Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Einsatz

Der Einsatz

Titel: Der Einsatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
Vom Netzwerk:
entsprechende Ausrüstung nicht hier, wusste aber, wo sie in London zu finden war. Er schickte seinem Cheftechniker in England eine verschlüsselte Mail und wies ihn an, die nötigen Komponenten zusammenzustellen und noch am selben Abend mit einer weiteren von Atwans zahllosen GasPort-Maschinen nach Aschgabat zu kommen.
    Harry erkundigte sich, ob die Sabotage denn auch wirklich von außen funktionieren würde, damit Karim nicht das Risiko eingehen musste, einen US B-Stick anzuschließen oder irgendeinen Softwarecode zu ändern.
    «Ganz, wie Sie möchten», erwiderte Atwan. «Wir müssen eigentlich nur jemanden mit dem Gerät vor Ort haben. Das ist sogar sehr viel effektiver, als den Code zu ändern. Ihr Mann braucht das Gerät auch nirgends anzuschließen. Er muss nur selbst in den Iran zurückkehren. Glauben Sie, das wird er tun?»
    Harrys Miene verdüsterte sich. Über diesen Teil des Plans wollte er lieber nicht allzu viel nachdenken.
    «Wenn ich ihn darum bitte, wird er es tun. Das ist ja gerade das Problem. Er wird alles tun, was ich ihm sage.»
     
    Als das Technik-Team aus London auf den Weg gebracht war, ließ die allgemeine Anspannung ein wenig nach. Harry hatte einen Plan. Er war kompliziert und gefährlich, doch keineswegs undurchführbar. Mit dem Whiskyglas in der Hand saß Harry gedankenverloren da. Vor ihm lag eine Menge Arbeit, und es blieben nur noch wenige Stunden. Er hatte bereits begonnen, sich mit den Einzelheiten zu befassen, und während Atwan seine Mails nach London verschickte und eines seiner Privatflugzeuge anforderte, hatte Harry sich kurz mit Adrian unterhalten. Für den Moment war das meiste noch bloße Theorie, und das war auch Atwan klar.
    «Sie werden Hilfe benötigen, um den jungen Mann wieder in den Iran zu bringen», sagte er.
    «Wir haben Adrians Leute. Das sind wahre Multitalente.»
    Harry warf Adrian einen raschen Blick zu und sah, wie sein britischer Freund unbehaglich zusammenzuckte. Plötzlich hatte er regelrecht Mitleid mit ihm. Adrian war süchtig, er hatte sich nicht mehr unter Kontrolle.
    «Im Fronteinsatz sind sie brillant», fuhr Harry fort. «Besser als jedes andere Team auf der Welt. Und der Junge vertraut ihnen. Sie haben ihn schon einmal über die Grenze geschafft, also werden sie das auch ein zweites Mal hinkriegen.»
    «Aber Adrians Leute werden dennoch die Hilfe Turkmenistans benötigen», sagte Atwan. «Maschhad liegt schließlich in unmittelbarer Nachbarschaft. Es wäre mir eine Freude, Sie diesbezüglich unterstützen zu dürfen.»
    «Mit Ihren eigenen Leuten oder über den
Baschi
? Ich möchte den Kreis der Mitwisser nicht unnötig erweitern.»
    «Wenn es um solche Fragen geht, mein Lieber, so sind dasalles meine Leute. Landesgrenzen sind nicht von Dauer. Persönliche Loyalitäten schon.»
    «Was könnten Sie denn für uns tun?»
    «Wenn Sie nach Maschhad wollen, wäre es sinnvoll, die Grenze bei Sarakhs zu überqueren, im östlichen Teil dieses glücklicherweise so spärlich besiedelten Landes. Ich habe Freunde, die über entsprechende Transportmöglichkeiten verfügen.»
    «Und wie kommen wir über die Grenze?»
    «Nun, ein Grenzposten ist doch wie der andere, nicht wahr? Und Grenzen sind nun einmal keine undurchdringlichen Mauern, sondern Ansammlungen höchst durchlässiger Einzelpersonen. Auf so etwas habe ich mich spezialisiert.»
    «Ich brauche jede Hilfe, die ich kriegen kann, Mr.   Atwan. Meinen Sextanten habe ich nämlich schon vor längerer Zeit über Bord geworfen. Wenn wir morgen früh den Einsatzplan durchgehen, werden Sie mit dabei sein, zusammen mit Adrian und mir. Wir werden schon dafür sorgen, dass sich das Puzzle zusammenfügt.»
    Atwan lehnte sich im Sessel zurück, doch seine Haltung hatte nichts Autoritäres an sich. Einen Augenblick lang blickte er sogar etwas unbehaglich drein, und Harry fragte sich, was wohl der Grund dafür sein mochte. Sonst war Atwan in keiner Situation aus der Ruhe zu bringen. Doch jetzt schien etwas an seinem Gewissen zu nagen, wenn man das so bezeichnen konnte. Schließlich nahm er einen großen Schluck Whisky und ergriff das Wort.
    «Ihr iranischer Freund, der junge Wissenschaftler   … Planen Sie, ihn auch wieder aus dem Land herauszubringen?»
    «Ja», sagte Harry. «Auf jeden Fall. Das ist die Grundbedingung.»
    Atwan musterte Harry und schien zu überlegen, wie er die nächste Frage formulieren sollte.
    «Aber glauben Sie nicht auch, dass das recht schwierig werden dürfte? Es wird schwer genug, ihn

Weitere Kostenlose Bücher