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Der Einsatz

Der Einsatz

Titel: Der Einsatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
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Orten, werden geschmuggelt, verkauft und weiterverkauft. Manche unserer Umschlagkontakte wissen Bescheid, andere sind völlig ahnungslos. Wir bedienen uns jeder nur denkbaren List und fügen dann noch ein, zwei weitere hinzu. Wir haben den Vorteil, ganz genau zu wissen, was die Iraner haben wollen, und außerdem die richtigen Wege zu kennen, uns so in die Versorgungskette einzuklinken, dass wir irgendwann zwangsläufig ihr Handelsnetz kreuzen. Für diese Art der Geschäftspraktiken eignet sich auch beileibe nicht jeder, o nein. Wir wissen, welchen Menschen die Iraner vertrauen werden. Wir wissen, wem wir wie viel zu zahlen haben. Und so kommen die Geschäftsabschlüsse dann schließlich zustande.»
    «Und die Geräte, die Sie verkaufen   … funktionieren die gut?»
    Die Frage zauberte ein Lächeln auf Atwans Lippen. Gleich darauf lachte er laut, und Adrian lachte mit.
    «Ob sie gut funktionieren? Köstlich, Mr.   Fellows, wirklich köstlich. Nun, anfangs funktionieren sie genau so, wie sie sollen und wie es der Käufer auch erwartet. Doch dann, nach einem Monat oder auch nach einem Jahr, weichen sie um eine Winzigkeit von der korrekten Leistung ab. Doch wie soll der Käufer das merken? Wenn Ihre Uhr Ihnen sagt, es sei fünfzehn Minuten nach elf, wie sollen Sie dann ahnen, dass es in Wahrheit sechzehn Minuten nach elf ist – es sei denn, Sie haben eine zweite Uhr? Irgendwann ist es dann siebzehn Minuten nach elf und schließlich halb zwölf und immer so weiter. Nach einjähriger Arbeit haben unsere falsch geeichten Messinstrumente das Projekt ein ganz klein wenig von seinem eigentlichen Ziel abgebracht. Nach fünf Jahren ist es schon meilenweit davon entfernt, und nach zehn Jahren, würde ich vermuten, hat man sich völlig verlaufen.»
    «Dann haben Sie Tohid also mit diesen fehlerhaften Instrumenten ausgestattet. Und vermutlich auch noch andere iranische Firmen, oder?»
    «Aber sicher, wir haben sehr viele Kunden. Wenn Sie die Instrumente allerdings als fehlerhaft bezeichnen, Mr.   Fellows, dann irren Sie sich ganz gewaltig. Sie tun genau das, wofür sie entwickelt wurden. Nur waren die Entwicklungspläne vielleicht ein wenig   … hinterhältig.»
    «Gut, fassen wir noch einmal zusammen», sagte Harry. «Ein iranischer Wissenschaftler schickt uns Informationen darüber, dass in seinem Labor eine Neutronenquelle getestet wird, wie man sie zum Zünden von Atomwaffen braucht.»
    «Ja, das ist sehr gut. Und sehr nützlich für Sie. Für mich ist es natürlich ein wenig problematisch und vermutlich auch schlecht fürs Geschäft, aber das spielt keine Rolle.»
    «Schlecht fürs Geschäft? Inwiefern?»
    «Vergessen Sie es, mein Lieber. Das war nur ein Witz. Glauben Sie mir.»
    Atwan lachte, und Adrian lachte mit. Harry fuhr mit seinen Fragen fort. Er hatte zwar nicht verstanden, wie Atwans Anmerkung gemeint war, maß ihr aber auch nicht allzu viel Bedeutung zu.
    «Na gut. Nach Aussage meines iranischen Wissenschaftlers bei Tohid funktioniert die Neutronenquelle aber nicht so, wie sie soll. Der Test ist fehlgeschlagen. Aber wenn sein Labor nun Ihre   … nennen wir sie mal neu konfigurierten Geräte verwendet, dann werden die Tests vielleicht niemals richtig gelingen, weil die Messungen einfach nicht stimmen.»
    «Nicht nur vielleicht, mein Lieber, sondern höchstwahrscheinlich nicht.»
    «Also sollte der Bericht des iranischen Agenten uns eigentlich gar nicht in Panik versetzen, sondern eher beruhigen. Ist das richtig?»
    «Aber ja», erwiderte Atwan. «Er sollte Sie sehr beruhigen. Solange die Iraner nicht auf die Idee kommen, aus irgendeinem Grund an der Zuverlässigkeit der Messinstrumente zu zweifeln, werden sie jahrein, jahraus ohne brauchbares Ergebnis weiterstolpern, immer neue Versuche machen und immer aufs Neue scheitern und einfach nicht begreifen, warum. Und natürlich neue Instrumente kaufen, um sich zusätzlich abzusichern.»
    Atwan lächelte mit der Miene eines Unternehmers, der seine Umsätze auf Jahrzehnte hinaus gesichert sieht.
    «Geht es Ihnen jetzt etwas besser, Mr.   Fellows?», fragteAdrian. «Sitzt der Hemdkragen nicht mehr ganz so eng? Und sind Sie womöglich sogar froh darüber, dass die Firma Atwan und Winkler Ihre Interessen so gut vertritt?»
     
    Harry dachte darüber nach, wie kompliziert das Unterfangen war, das Atwan ihm gerade geschildert hatte. Laut Jack Hoffman hatte die CIA schon einmal ein ähnliches Spielchen gestartet, es aber wenige Jahre später wieder abgeblasen, nachdem

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