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Der Einsatz

Der Einsatz

Titel: Der Einsatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
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beträfe sein Labor bei Tohid. Haben seine Kollegen den Verdacht, dass irgendetwas mit ihren Instrumenten oder ihren Messungen nicht stimmen könnte? Haben sie irgendetwas geäußert, was darauf hindeuten könnte, dass sie einen Grund für ihren bisherigen Misserfolg vermuten – einen anderen Grund als den üblichen wissenschaftlichen Prozess des Versuchens und Scheiterns? Falls das so ist, müssen Sie davon wissen. Und falls man unsere List dort durchschaut hat, müssen Sie und Mr.   Winkler sich so schnell wie möglich eine neue einfallen lassen oder aber die vorhandene wasserdichter gestalten. Verstehen Sie, was ich meine, mein lieber Mr.   Fellows?»
    «Ich denke schon», sagte Harry. «Wir müssen herausfinden, ob man bei Tohid ahnt, dass wir Spielchen mit ihnen treiben, und dann entsprechende Maßnahmen treffen. Was ist mit der zweiten Frage? Der nach dem Umfeld?»
    «Natürlich, mein Lieber. Die zweite Frage ginge dahin, ob Ihr junger Freund etwas von anderen Forschungsprogrammen weiß, die seinen eigenen Vorhaben bei Tohid vielleicht ähneln. Sie vermuten, dass solche Programme grundsätzlich existieren könnten, aber Sie müssen sicher sein, dass es sie tatsächlich gibt. Sie brauchen genaue Angaben, Adressen, Namen. Andernfalls können Sie Ihre Betrügerei niemals gezielt einsetzen. Und dann sind Sie verloren.»
    «Also gut», sagte Harry. «Wir müssen uns andere Waffenprogramme von ihm nennen lassen. Zweitbesetzungen sozusagen,die die Iraner sich für den Fall leisten, dass man bei Tohid scheitert. Das meinen Sie doch?»
    «Ja, ganz recht.»
    «Und wie lautet die universelle Frage?», wollte Harry wissen.
    «Die universelle Frage, mein Bester, lautet, ob Ihr Iraner klug und mutig genug ist, nach dem Gespräch mit Ihnen wieder in sein Land zurückzukehren und das Vorhaben in die Richtung zu lenken, die Sie ihm geben wollen. Und ob Sie, Mr.   Fellows, klug und mutig genug sind zu verstehen, was er Ihnen sagt. Andernfalls wäre es sicherlich besser, alles so weiterlaufen zu lassen, wie wir es begonnen haben, ohne dass uns der junge Mann in die Quere kommt und womöglich noch Fehler macht. Das könnte unangenehme Folgen haben.»
    «Für wen genau?»
    «Nun, für das Geschäft natürlich, mein Lieber.»
     
    Am selben Nachmittag flogen Harry Pappas und Adrian Winkler mit einer kleinen Passagiermaschine vom Militärflughafen Mildenhall in Cambridgeshire nach Turkmenistan. Die Maschine gehörte der GasPort Ltd., einer Briefkastenfirma, die wiederum zu einer Holding auf den Niederländischen Antillen gehörte. Bis auf die Registrierungsnummer, die noch am selben Tag an den turkmenischen Staatschef weitergegeben worden war, besaß das Flugzeug keinerlei Kennzeichnung. Die Mitteilung erfolgte im Rahmen eines persönlichen Telefongesprächs mit einem libanesischen Geschäftsmann aus London, der dem Präsidenten bereits somanchen Gefallen getan hatte und ihm künftig auch noch viele weitere tun würde.

29   Aschgabat/Turkmenistan
    Das Fischerboot legte kurz vor Mitternacht an der kaspischen Küste an. Es erwartete Jackie und ihre Leute auf einer Sandbank, die östlich von Gohar Baran ins Meer hineinragte. Der zunehmende Mond warf sein bleiches Licht auf die trüben, salzigen Wellen des Kaspischen Meeres. Karim Molavi war angespannt: Auf jeden Lichtstrahl, der von fern auf das Wasser fiel, reagierte er mit ängstlichem Blick, und wenn auf der Küstenstraße ein Auto vorbeifuhr, zuckte er jedes Mal zusammen. Er kramte in seinen Taschen, zog sein iranisches Handy, das «Spezial-Handy», und seinen Palm Pilot heraus und fragte, ob er das alles nicht lieber zurücklassen solle. Doch Jackie erwiderte nur: «Bloß nicht!»
    «Ich habe keinen Pass mehr», murmelte Karim. Es war ihm unangenehm. Am liebsten hätte er es gar nicht erwähnt, weil er fürchtete, damit in letzter Sekunde noch Probleme aufzuwerfen.
    Jackie musste lachen. Sie schien seine Bemerkung für einen Witz zu halten. «Den werden Sie auf dieser Reise auch gar nicht brauchen», sagte sie.
    Die drei Team-Mitglieder trugen allesamt schwarze Tarnkleidung, die sie zu schattenhaften Umrissen in der Dunkelheit machte. Auch für den iranischen Passagier hielt Jackie einen schwarzen Neoprenanzug bereit, den Molavi umständlichüberstreifte. Dann musste er noch die schwarze Sturmhaube aufsetzen, die Marwan   – Molavi nannte ihn im Geiste immer noch «Mr.   Saleh» – ihm reichte. Marwan und Hakim trugen ihre Maschinenpistolen über der Schulter, Jackie

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