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Der einsame Radler: Auf dem Weg von Bremen zum Bodensee (German Edition)

Der einsame Radler: Auf dem Weg von Bremen zum Bodensee (German Edition)

Titel: Der einsame Radler: Auf dem Weg von Bremen zum Bodensee (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günter W. Hohenester
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waren, sodass sie vor unterdrückter Langeweile lautlos gähnten. Die wenigen sichtbaren Bewohner ließen deutlich ihre ausländische Herkunft erkennen und in den verstaubten Gebrauchtwarenläden vermutete man unwillkürlich gestohlene Autoradios. Die Leute, die so aussahen, wie sich ein durch viele Krimis im Fernsehen gebildeter Mensch Leute vorzustellen hatte, die Autoradios stahlen, bevölkerten nun die Fußgängerzone. Das hinderte mich bei meinem zweiten Rundgang daran, mir wenigstens ein Eis zu gönnen. Ich mochte mein Gepäck nicht aus den Augen lassen. Mit brennenden Füßen und durstiger Kehle kam ich wieder beim Parkplatz an. Er wirkte wie der Schlusspunkt hinter einem Satz Wohlstandsignale. Seinen Namen hatte er verdient. Die Autos standen unter Bäumen. Die Nischen wurden durch Grünstreifen begrenzt, der ganze, etwas tiefer liegende Platz, von blühenden Büschen gesäumt. Dazwischen lud eine Bank zum Sitzen ein. Ich nahm diese Einladung an und breitete meine Landkarte auf den Knien aus. Es war eine sogenannte Generalkarte im Maßstab 1:200 000. Mein Kilo Radwanderkarten hatte ich schon verbraucht. Kahl fand ich. Hanau fand ich auch. Nur zwischen welchem dieser kleinen, grauen Kästchen, die Hanau darstellen sollten, ich jetzt saß und wo es aus diesem verwünschten Kaff hinausging, fand ich nicht heraus. Vielleicht half es, wenn die Karte richtig ausgerichtet wurde. Es war Nachmittag. Die Sonne musste im Südwesten stehen. Gegenüber war dann Nordwest. Dann lag Norden also ... Als ich gerade überlegte, ob ich die Karte, mich, oder besser die Bank herumdrehen sollte, hüllte mich ein schwarzer VW-Golf in warmen Fahrtwind und weißen Staub. Er hielt unter einem Baum auf dem Parkplatz. Ein junger Mann stieg aus. Autofahrer sollte man eigentlich nicht fragen. Doch der unverbesserliche Optimist in mir schob alle Vorbehalte beiseite. Ich versuchte es trotzdem. Er kenne einen Radweg nach Kahl, beantwortete er meine Frage. Nur ob es der Richtige sei, das wisse er nicht. Seine Hinweise reichten aber für mich aus, die Stadt zu verlassen, ohne noch einmal die Fußgängerzone durchschieben zu müssen. An einer Abzweigung waren ein Pfeil und ein Radfahrer auf den Asphalt gemalt. So deutliche Markierungen hatte ich bisher noch nirgendwo gesehen. Das war erfreulich und die Strecke war es auch: eine breite glatte Straße. Laubwälder zu beiden Seiten, Höhenunterschiede, die nur der Abwechslung dienten und immer wieder blaue Pfeile auf dem Asphalt. Irgendwann mündete diese Traumstraße in zwei Fahrspuren, die mir überhaupt nicht gefallen konnten und ich bog ab. Jetzt stand neben den blauen Pfeilen RB und das hatte mit Kahl nun gar nichts mehr zu tun. Da aber das Element Zeit kein Gewicht mehr für mich hatte, der Bodensee als Ziel in erster Linie nur symbolische Bedeutung besaß und sowieso nur der Ordnung halber vorgeschoben war, es noch mindestens drei bis vier Stunden hell bleiben würde machte mir der Gedanke auf eine der üblichen Wellnessrouten hereingefallen zu sein auch keinerlei Bauchschmerzen mehr. Der Weg war das Ziel. Auf dem blieb ich jetzt und das war gut so. Die Götter lieben den, der nach Weisheit und Erkenntnis strebt. Sie sandten mir zwei Boten. Auf einer schmalen Brücke standen sie. Eine Frau und ein Mann, beide jung, dunkelhaarig, gut aussehend. Helme mit aufgemalten Silberflügeln auf dem Kopf, Artemis und Apollo, im Fahrraddress wie aus dem Modekatalog, Mountainbikes neben sich.
    »Eigentlich bedeutet RB Rodenbach«, sagte Artemis mit mädchenhaft brüchiger Altstimme, schüchtern und wie um Verzeihung bittend. Apollo lächelte verhalten, wie eine griechische Statue.
    »Von Rodenbach aus kommen Sie auch nach Kahl«, Apollo führte nun das Wort. »Aber der kürzere Weg geht dort unten entlang. Immer auf dem Radweg neben der Straße direkt bis zum Campingplatz.«
    Mild lächelte Artemis jetzt. Sie schob eine widerspenstige Locke unter den Helm. Dann verschwanden beide auf ihren Rädern im Wald.
    Auch hier Laubwälder zu beiden Seiten der Straße. Der Radweg lag nun schon im Schatten. Der Himmel verbarg sein Blau hinter einem zarten Schleier. Der Fahrtwind kühlte mein Gesicht. Nach knapp einer Stunde sah ich den Campingplatz. Er lag an einem See. 20.30 Uhr. Mein Handy meldete sich. Es wollte eingeschaltet werden.
    Der Mann an der Rezeption trug Uniform. Auf dem Parkplatz daneben stand ein Opel mit Blaulicht und der Aufschrift Security. Der Platz war gesichert wie der Campus eines

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