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Der Einsatz

Der Einsatz

Titel: Der Einsatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
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schnell.»
    «Wie schön. Ich kenne keine größere Freude, als jemandem von Nutzen zu sein, der dringend meine Hilfe braucht.»
    «Können wir uns vielleicht irgendwohin zurückziehen? Ich bin überzeugt, dass Ihre Leute Ihr volles Vertrauen genießen,aber in einem Land wie diesem haben die Wände doch häufig Ohren.»
    «In der Tat. Es gibt ein Zimmer hier, in dem ich meine privaten Geschäfte abwickele. Wenn ich hier bin, wird es täglich gesäubert. Ich habe extra zu diesem Zweck einen meiner Techniker aus London bei mir. Er hat es erst vor wenigen Stunden überprüft.»
    Atwan führte sie an einer Bibliothek vorbei, die mindestens so gut bestückt zu sein schien wie die in seiner Londoner Residenz, und dann einen Flur entlang, an dessen Ende sich eine Tür befand. Der Raum dahinter hatte keine Fenster und war mit verschiedenen Computern, einem Bloomberg-Terminal sowie einem Flachbildfernseher ausgestattet, der auf einen Modekanal geschaltet war. Die Models, atemberaubend schöne junge Frauen aus Sibirien, Weißrussland und allen erdenklichen anderen Ländern, stolzierten auf schwindelerregend hohen Absätzen über den Laufsteg und bewegten die schmalen Oberkörper im Takt dazu.
    «Mein Lieblingssender», bemerkte Atwan, ehe er den Fernseher ausschaltete. «Wenn mir eine Frau besonders gut gefällt, bestelle ich sie mir. Ein guter Freund arbeitet bei einer großen Model-Agentur, und die meisten jungen Damen stellen sich für einen entsprechenden Preis bereitwillig zur Verfügung. Man sollte es kaum glauben, aber so ist es. Sie sind wie exotische Tiere im Zoo und sind sich dieser Tatsache voll bewusst. Wunderschöne Vögel, die ihr Gefieder spreizen. Wenn ich dann die Richtige finde und sie zu haben ist, mache ich sie einem Geschäftsfreund zum Geschenk. Manchmal muss es auch ein junger Mann sein, je nachdem. Die sind deutlich preisgünstiger. Und anschließendwird das Geschenk hübsch verpackt ins Ausland verschickt. Das ist doch viel netter als die üblichen Gaben. Viel persönlicher.»
    «Das interessiert mich nicht.» Harry nahm in einem der schwarzen Ledersessel Platz, mit denen Atwans Privatzimmer ausgestattet war. «Aber so läuft das Geschäft nun mal.»
    «Wie schön, dass Sie das sagen, mein Lieber. Eine höchst fortschrittliche Einstellung. So läuft das Geschäft tatsächlich, und wo kämen wir denn hin, wenn wir uns in geschäftlichen Dingen moralische Werturteile erlauben würden? Aber sagen Sie mir doch, mein Lieber, wie kann ich Ihnen bei Ihren Geschäften weiterhelfen? Ich stehe Ihnen voll und ganz zur Verfügung.»
    Harry sah sich um. Die Tür war fest verschlossen, und außer ihm, Atwan und Adrian war niemand im Zimmer. Sosehr es ihm auch widerstrebte, Geheimnisse vor Leuten zu offenbaren, denen er nicht vollständig vertraute – er hatte doch keine andere Wahl.
    «Der Iran unterhält ein geheimes Waffenlabor in Maschhad. Zumindest mir war bis vor kurzem nichts davon bekannt. Es nennt sich Forschungszentrum Ardabil. Haben Sie je davon gehört?»
    Atwan schwieg und dachte einen Augenblick nach. «Nicht dass ich wüsste. Wir haben Jamaran, Esfahan, Parchin, Natanz und Shiraz beliefert. Aber Maschhad war nicht dabei.»
    «Die anderen Einrichtungen sind uns längst bekannt. Das heißt also, Maschhad ist auch Ihnen neu?»
    «Wenn Sie wollen, kann ich das gleich überprüfen. Ich war so frei, meine Aufzeichnungen mitzubringen. Sie sind sehr leicht zu transportieren.»
    Der libanesische Unternehmer griff in die Tasche und zog einen US B-Stick hervor, der mit seinen Initialen versehen war. Dann trat er an den kleinen Rechnerpark heran und schloss das Speichergerät an die Schnittstelle eines Computers an. Er klickte ein paar Dateien auf, und wenig später erschien eine Tabelle mit Geschäftsdaten auf dem Bildschirm.
    «Sie sind ja richtig gut», bemerkte Harry. «Jeder andere millionenschwere Waffenhändler hätte für so etwas seine Leute.»
    «Ich kann es mir nicht leisten, solche Aufgaben jemand anderem zu übertragen, mein Lieber. Mein wahrer Reichtum sind die Geheimnisse, die nur ich kenne. Die kann ich unmöglich Dritten anvertrauen.»
    Atwan studierte den Bildschirm und suchte unter den mehreren Dutzend iranischer Firmen, die seine weitverzweigten Kontakte und geheimen Strohleute über die Jahre hinweg mit Ausrüstung versorgt hatten, nach dem Forschungszentrum Ardabil. Beim ersten Suchlauf wurde er nicht fündig, doch er fing noch einmal von vorne an und suchte nach Geschäftskontakten in

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