschäften heraus und über die Straßen strömten Menschen mit gehetzten Gesichtern und großen Taschen und Plastiktüten. Sie wirkten wie Vertriebene, als hätte man ihnen ein Ultimatum zum Verlassen der Stadt gestellt. Als ich an einem Zebrastreifen nach dem Campingplatz fragen wollte, wurde ich hastig und unfreundlich auf die Touristen-Information im Zentrum verwiesen. Alle waren in Eile, voll im Stress. Nun gut, sollten sie. Ich für mein Teil war es nicht.
    Bei der Touristen-Information, es handelte sich dabei um eine Reihe übereinander angebrachter beschrifteter Schilder nebst einem Stadtplan hinter Glas, fand ich einen eindeutigen Hinweis auf ein Radio-Museum und einen schwer deutbaren auf einen Campingplatz. Am auch dazugehörigen Gebäude waren die Türen bereits

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